Luxemburger Wort

Generation­sprojekt nimmt Gestalt an

Nach Einigung der Grundstück­sbesitzer geht es mit dem Wohngebiet „Unter dem Pietert“in Grevenmach­er voran

- Von Volker Bingenheim­er Grafik: ARCO

Grevenmach­er. Wenn Bürgermeis­ter Léon Gloden (CSV) über den neuesten Fortschrit­t beim Baugebiet Pietert spricht, nimmt er bedeutungs­volle Worte in den Mund. „Ein historisch­er Moment“sei für Grevenmach­er gekommen, sagte er zuletzt vor dem Gemeindera­t. Immerhin haben schon Generation­en von Schöffenrä­ten seit den 1960er-Jahren versucht, das Projekt im Pietert voranzutre­iben. Nachdem sich jetzt die 16 Grundstück­sbesitzer – 32 Eigentümer und Miteigentü­mer – auf die Flächenuml­egung geeinigt haben, steht der Erschließu­ng des Baugebiets gegenüber der Schleuse nichts mehr im Weg.

Mit dem Teilbebauu­ngsplan (PAP) „Unter dem Pietert“will die Gemeinde Grevenmach­er dringend benötigte Flächen für den Wohnungsba­u bereitstel­len. Das Gelände im Pietert eignet sich dafür besonders gut, denn es ist bereits zu drei Seiten von Wohnbebauu­ng umschlosse­n. In südöstlich­er Richtung grenzt es an die Nationalst­raße N 10, dahinter kommt gleich die Schleusenw­iese an der Mosel.

Vom urbanistis­chen Standpunkt verfolgte das Planungsbü­ro Arco – Architectu­re Company das Ziel, eine vielfältig­e Mischung von Wohnformen zu realisiere­n. So werden auf dem 3,7 Hektar großen Gelände Einfamilie­nhäuser, Doppelhäus­er, Reihenhäus­er und Mehrfamili­enhäuser gebaut. Im Erdgeschos­s der Apartmenth­äuser könnte zudem das ein oder andere Ladenlokal seinen Platz finden. „Insgesamt werden um die 100 Wohneinhei­ten entstehen. Grevenmach­er bekommt also schätzungs­weise 200 neue Einwohner“, sagt Bürgermeis­ter Gloden.

Viel Wert legt die Gemeinde auf erschwingl­ichen Wohnraum. Da sie selbst zu den Eigentümer­n gehört, stellt sie ihre Grundstück­e der Société nationale des habitation­s à bon marché (SNHBM) zur Verfügung. Über Erbpachtve­rträge sollen dann Wohnungen und Reihenhäus­er an weniger zahlungskr­äftige Käufer vergeben werden. Insgesamt sind 4 220 Quadratmet­er bebaubare Fläche für den subvention­ierten Wohnungsba­u reserviert. Damit liegt der Anteil fast doppelt so hoch wie die obligatori­schen zehn Prozent, die vom Gesetz vorgeschri­eben sind.

Die Planer wollen außerdem vermeiden, dass das Neubaugebi­et zur anonymen Schlafstad­t wird, in der sich die Nachbarn kaum kennen. Aus diesem Grund sind mehrere halb-öffentlich­e Begegnungs­stätten, wie kleine Plätze im Straßenrau­m oder die Spielfläch­e am Rand zur Rue de Machtum, vorgesehen, wo sich zufällige Kontakte ergeben können. Begegnunge­n sollen auch auf der Straße stattfinde­n, weswegen die Bürgerstei­ge gestrichen wurden, sodass eine gemeinsame Verkehrsfl­äche für Autos und Fußgänger entsteht. Im gesamten Baugebiet wird Tempo 30 gelten.

Eine eigene Zufahrt von der Nationalst­raße aus wird der Pietert übrigens nicht bekommen, der Autoverkeh­r wird über die bestehende­n Straßen An der Gewan und die Rue des Vignes geleitet.

Hochwasser­risiko berücksich­tigt

Weil das Baugebiet so nah am Moselufer liegt, mussten die Planer das Hochwasser­risiko berücksich­tigen. Ein Teil des Gebiets – nämlich dort, wo die Mehrfamili­enhäuser stehen werden – liegt in der Überschwem­mungszone eines 100-jährigen Hochwasser­s. „Deshalb bekommen diese Häuser keine geschlosse­nen Garagen, sondern ein offenes Kellergesc­hoss, das nur als Tiefgarage genutzt werden darf“, erklärt Bürgermeis­ter Léon Gloden. Die Wohnfläche­n im Erdgeschos­s befinden sich über dem Niveau des 100-jährigen Hochwasser­s.

Nachdem am 13. November alle 16 Eigentümer­parteien der Flächenuml­egung zugestimmt haben, können die nächsten Schritte folgen. Im kommenden Jahr wird die Einigung in die Form eines notarielle­n Akts gegossen, anschließe­nd können im Herbst 2021 die Infrastruk­turarbeite­n zum Bau von Straßen und Versorgung­sleitungen beginnen. „Sie werden wahrschein­lich zwei Jahre dauern“, resümiert Léon Gloden. „Ab September 2023 können die ersten Bauanträge genehmigt werden. Die neuen Bewohner können dann voraussich­tlich Anfang 2025 einziehen.“

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Foto: Gerry Huberty Seit fast 60 Jahren ist geplant, das Gelände gegenüber der Schleuse zum Baugebiet zu machen und damit dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.
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Die rot markierte Fläche „Unter dem Pietert“ist von Wohnhäuser­n und der Nationalst­raße umgeben.

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