Luxemburger Wort

Wirtschaft­sfaktor Wandern

Hängebrück­e in Berdorf: Auf dem Müllerthal-Trail sind die letzten Spuren der Überschwem­mung nun beseitigt

- Von Volker Bingenheim­er

Berdorf. Ihre Bauweise erinnert zwar an das Himalaya-Gebirge, doch sie steht – oder besser: hängt – mitten im Müllerthal. Die stählerne Hängebrück­e ruht auf Drahtseile­n und überquert mehrmals in mehreren Metern Höhe die Roitsbach.

Heute führt die beauftragt­e Metallbauf­irma einen Drucktest durch, bei dem die Tragfähigk­eit der Brücke mit Gewichten geprüft wird. Nachdem die Mitarbeite­r des Forstrevie­rs noch einen hölzernen Steg am Einstieg der Brücke gebaut haben, kann sie anschließe­nd für Wanderer freigegebe­n werden.

Mit der Eröffnung der Hängebrück­e verschwind­et die letzte Umleitung des Müllerthal-Trail an einer durch die Überschwem­mungen vom 1. Juni 2018 beschädigt­en Stelle. In der engen und steilen Schlucht des Roitsbach hatte die Sturzflut in der Nacht ganze vier Brücken und Treppen talabwärts gerissen. Der bekanntest­e Fernwander­weg der Region quert hier mehrmals den Bach, die Wanderer mussten vorher mit einem schmalen Steig vorlieb nehmen.

Niemand kann eine Garantie geben, dass das Müllerthal in Zukunft nicht wieder von Überflutun­gen heimgesuch­t wird, und niemand mag sich die Folgen ausmalen,

Dauerhafte Lösung: Bürgermeis­ter Joe Nilles freut sich, dass der Trail nun komplett begehbar ist. wenn dies tagsüber geschieht und womöglich noch Wanderer in der Schlucht sind. Die Natur- und Forstverwa­ltung und die Gemeinde Berdorf sind deshalb auf Nummer sicher gegangen und haben sich für eine Überquerun­g in der Höhe entschiede­n. „Wir hatten nach einer Alternativ­e gesucht, die auch starkem Regen, Überschwem­mungen oder der Schneeschm­elze standhält“, erzählt Joe Nilles, Bürgermeis­ter von Berdorf. Mit dieser dauerhafte­n Lösung seien die Gemeinde und die Naturverwa­ltung jetzt das Problem los, alle paar Jahre nach starkem Regen beschädigt­e Holzbrücke­n erneuern zu müssen.

Bürgermeis­ter Nilles ist froh, dass die Route 2 des Müllerthal­Trail

bald wieder komplett ohne Umleitunge­n zu begehen ist, denn dieser ist einer der touristisc­hen Haupt-Anziehungs­punkte von Berdorf. „Der Trail ist auch ein Wirtschaft­sfaktor. Für die Betriebe war es schon von Nachteil, als Teile des Weges gesperrt waren“, sagt Nilles. Er weiß wovon er spricht, denn im Hauptberuf leitet er das Naturund Sporthotel Trail-Inn, direkt gegenüber vom Berdorfer Rathaus.

160 000 Wanderer im Jahr

Auch beim Tourismusv­erband Müllerthal weiß man um die Bedeutung des Trails, der mit seinen Schluchten, Höhlen und Felsplatea­us Naturfreun­de aus den Nachbarlän­dern in die Region zwischen Nommern und Echternach zieht. „In gewöhnlich­en Jahren haben wir 160 000 Wanderer auf dem Müllerthal-Trail. Das ist schon eine extrem hohe Zahl“, sagt Christophe Origer, Präsident des Tourismusv­erbands. „Entlang der 112 Kilometer langen Hauptroute liegen zahlreiche Betriebe. Sie sind die Aushängesc­hilder der Region.“

Linda Salentin, Produktman­agerin für den Müllerthal-Trail, verweist auf das Programm „Müllerthal Trail Partner“. Dieses Label zeichnet wanderfreu­ndliche Beherbergu­ngsbetrieb­e und TouristInf­os entlang der Strecke aus. „Diese Betriebe sind auf Kurzaufent­halte von einer Nacht eingestell­t, bieten Kartenmate­rial, eine ErsteHilfe-Apotheke für Blasen an den Füßen und eine Tourenbera­tung an“, sagt die Trail-Expertin.

„Mit dieser Auszeichnu­ng können die Betriebe neue Kunden gewinnen und die Wanderer wissen: Hier bekomme ich Hilfe“, fasst Origer zusammen.

Übrigens wird der Müllerthal Trail sogar jetzt im Winter von Jahr zu Jahr beliebter. In diesem

Jahr hat die Pandemie zu einem Einbruch bei ausländisc­hen touristen gesorgt, dafür kamen mehr Einheimisc­he.

Mit der richtigen Ausrüstung sind Touren selbst bei Frost und Schnee möglich. Wer Lust hat, es einmal selbst auszuprobi­eren, kann sich in der Tourist-Info Heringer

Millen im Dorf Müllerthal beraten lassen. Das ganze Jahr über verleiht das dortige Testcenter kostenlos Wanderausr­üstung wie Outdoor-Kleidung, GPS-Geräte und Ferngläser. Im Winter können Wanderer dort Schuhkrall­en mit Spikes oder Schneeschu­he testen. Der Frost kann also kommen!

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Foto: Chris Karaba Auf dieser stählernen Hängebrück­e können Wanderer den Roitsbach bei Berdorf bald in sicherer Höhe überqueren.
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