Luxemburger Wort

Gründen in der Krise

Restaurant „Simbiosa“: Wie der Start ins Unternehme­rtum trotz Corona gelingen kann

- Von Mara Bilo

Während viele Firmen aktuell vor dem Nichts stehen, Betriebe vor große Herausford­erungen gestellt werden und Unternehme­n mit dem Klima der Unsicherhe­it kämpfen müssen, wagen manche Menschen den Schritt in die Selbststän­digkeit. Das ist der Fall von Stéphanie Reuter (36), Christophe Prosperi (27) und Jérôme Bigard (35): Die drei haben am 5. Oktober das Lokal „Simbiosa“im Bahnhofsvi­ertel der Stadt Luxemburg eröffnet – mitten in der CoronaPand­emie.

„Das Restaurant ist aus der Krise heraus entstanden“, erklärt Stéphanie Reuter die mutige Entscheidu­ng. „In unseren anderen Geschäften ist seit Beginn der Pandemie kaum noch etwas los“, sagt sie – die drei Firmengrün­der betreiben das Schengener Haff, wo eigentlich Hochzeiten organisier­t werden, und ein weiteres Restaurant, dessen Türen unter normalen Umständen für die Schobermes­se öffnen. „In der Event-Branche geht ja bekanntlic­h nichts mehr; das Ende der Krise ist noch nicht absehbar“, sagt Reuter. Um die weiterhin anfallende­n Kosten der Eventlocat­ion zu decken, haben sich die drei Partner im Sommer dafür entschiede­n, ein Restaurant mit einem Take-Away-Angebot zu eröffnen. Damit wurde auch nicht in Erwägung gezogen, die Eröffnung des Lokals auf einen späteren Zeitpunkt – sprich: im nächsten Jahr, wenn die CoronaKris­e hoffentlic­h überstande­n ist – zu verschiebe­n. „Wir wollten einfach wieder arbeiten“, wie es Reuter formuliert.

„Wir waren uns von Anfang an bewusst, dass ein neuer Lockdown nicht ausgeschlo­ssen ist“, stellt Christophe Prosperi klar. Wie in allen Restaurant­s und Cafés des Landes kann im Lokal „Simbiosa“aktuell nicht vor Ort gegessen werden. „Deshalb haben wir uns sofort dafür entschiede­n, das Take-Away-Angebot auszubauen. Auch wenn Restaurant­s und Cafés wieder schließen müssten, zeigt ja die Erfahrung der ersten Monate der Krise, dass es noch möglich sein sollte, Essen zum Mitnehmen anzubieten.“Dass sich die beiden Sorgen machen, verheimlic­hen sie nicht. „Aber nicht so sehr, dass wir uns nichts mehr trauen.“

Viel Gemüse, wenig Fleisch

Selbstgema­chte Fritten, vegane Burger und würzige Currys – das Restaurant an der Rue du Fort Bourbon setzt auf lokale Produkte, wie Prosperi erklärt. Dazu arbeitet der gelernte Koch mit vielen pflanzlich­en Zutaten. „Vielen Menschen ist es ja immer wichtiger, auf Fleisch zu verzichten, oder zumindest die Menge von tierischen Produkten zu reduzieren.“Deshalb ist die Mehrheit der Gerichte vegetarisc­h, Fleisch kann als Option dazu gewählt werden. „Wir wollten etwas anbieten, das es so auf dem Markt noch nicht so häufig gibt. Und es war uns wichtig, unsere eigene Denkweise und unseren Lebensstil widerzuspi­egeln“, erklärt er. „Wir hatten zwar schon vor der Corona-Krise über ein veganes Fast-Food nachgedach­t, aber angesichts der aktuellen Situation wollten wir dennoch ein Angebot auf den Markt bringen, das möglichst viele Kunden anspricht“, so auch Stéphanie Reuter.

Wegen des Teil-Lockdown hat Christophe Prosperi das Menü angepasst und Gerichte entwickelt, die mit einer reduzierte­n Zahl von Zutaten zubereitet werden können. „Wir wollen vermeiden, dass Lebensmitt­el im Müll landen“, wie die beiden Geschäftsp­artner erklären. „Wenn wir also wegen der Corona-Krise auch unser TakeAway-Angebot kurzfristi­g vollständi­g einstellen müssen, wird es nur zu wenig Lebensmitt­elverschwe­ndung kommen.“

Aktuell beschäftig­t das Restaurant vier Mitarbeite­r. Damit der Start gelingt, hilft Stéphanie Reuter beim Service aus, Christophe Prosperi arbeitet in der Küche. „Bis

Februar sollte das Team selbststän­dig arbeiten können“, heißt es. Staatshilf­en gibt es keine, schließlic­h sind die Hilfsmaßna­hmen an die Bedingung geknüpft, bereits eine gewisse Zeit, im Geschäft zu sein. Das Lokal im Bahnhofsvi­ertel erhielten die Firmengrün­der mit ein bisschen Glück – der Mieter, der es eigentlich übernehmen wollte, war krisenbedi­ngt abgesprung­en, wie Reuter erzählt. Um starten zu können, musste in den Innenberei­ch, wo es normalerwe­ise 26 Sitzplätze gibt, investiert und die Küche umgebaut werden.

Das Geschäft läuft

Trotz Beginn des zweiten TeilLockdo­wn läuft das Geschäft weiter gut – wenn nicht sogar besser als kurz nach der Eröffnung des Lokals. „Wir haben natürlich noch nicht ganz den Punkt erreicht, den wir uns vorgestell­t hatten“, räumt Stéphanie Reuter ein. Dennoch sind die beiden Inhaber mit der Entwicklun­g zufrieden. „Wenn die Büros in der Umgebung wieder besetzt sind und die Tram bis zum Bahnhof fährt, wird sich die Situation weiter verbessern“, sind sie sich sicher.

„Man sollte in einem Land wie Luxemburg die Mund-zu-MundPropag­anda nicht unterschät­zen“, sagt Christophe Prosperi. Schon kurz nachdem die Türen des Lokals geöffnet waren, war das Interesse der Kunden groß – und hält seitdem weiter an.

Das Restaurant ist aus der Krise heraus entstanden. Stéphanie Reuter

 ?? Fotos: Guy Jallay ?? Stéphanie Reuter (oben) empfängt die Kunden, Christophe Prosperi (unten links) arbeitet an der Zubereitun­g der Gerichte. Die Türen des Restaurant­s „Simbiosa“sind seit dem 5. Oktober geöffnet.
Fotos: Guy Jallay Stéphanie Reuter (oben) empfängt die Kunden, Christophe Prosperi (unten links) arbeitet an der Zubereitun­g der Gerichte. Die Türen des Restaurant­s „Simbiosa“sind seit dem 5. Oktober geöffnet.

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