„Schaden noch nicht absehbar“
Leichtathletik-Präsidentin Stéphanie Empain spricht über die Herausforderungen durch Corona
Corona und kein Ende: Seit Mitte März liegt die Luxemburger Leichtathletik weitgehend brach. Aufgrund des Lockdowns waren die Anlagen nicht mehr zugänglich, Trainingseinheiten in Gruppen wurden verboten und zumindest bis Mitte Dezember bleiben starke Einschränkungen bestehen. Der Wettkampfbetrieb steht still. Übungseinheiten sind derzeit zwar erlaubt, allerdings unter der strengen Maßgabe, dass sie im Freien und innerhalb von maximal vier Athleten starken Gruppen abgehalten werden.
Im Anschluss an die ordentliche Generalversammlung des Luxemburger Leichtathletikverbandes, die am Samstag über VideoSchalte stattfand und bei der Stéphanie Empain für weitere zwei Jahre als Präsidentin bestätigt wurden, analysiert die 37-Jährige die aktuellen Herausforderungen.
Voller Terminkalender für das kommende Jahr
Dass das Geschäftsjahr mit einem rekordverdächtigen Überschuss von 126 000 Euro der Einnahmen gegenüber den Ausgaben abgeschlossen wurde, ist definitiv keine erfreuliche Nachricht. Aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemie wurden Lehrgänge abgesagt, internationale Meisterschaften und Vergleiche der Nationalmannschaft aus dem Kalender gestrichen, mit dementsprechend weniger Ausgaben. So einiges wurde auf 2021 verlegt: „Im nächsten Jahr ist der Kalender gerammelt voll mit Terminen, was sich natürlich dann zu Buche schlägt“, so Empain, die seit 2018 an der Spitze der FLA steht.
Kein Zweifel, die Pandemie hat Schaden angerichtet. „Momentan können wir nur schwer einschätzen, wie hoch dieser Schaden
Stéphanie Empain ist seit 2018 FLA-Präsidentin und wurde nun für zwei weitere Jahre gewählt. mittel- und langfristig sein wird“, so die Präsidentin, die sich unter anderem Sorgen um den möglicherweise starken Rückgang der Lizenzen macht. Ein genaueres Bild wird man sich im Januar machen können, wenn die Lizenzen erneuert werden: „Dann werden wir sehen, wie viele Athleten losgelassen haben“, erklärt Empain.
Sie spricht damit vor allem die „Risikogruppe“der 14- bis 16-Jährigen an, bei denen die Motivation, sich im Leistungssport zu engagieren, oftmals auf wackligen Füßen steht: „Diese jungen Athleten und Athleten hatten Freude am Vereinsleben und daran, zusammen mit ihrem Team an Wettbewerben teilzunehmen. Diese Genugtuungen sind nun in den letzten Monaten weitgehend entfallen. Zu hoffen ist immerhin, dass bei vielen zumindest im Hinterkopf die Vorfreude präsent ist, nach langen Monaten wiederum richtig Leichtathletik betreiben zu dürfen.“
Fragezeichen gibt es auch, ob man in der Zeit nach der Pandemie wieder genügend Offizielle und freiwillige Helfer mobilisieren könne: „Viele unserer Helfer haben es in den vergangenen Monaten genossen, nicht mehr Woche für Woche zu Veranstaltungen fahren zu müssen. Sie haben die neugewonnene Freizeit sicherlich genossen. Uns geht es darum, neue, motivierte Helfer zu gewinnen, damit nicht immer dieselben Woche für Woche im Einsatz sein müssen. Das wird eine der Herausforderungen der Zukunft sein.“
Woiwer-Stadion noch nicht ganz vom Tisch
In Zusammenhang mit den Infrastrukturen hat es in den vergangenen Monaten erfreuliche Informationen gegeben. Die Anlagen in Grevenmacher, Ettelbrück und Diekirch sind grundlegend renoviert worden, die Arbeiten am INSStadion schreiten zügig voran, die Bahn wird aller Voraussicht nach im Frühjahr 2021 genutzt werden können. Einen Rückschlag musste die nationale Leichtathletik aber im Süden des Landes hinnehmen.
Unter Federführung der Gemeinde Differdingen und zusammen mit den Gemeinden Petingen und Sassenheim sollte im Stadtteil Woiwer ein neues Stadion gebaut werden. Das Projekt tauchte dann im Differdinger Budget für 2020 überraschend nicht mehr auf, zum direkten Schaden der Vereine CA Beles und Red Boys-UA Petingen, die derzeit über keine moderne Arena verfügen.
Die FLA ließ eine starke Reaktion vermissen. Empain verteidigt die Art und Weise, wie in diesem Dossier vorgegangen sei: „Es ist nicht unsere Aufgabe als Verband, Druck auf die Gemeindeverantwortlichen auszuüben. Ich kann aber versichern, dass wir nachgehakt haben. Schlussendlich war es eine Entscheidung der Gemeindeverantwortlichen, ob der Bau eines Leichtathletikstadions als prioritär angesehen wird oder zum Beispiel ein Wohnungsbauprojekt.“Immerhin lässt Empain Raum für Hoffnung: „Das Dossier ist noch nicht vom Tisch.“
Diskussionen hat es in Leichtathletikkreisen zuletzt auch gegeben, nachdem neben dem CSL ein zweiter Verein in der Hauptstadt gegründet (Liichtathletik Club Lëtzebuerg, LIAL) und auch von der FLA aufgenommen wurde.
Ob in Luxemburg-Stadt Platz für einen zweiten Club vorhanden ist, nachdem vor 20 Jahren Spora und CAL zum CSL fusionierten, dazu will die Präsidentin sich nicht äußern: „Wichtig ist für uns, dass die Prozeduren der Aufnahme eingehalten wurden. Sicher, für den neuen Verein wird es nicht einfach werden, vor allem was die Nutzung der Trainingsstätten geht.“
Das Stade Josy Barthel gehört der Gemeinde Luxemburg, beim Projekt des Stadions in Hamm ist ebenfalls die Hauptstadt Bauherr. „Der neue Verein wird sich also mit den Gemeindeverantwortlichen verständigen müssen, ob er zum bestimmten Zeiten das Stadion nutzen kann. Das ist nicht einfach, aber man sollte dem LIAL eine faire Chance geben“, sagt Empain.
Uns geht es darum, neue, motivierte Helfer zu gewinnen, damit nicht immer dieselben Woche für Woche im Einsatz sein müssen. Stéphanie Empain