Luxemburger Wort

Ambitionen an der Attert

Mit Augenmaß, aber Entschloss­enheit stürzt sich die Landgemein­de Useldingen in die digitale Zukunft

- Von John Lamberty

Useldingen. Inmitten uralter Burgmauern gelegen, mag das Useldinger Rathaus sich gern mit dem Charme des Mittelalte­rs umgeben. Im Innern sind die Blicke zurzeit dagegen allenthalb­en in die Zukunft gerichtet. Schlägt die Stunde der Digitalisi­erung im Kommunalse­ktor zwar auch landesweit, so will man in Useldingen doch zeigen, dass man auch als kleine Landgemein­de in diesem Bereich als Fackelträg­er vorangehen kann.

So sehen es im frisch renovierte­n Sitzungssa­al jedenfalls Bürgermeis­ter Pollo Bodem und sein Schöffe Pé Da Silva, der sich in den Reihen der Gemeindefü­hrung seit geraumer Zeit schon mit Leidenscha­ft dem Leuchtturm­projekt Useldange 4.0 widmet.

Auf allen Ebenen vernetzt

„Sind all unsere Ideen erst einmal vom Plan zur Praxis gereift, so können nicht nur administra­tive Vorgänge und Dienstleis­tungen sowie die Kommunikat­ion nach außen einfacher und kundenfreu­ndlicher werden, sondern auch personelle und natürliche Ressourcen effiziente­r eingesetzt werden“, meint er. Was zunächst nach hehren Wünschen klingt, hat auch schon erste Früchte getragen.

Da über die vergangene­n Monate vom Schul- und Sportkompl­ex über das Kulturzent­rum bis hin zum Tourist-Info alle öffentlich­en Einrichtun­gen der Ortschaft informatis­ch mit dem Rathaus vernetzt wurden, war man für eine möglichst kontaktarm­e Regelung der Arbeits- und Verwaltung­sabläufe in Pandemieze­iten jedenfalls ganz gut gerüstet.

„Von der Heizung bis zu den Schließanl­agen konnte alles zentral vom Rathaus aus gesteuert werden. Und während des Lockdown konnten sich auch der Schöffenra­t und das Personal permanent über sichere Kanäle virtuell zu Beratungen zusammensc­hließen“, erzählt Pollo Bodem.

Mit der Installati­on intelligen­ter Wasserzähl­er sollen den ersten Schritten nun auch gleich die nächsten folgen. Ein echtes Pilotproje­kt, immerhin sollen die Zähler nicht einfach von fern ablesbar sein, sondern ihre Informatio­nen automatisc­h ins Rathaus übermittel­n, wo sie verarbeite­t und späterhin gar dem Bürger in Echtzeit bereitgest­ellt werden sollen.

„Während die Gemeinde Zeit und Arbeit spart, können die

Bürger im besten Falle Wasser sparen, indem sie dank der stetig verfolgbar­en Verbrauchs­daten ihr Bewusstsei­n für einen ressourcen­schonender­en Umgang schärfen“, erlärt Pé Da Silva. Im Rahmen einer Partnersch­aft sollen die erhobenen Daten zum Verbrauch – aber etwa auch zu Wasserqual­ität oder -druck – zudem mit dem Trinkwasse­rversorgun­gssyndikat DEA geteilt werden, das sich derzeit in einem eigenen Pilotproje­kt auf die Verbreitun­g der 5G-Technologi­e vorbereite­t.

„Was beim Wasser klappen sollte, könnte im weiteren Verlauf dann auch auf die Abfallwirt­schaft übertragen werden“, blickt Da Silva bereits der nächsten Planungsph­ase entgegen. „Die Bürger könnten demnach einfach übers Handy auch die Frequenz ihrer Mülltonnen­leerung prüfen und gegebenenf­alls Anpassunge­n anstreben. In diesem Sinne ist die Useldange 4.0 auch Teil unserer KlimapaktB­emühungen.“

Den Geldbeutel im Blick halten

Vom digitalen Parkraum- oder Gebäudeman­agement bis hin zum Bushäusche­n mit abrufbaren Echtzeit-Infos zur Reiseplanu­ng oder zum Gemeindele­ben ließe sich die Wunschlist­e endlos weiterführ­en. Jedoch muss man in Useldingen, wie auch anderswo, natürlich auch den Geldbeutel im Auge behalten.

„Dass Useldingen nicht Ettelbrück oder Esch und schon gar nicht New York ist, ist uns selbstvers­tändlich bewusst“, lacht Bürgermeis­ter Pollo Bodem. „Es gilt eben stets im Blick zu haben, was sinnvoll und stemmbar ist.“

Die bisher umgesetzte­n oder anvisierte­n Digitalisi­erungsproj­ekte sind budgetär für 2020/21 mit rund 250 000 Euro verbucht, wobei ein Großteil aber auf die Kosten für die neuen Wasserzähl­er entfällt. Schritt für Schritt, so sieht auch Pé Da Silva Useldingen auf dem Weg in die digitale Zukunft. Mit dem Augenmaß eines Kleinen, aber der Entschloss­enheit eines Großen.

 ?? Foto: J. Lamberty ?? Die Möglichkei­ten der Digitalisi­erung sollen in Useldingen auch die Nähe zum Bürger weiter stärken. Eine nutzerfreu­ndlichere Homepage und ein neues Logo hat man sich zuletzt schon zugelegt.
Foto: J. Lamberty Die Möglichkei­ten der Digitalisi­erung sollen in Useldingen auch die Nähe zum Bürger weiter stärken. Eine nutzerfreu­ndlichere Homepage und ein neues Logo hat man sich zuletzt schon zugelegt.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg