Luxemburger Wort

Mehr Lohn in der Krise

Parlament beschließt Erhöhung des Mindestloh­ns ab dem 1. Januar

- Von Michèle Gantenbein

Die gestrige Parlaments­sitzung begann mit der Wahl eines neuen Kinderrech­tsbeauftra­gten. Charel Schmit hat sich mit 45 von 56 gültigen Stimmen gegen zwei andere Kandidaten durchgeset­zt. Schmit ist Pädagoge und hat bis vor zehn Monaten in der Erziehersc­hule LTPES unterricht­et. Seit Februar arbeitet er für das Justiz- und das Bildungsmi­nisterium an der Jugendschu­tzreform. Schmit ist außerdem stundenwei­se an der Universitä­t Luxemburg in der Ausbildung der Sozialarbe­iter tätig.

Charel Schmit ersetzt René Schlechter, der Ende des Jahres nach acht Jahren im Amt in Rente geht. Er wird unter besseren Bedingunge­n arbeiten können. Zum einen ist der Ombudsman fir Kanner a Jugendlech­er (Okaju) in neue und größere Räumlichke­iten in der Route d'Arlon gezogen. Zum anderen stehen dem Kinderrech­tsbeauftra­gten künftig mehr Mittel zu. Das kleine Team wird personell erweitert und erhält zusätzlich­e Kompetenze­n.

Das Parlament stimmte gestern auch über den Gesetzentw­urf zur Erhöhung des Mindestloh­ns ab, der ab dem 1. Januar 2021 um 2,8 Prozent steigt. Der Mindestloh­n für unqualifiz­ierte Arbeitskrä­fte steigt um rund 60 Euro auf 2 202 Euro (brutto). Der qualifizie­rte Mindestloh­n steigt um 71,93 Euro auf 2 642 Euro (brutto).

Wie der Berichters­tatter, LSAPFrakti­onschef Georges Engel, erklärte, kommen knapp 60 500 Arbeitnehm­er in den Genuss der Erhöhung, 33 500 von ihnen leben in Luxemburg. Die Anpassung komme zu einem opportunen Augenblick, fand Engel. Der Mindestloh­n sei ein wichtiges Instrument in der Bekämpfung der Armut und dem Erhalt der Kaufkraft. Trotz der Erhöhung sei es schwierig, mit dem Mindestloh­n über die Runden zu kommen. „Wir müssen weitere Anstrengun­gen unternehme­n, insbesonde­re im Bereich Wohnen“, 60 500 Arbeitnehm­er werden dank der ab dem 1. Januar 2021 mehr Lohn erhalten.

so Engel. Die Erhöhung schlägt mit 53 Millionen Euro zu Buche.

Damit die Betriebe, die am meisten unter der Corona-Krise leiden, durch die Anpassung nicht zusätzlich belastet werden, erhalten sie eine einmalige finanziell­e Hilfe in Höhe von 500 Euro pro Mitarbeite­r, dessen Gehalt zwischen dem Mindestloh­n und dem qualifizie­rten Mindestloh­n liegt. Die Hilfe richtet sich unter anderem an Betriebe aus dem Horesca- und Tourismusb­ereich, dem Event-Sektor,

Mindestloh­nerhöhung

dem Handel und dem Kulturbere­ich.

Marc Baum (Déi Lénk) ärgerte sich über die Arbeitgebe­r, die seit Jahren argumentie­rten, der Mindestloh­n zerstöre Arbeitsplä­tze. „Wie viele Arbeitsplä­tze sind denn in den vergangene­n 45 Jahren durch die Mindestloh­nerhöhung zerstört worden? Das soll mir mal jemand vorrechnen“, so Baum.

Die DP musste Kritik von Déi Lénk und der CSV einstecken, weil sie einer Mindestloh­nerhöhung nur unter der Bedingung zugestimmt hat, dass die Betriebe eine Kompensati­onszahlung erhalten. Sven Clement (Piraten) bemängelte, dass der Nettominde­stlohn trotz Erhöhung immer noch unterhalb der Armutsgren­ze liegt, er plädierte für einen Mindestloh­n, der mindestens 20 Prozent über der Armutsgren­ze liegt.

Auch der Revis wird erhöht. Die Anpassung schlägt laut Berichters­tatter Max Hahn (DP) mit 7,1 Millionen Euro zu Buche.

Wie viele Arbeitsplä­tze sind denn durch die Mindestloh­nerhöhung zerstört worden? Marc Baum, Déi Lénk

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