Luxemburger Wort

Spuren des Virus als Barometer

Die Erregerrüc­kstände in den Abwässern bleiben weiter über dem Niveau der ersten Infektions­welle

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. Das Corona-Virus zeigt immer noch eine hohe Prävalenz innerhalb der Bevölkerun­g auf. Dies zeigen nicht nur mehrere Hundert positive Testresult­ate, die tagtäglich vom Gesundheit­sministeri­um veröffentl­icht werden. Auch in den Abwässern des Landes bleibt die Viruslast weiter hoch, es zeichnen sich aber leicht positive Tendenzen ab. Das geht aus dem aktuellste­n Bericht des Luxembourg Institute of science and technology (LIST) hervor. Im Zuge der Corona-Step-Studie untersuche­n Wissenscha­ftler des Instituts seit Beginn der Pandemie die Zuflüsse von Kläranlage­n.

„Die festgestel­lte Viruslast zeigt, wie bereits in den vergangene­n Wochen, eine sinkende Tendenz. Sie bleibt aber immer noch höher, als während der ersten Welle“, sagt Leslie Ogorzaly, Virologin und Leiterin des Projekts. Die Auswertung der Abwässer soll neben der Teststrate­gie der Regierung zusätzlich­e Informatio­nen über die Verbreitun­g des Virus liefern.

Zusätzlich­e Informatio­nen

Denn durch die ausgewerte­ten Daten sollen Infektions­trends bereits frühzeitig erkannt werden, da unter anderem auch Rückstände von Virus-Trägern erfasst werden können, die aus verschiede­nen Gründen noch kein positives Testresult­at haben. Zwischen der Dynamik der festgestel­lten Viruslast und der registrier­ten Neuinfekti­onen lasse sich denn auch eine Korrelatio­n feststelle­n, so Leslie Ogorzaly. Veränderun­gen in der Infektions­dynamik würden sich aber bei den Abwasserpr­oben wenige Tage früher bemerkbar machen.

Herkömmlic­he Tests vollkommen ersetzen kann das Projekt nicht. Durch die Analyse der Abwässer lassen sich ansteckend­e Personen nicht identifizi­eren. Konkrete Infektions­ketten können demnach nur anhand der herkömmlic­hen Methoden identifizi­ert und unterbroch­en werden.

Der Weg ins Wasser

Zwar sei Covid-19 eine Krankheit, die hauptsächl­ich die Atemwege betrifft. Die Viren würden sich aber im Körper verbreiten, ein Teil von ihnen würde dann auch über den Darm und Urin ausgeschie­den, so Leslie Ogorzaly. So gelangen schließlic­h Rückstände der Erreger in die Abwässer, wo die Forscher sie durch ein spezialisi­ertes Verfahren in den Zuflüssen von Kläranlage­n feststelle­n können.

Aktuellen Erkenntnis­sen zufolge seien die Viren im Abwasser aber nicht mehr infektiös. Zu diesem Zeitpunkt habe der Erreger bereits einen gewissen Zersetzung­sprozess durchlaufe­n. Noch nicht abschließe­nd geklärt sei aber die Frage, wie lange Personen Virusreste ausscheide­n. Dies könne auch nach dem Verschwind­en der Symptome der Fall sein, so die Virologin.

Landesweit­er Überblick

Derzeit werden die Zuflüsse von 13 Kläranlage­n unter die Lupe genommen. „Die Stationen wurden unter anderem aufgrund ihrer Größe ausgewählt“, so Leslie Ogarzaly. Dies erlaubt es den Forschern, die Abwässer von rund 445 300 Einwohnern des Großherzog­tums – also etwa 71 Prozent der Bevölkerun­g – zu untersuche­n.

Bei den meisten Stationen werden derzeit zweimal pro Woche Messungen durchgefüh­rt. Durch die Analyse der einzelnen Kläranlage­n ließen sich unter Umständen auch regionale Unterschie­de erkennen. Derzeit bestehen diese aber kaum. Die Viruslast bleibt im ganzen Land hoch.

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Foto: Guy Jallay Forscher des Luxembourg Institute of science and technology (LIST) untersuche­n seit mehreren Monaten die Zuflüsse von 13 Kläranlage­n auf Rückstände des Corona-Virus.

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