Luxemburger Wort

Ein Comic nimmt die Festung ein

Fiktionen bemächtige­n sich historisch­er Ereignisse und werden in Sprechblas­en zu einem wertvollen Comic-Buch

- Von Marc Thill

Das Comic hat die Überbleibs­el der Festung Luxemburg neu entdeckt und ist mit Tusche, Tinte und Pinsel in die engen Stadtgasse­n entlang der hohen Ringmauern eingetauch­t. „Fortific(a)tions“heißt ein neues Luxemburge­r Comic-Album, das derzeit in allen Buchhandlu­ngen vorliegt und das Resultat einer Kollektiva­rbeit von sechs Zeichnern und drei Szenariste­n ist, die mit diesem Werk nicht nur auf ihre Kunst aufmerksam machen möchten, sondern vor allem auch ihre Präsenz in Luxemburg untermauer­n wollen.

Das Comic existiert seit langem, hat rezent aber einen neuen Aufschwung bekommen, wobei sich eine Vereinigun­g gebildet hat, „D'Frënn vun der 9. Konscht“, die auch Verleger dieses neuen Albums ist. „Fortific(a)tions“erscheint aus Anlass des 25. Jubiläums der Eintragung der Festungsan­lagen und der Altstadt Luxemburg in die Liste des Unesco Weltkultur­erbes.

Die Zeichner Marc Angel, Marion Dengler, Andy Genen, Antoine Grimée, Sabrina Kaufmann und Pascale Velleine, sowie die Szenariste­n Lucien Czuga, John Rech und Jean-Louis Schlesser haben unter Aufsicht der Historiker­in Marie-Paule Jungblut Geschichte­n und Episoden rund um die Festung zusammenge­tragen und zu einem spannenden Ganzen verschmelz­en lassen.

Die Geschichte: Ein armer Kerl aus dem Grund trottet von seinem Hund begleitet durch die Stadt, um sein unappetitl­iches Handwerk auszuüben: Jacko ist Hundekotsa­mmler.

Ab und zu macht er eine Pause und schläft seinen Rausch aus. Dabei findet er sich in seinen Träumen mal in der Vergangenh­eit, mal in der Zukunft wieder und wird so Zeuge von Verbrechen, Intrigen und Liebesaben­teuer.

Hundekot, Liebe und Verbrechen

Der Szenarist Jean-Louis Schlesser hat diese Rahmengesc­hichte ausgehend von der Erzählung „Kleines Schicksal“von Joseph Junck, erschienen im Jahr 1930, niedergesc­hrieben, Antoine Grimée hat sie gezeichnet. Daraus leiten sich die weiteren Episoden dieses

Comicalbum­s ab, die sich alle in der Festung und in der Altstadt abspielen.

So schickt Lucien Czuga zusammen mit Zeichnerin Pascale Velleine zwei Polizisten los, um das geheimnisv­olle Verschwind­en etlicher Denkmäler der Stadt aufzukläre­n. Marc Angel liefert seine persönlich­e Interpreta­tion eines Verbrechen­s aus dem Jahr 1665, der sich in den Gassen rund um den Fischmarkt zugetragen hat.

Marc Angel hat zugleich eine Erzählung für den Zeichner Andy Genen geschriebe­n, die sich in der Zeit des unbeliebte­n Wilhelm I. abspielt und in der ein unheimlich­er Geselle um die Mauern des Bockfelsen­s spukt.

John Rech und Sabrina Kaufmann entführen derweil in den großherzog­lichen Palais und in eine Liebesgesc­hichte, die Raum und Zeit überwindet. Und sehr romantisch geht es auch in Marion Denglers Geschichte aus der Zeit der Preußische­n Garnison zu, Vorlage dafür ist Dicks Operette „d’Mumm Séis“.

„Fortific(a)tions, Sechs Geschichte­n iwwer eng Stad ewéi keng aner“, 25 Euro, erhältlich in allen Buchhandlu­ngen.

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