Ambitionen an der Attert
Mit Augenmaß, aber Entschlossenheit stürzt sich die Landgemeinde Useldingen in die digitale Zukunft
Useldingen. Inmitten uralter Burgmauern gelegen, mag das Useldinger Rathaus sich gern mit dem Charme des Mittelalters umgeben. Im Innern sind die Blicke zurzeit dagegen allenthalben in die Zukunft gerichtet. Schlägt die Stunde der Digitalisierung im Kommunalsektor zwar auch landesweit, so will man in Useldingen doch zeigen, dass man auch als kleine Landgemeinde in diesem Bereich als Fackelträger vorangehen kann.
So sehen es im frisch renovierten Sitzungssaal jedenfalls Bürgermeister Pollo Bodem und sein Schöffe Pé Da Silva, der sich in den Reihen der Gemeindeführung seit geraumer Zeit schon mit Leidenschaft dem Leuchtturmprojekt Useldange 4.0 widmet.
Auf allen Ebenen vernetzt
„Sind all unsere Ideen erst einmal vom Plan zur Praxis gereift, so können nicht nur administrative Vorgänge und Dienstleistungen sowie die Kommunikation nach außen einfacher und kundenfreundlicher werden, sondern auch personelle und natürliche Ressourcen effizienter eingesetzt werden“, meint er. Was zunächst nach hehren Wünschen klingt, hat auch schon erste Früchte getragen.
Da über die vergangenen Monate vom Schul- und Sportkomplex über das Kulturzentrum bis hin zum Tourist-Info alle öffentlichen Einrichtungen der Ortschaft informatisch mit dem Rathaus vernetzt wurden, war man für eine möglichst kontaktarme Regelung der Arbeits- und Verwaltungsabläufe in Pandemiezeiten jedenfalls ganz gut gerüstet.
„Von der Heizung bis zu den Schließanlagen konnte alles zentral vom Rathaus aus gesteuert werden. Und während des Lockdown konnten sich auch der Schöffenrat und das Personal permanent über sichere Kanäle virtuell zu Beratungen zusammenschließen“, erzählt Pollo Bodem.
Mit der Installation intelligenter Wasserzähler sollen den ersten Schritten nun auch gleich die nächsten folgen. Ein echtes Pilotprojekt, immerhin sollen die Zähler nicht einfach von fern ablesbar sein, sondern ihre Informationen automatisch ins Rathaus übermitteln, wo sie verarbeitet und späterhin gar dem Bürger in Echtzeit bereitgestellt werden sollen.
„Während die Gemeinde Zeit und Arbeit spart, können die
Bürger im besten Falle Wasser sparen, indem sie dank der stetig verfolgbaren Verbrauchsdaten ihr Bewusstsein für einen ressourcenschonenderen Umgang schärfen“, erlärt Pé Da Silva. Im Rahmen einer Partnerschaft sollen die erhobenen Daten zum Verbrauch – aber etwa auch zu Wasserqualität oder -druck – zudem mit dem Trinkwasserversorgungssyndikat DEA geteilt werden, das sich derzeit in einem eigenen Pilotprojekt auf die Verbreitung der 5G-Technologie vorbereitet.
„Was beim Wasser klappen sollte, könnte im weiteren Verlauf dann auch auf die Abfallwirtschaft übertragen werden“, blickt Da Silva bereits der nächsten Planungsphase entgegen. „Die Bürger könnten demnach einfach übers Handy auch die Frequenz ihrer Mülltonnenleerung prüfen und gegebenenfalls Anpassungen anstreben. In diesem Sinne ist die Useldange 4.0 auch Teil unserer KlimapaktBemühungen.“
Den Geldbeutel im Blick halten
Vom digitalen Parkraum- oder Gebäudemanagement bis hin zum Bushäuschen mit abrufbaren Echtzeit-Infos zur Reiseplanung oder zum Gemeindeleben ließe sich die Wunschliste endlos weiterführen. Jedoch muss man in Useldingen, wie auch anderswo, natürlich auch den Geldbeutel im Auge behalten.
„Dass Useldingen nicht Ettelbrück oder Esch und schon gar nicht New York ist, ist uns selbstverständlich bewusst“, lacht Bürgermeister Pollo Bodem. „Es gilt eben stets im Blick zu haben, was sinnvoll und stemmbar ist.“
Die bisher umgesetzten oder anvisierten Digitalisierungsprojekte sind budgetär für 2020/21 mit rund 250 000 Euro verbucht, wobei ein Großteil aber auf die Kosten für die neuen Wasserzähler entfällt. Schritt für Schritt, so sieht auch Pé Da Silva Useldingen auf dem Weg in die digitale Zukunft. Mit dem Augenmaß eines Kleinen, aber der Entschlossenheit eines Großen.