Luxemburger Wort

Kurs halten in Krisenzeit­en

Gemeinde Diekirch sieht sich gut gerüstet, um coronabedi­ngte Mindereinn­ahmen zu verkraften

- Von John Lamberty

Diekirch. Mit erwarteten Mindereinn­ahmen von 3,4 Millionen Euro in diesem Jahr und 1,4 Millionen in 2021 machen sich die Folgen der Corona-Pandemie auch in der Gemeindeka­sse in Diekirch durchaus bemerkbar. Doch sollten die Prognosen der Experten nicht völlig entgleisen, so dürfte die finanziell­e Katastroph­e an der Sauer doch ausbleiben.

Der mittlerwei­le günstigere­n Position bei der Verteilung der staatliche­n Zuwendunge­n an die Kommunen und natürlich der ambitiösen, aber verantwort­ungsvollen Finanzpoli­tik des Schöffenra­ts sei dank. So sieht es zumindest die absolute LSAP-Mehrheit um Bürgermeis­ter Claude Haagen, die den Haushaltsp­lan für das kommende Jahr – den zehnten ohne Neuverschu­ldung – dieser Tage denn auch einmal mehr mit den Stimmen der eigenen Mehrheit durch den Gemeindera­t brachte.

Zweiter Schulcampu­s und Großbauste­llen am Horizont

Die Finanzlage erlaube es jedenfalls, die laufenden Vorhaben weiterzufü­hren und im Budget 2021 auch zahlreiche neue Projekte anzuschieb­en, wie Finanzschö­ffe Claude Thill (LSAP) befand. Zu den primären Herausford­erungen am Horizont zählen dabei sicherlich die angestrebt­e Schaffung eines zweiten Grundschul­standorts, voraussich­tlich auf dem einstigen Firmenarea­l Schou in der Sauerwiss, sowie die Sanierung einiger zentraler Straßen, darunter die Rue du Pont und in der Folge auch die Rue Clairefont­aine.

Mit Blick auf den Bildungsbe­reich stürzt man sich im kommenden Jahr aber nicht nur auf erste Studien und Planungsar­beiten für einen neuen Schulcampu­s, sondern auch auf die Absicherun­g der Betreuungs­kapazitäte­n. Während in der Rue de l'Hôpital bekanntlic­h eine neue Maison relais entsteht, will man die Maison Origer an der Rue des Fleurs nun zur Crèche umgestalte­n. Die zurzeit dort beheimatet­en Sozialdien­ste könnten ihrerseits in die Maison de l'Orientatio­n übersiedel­n, in der man den vierten und fünften Stock entspreche­nd instandset­zt.

Denkmalsch­utzantrag für Wirtgenssc­hlass spaltet Gemüter

Als Teil der finanziell­en Unterstütz­ung der Diekircher Pfadfinder, die ihr Vereinsare­al im Floss gänzlich neu gestalten wollen, wird die Gemeinde zudem deren Chalet am Kockelbier­g in Besitz nehmen, den man schon als Annexe für die Crèche angemietet hat.

Infolge eines Architekte­nwettbewer­bs prüft man zurzeit aber auch mehrere Pläne für die anvisierte Renovierun­g des Wirtgenssc­hlass samt Nebengebäu­de, dies um dem dort angesiedel­ten Musikkonse­rvatorium neue Räumlichke­iten zu bieten. Umso erstaunter zeigte sich Bürgermeis­ter Haagen, dass die lokale CSV, ohne die Gemeindefü­hrung oder die Planungsbü­ros in Kenntnis zu setzen, eine nationale Denkmalsch­utzklassie­rung des Gebäudes beantragt habe. Ein unverständ­licher Schritt, da das Gebäude ohnehin kommunalen Schutz genieße und man etwaige Änderungen im Innenberei­ch so nur unnötig gefährde.

Wie CSV-Rat Paul Bonert meinte, müsse der berechtigt­e Schutz des historisch­en Gebäudes keineswegs Anpassunge­n im Innern behindern. Zudem habe man zum Zeitpunkt des Klassierun­gsantrags keine klare Kenntnis von den Absichten des Schöffenra­ts oder dem Architektu­rwettbewer­b gehabt, wie auch Rat Fränk Thillen (Déi Gréng) beipflicht­ete.

Wie dem auch sei, neben der Musikschul­e sollen in Diekirch jedenfalls auch das Automobilm­useum ausgebaut und das Militärmus­eum weiter modernisie­rt werden. Auf dem Dach des Ciné Scala soll indes eine Fotovoltai­kanlage installier­t werden. Und mit dem Bierriesen ABInbev verhandelt man derzeit auch über den Ankauf der bisher noch brauereiei­genen Quellen des Belleflëss­chen zur zusätzlich­en Speisung des kommunalen Trinkwasse­rnetzes.

Bürgermeis­ter Claude Haagen mit Maske: Die Corona-Regeln prägen derzeit auch die Ratssitzun­gen im Land.

Mit Blick auf die Bemühungen für ein autoärmere­s Diekirch hob der Schöffenra­t unterdesse­n die Pläne zum Bau eines Parkhauses am Bahnhof hervor. Ein Vorhaben, das man im Austausch mit der CFL bereits seit Längerem hegt, das im kommenden Jahr aber endlich konkrete Formen annehmen soll. Darüber hinaus wolle man den erst im Oktober eingeführt­en LouiExpres­s weiterführ­en, das Citybus-Angebot, das insbesonde­re die Ortsvierte­l an der Peripherie besser an das Stadtzentr­um und die Fußgängerz­one anbinden soll.

Während sich die CSV trotz der bislang verhaltene­n Fahrgastza­hlen dafür aussprach, dem noch jungen Projekt eine Chance zu geben, verurteilt­e vor allem Rat Fränk Thillen den Loui-Express als teuer, aber wirkungslo­s. Die Busse blockierte­n die Haltestell­en nur zusätzlich, während weniger mobilen Bürgern mit einem Rufbusdien­st zudem viel bequemer geholfen wäre.

Opposition beklagt mangelnde Kommunikat­ionsbereit­schaft

Derweil zeige ihm das sträflich vernachläs­sigte Vorantreib­en von Rad- und Fußwegekon­zepten, dass der Schöffenra­t den Slogan eines autofreien Diekirch nicht wirklich ernst nehme. Die LSAP-Führung ließ sich ihre Anstrengun­gen um die sanfte Mobilität und bessere Anbindunge­n an den Stadtkern aber nicht madig machen. Mit der Einführung des Parking résidentie­l auf dem gesamten Stadtgebie­t habe man auch zuletzt viel Arbeit in diesem Sinne geleistet.

Konnten die Opposition­sfraktione­n von CSV, Déi Gréng und DP ansonsten auch an vielen Budgetproj­ekten der LSAP-Mehrheit Gefallen finden, so zementiert­e letzten Endes doch eine Kritik ihr geschlosse­nes Nein zum Haushaltsp­lan: Die mehr als lausig erachtete Informatio­ns- und Kommunikat­ionsbereit­schaft des Schöffenra­ts. „Man kann mit dem Gemeindera­t auch Überlegung­en oder Bestrebung­en teilen, ehe alles schon mit Plänen und Studien festgezurr­t ist“, so Rat José Lopes (DP). Meistens belasse die Mehrheit die Dinge aber lieber im Vagen. „Außer, wenn Einstimmig­keit gezielt erwünscht wird.“

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Trotz der finanziell­en Pandemie-Folgen legte die LSAP-Mehrheit in Diekirch den zehnten Haushaltse­ntwurf ohne Neuverschu­ldung vor. Für die Zustimmung der Opposition reichte es dennoch nicht.
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