Weihnachtsmann in Corona-Quarantäne
Athen. Vor den griechischen Postämtern stehen jetzt ganz besondere Briefkästen. Sie sind rot statt gelb. Alle Jahre wieder werfen die griechischen Kinder hier ihre Briefe mit den Wunschzetteln an den „Ai Vasili“ein. So heißt der Weihnachtsmann in Griechenland.
Die Post befördert diese Briefe ohne Porto – wohin auch immer. Aber werden die Wünsche wahr? In diesem Jahr ist das nicht sicher. Denn leider gibt es ja keinen Weihnachtsmann. Wegen des CoronaLockdowns sind alle Einzelhandelsgeschäfte seit über vier Wochen geschlossen.
Online-Shops überfordert
Es gibt zwar Online-Shops für Spielzeug und Geschenkartikel, aber die Händler sind durch den Andrang überwältigt. Auch die Zusteller kommen nicht mehr nach. Griechenlands größter Spielwarenhändler „Jumbo“hat seinen elektronischen Laden für zwei Wochen kurzerhand vom Netz genommen. Über 50 000 Bestellungen gilt es erst einmal abzuarbeiten. Auch die Spielwarenkette „Moustakas“nahm zeitweilig keine Bestellungen mehr an. Der Elektronikund Computerhändler „Plaisio“akzeptiert nur noch Online-Bestellungen im Wert von über 35 Euro. Wer jetzt noch eine Bestellung aufgeben kann, muss
Der griechische Einzelhandel hofft, doch noch vor Weihnachten öffnen zu können.
sich gedulden. Zwar werden die Weihnachtsgeschenke in den meisten griechischen Familien traditionell erst zu Neujahr verteilt. Aber selbst dieser Liefertermin ist für viele Händler kaum mehr zu halten. Denn auch die Zusteller sind heillos überlastet. Der Kurierdienst ACS meldet einen Anstieg der Aufträge um 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Enttäuscht sind nicht nur viele griechische Kinder, die jetzt vergeblich auf Geschenke warten. Für viele Einzelhändler könnte der vor über vier Wochen angeordnete Lockdown das Aus bedeuten. Generell erwirtschaftet der griechische Einzelhandel im November und Dezember etwa 25 Prozent seiner Jahresumsätze. Bereits im Frühjahr waren die Läden in Griechenland wegen des ersten Corona-Lockdowns wochenlang geschlossen. Damit fiel das traditionell wichtige Geschäft zu Ostern aus. Jetzt könnte der Wegfall des Weihnachtsgeschäfts viele Händler in die Pleite treiben. Immerhin gibt es noch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Bis Ende der Woche will die Regierung entscheiden, ob wenigstens einige Einzelhandelsgeschäfte vor Weihnachten doch noch öffnen dürfen. G.H.