Bingo und Adventskalender
Die Special Olympics werden kreativ, damit ihre Athleten auch während der Corona-Krise sportlich bleiben
Es gibt wohl keinen Sportverband, bei dem den Athleten das Gruppengefühl und die Nähe zu den Teamkollegen so wichtig sind wie bei den Special Olympics. „Ich glaube, dass der soziale Kontakt unseren Sportlern noch mehr fehlt als anderen, weil sie zum Beispiel bei Umarmungen weniger Hemmungen haben“, sagt Pascale Schmoetten, Präsidentin der Special Olympics. Auch die Sportler mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung halten sich an die Abstandsregeln, doch es fällt ihnen schwer. „Manche rufen die Trainer oder mich an, weil ihnen einfach etwas fehlt.“
Die 52-Jährige erklärt, dass die Special Olympics die aktuelle Pandemie genauso erleben wie jeder andere Sportverband. „Zurzeit dürfen sich unsere Sportler nur alleine fit halten, denn es gibt keine gemeinschaftlichen Trainingsangebote.“Deshalb hat man sich seit Beginn der Corona-Krise eine Menge kreativer Ideen einfallen lassen, um die rund 400 Mitglieder bei der Stange zu halten und zu motivieren. Dazu gehören ein Sportbingo sowie neuerdings ein Adventskalender.
Unsere Sportler brannten darauf, endlich wieder loszulegen. Pascale Schmoetten
Das Bingo wurde im August veranstaltet. An jedem Tag musste eine andere Challenge absolviert werden. Dazu gehörten klassische Fitnessübungen wie Unterarmstütz oder Liegestütze, aber auch 30 bis 60 Minuten Radfahren, zehn Minuten mit einem Ball dribbeln, Schattenboxen und sogar Dosenwerfen. Wer alle Challenges geschafft hatte, bekam am Ende eine Medaille. „Das Bingo fand großen Zuspruch“, freut sich Schmoetten.
Ähnlich funktioniert der Adventskalender – doch waren beim Bingo alle Aktivitäten im Voraus bekannt, so verstecken sie sich diesmal hinter einer virtuellen Tür. Die Athleten werden jeden Tag mit einer sportlichen Betätigung überrascht.
Keine Angst
Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung werden offiziell zur Risikogruppe gezählt. Schmoetten ist nicht bekannt, dass bisher einer der Special-Olympics-Athleten positiv auf das Corona-Virus getestet wurde – und sie hatten im Sommer auch keine Angst, an Trainingseinheiten teilzunehmen, als der Sport unter Auflagen erlaubt war. „Unsere Sportler brannten darauf, endlich wieder loszulegen.“Die Hauptsorge sei es nicht gewesen, sich womöglich mit dem Corona-Virus anzustecken – sondern eher die Frage, wann wieder Sport getrieben werden kann.
Bis Mitte Juni pausierte man bei den Special Olympics. Dann kehrte man zu den Sportarten Laufen, Leichtathletik und Stockschießen zurück – natürlich unter Einhaltung der Regeln, die in einem Hygienekonzept ausgearbeitet wurden.
Sogar gemeinsame Fahrradtouren mit Suzie Godart wurden angeboten. „Dort, wo es möglich war, wurde auch trainiert“, sagt Schmoetten.
„Beim Lauftreff war zum Beispiel die Teilnehmerzahl begrenzt, es musste Abstand eingehalten werden und vor sowie nach der sportlichen Aktivität musste jeder eine Maske tragen. Das war beim Laufen ziemlich leicht umzusetzen.“
Doch bei anderen Sportarten war das schwieriger. Schwimmen gehen konnte man nicht, die Fußballer durften zunächst nur ohne Ball trainieren. „Das Rehazenter und auch sonstige Hallen standen nicht zur Verfügung, sodass Hallensportarten wie Basketball oder
Tischtennis auch im Sommer nicht ausgeübt werden konnten“, beschreibt Schmoetten die Situation.
Training per Zoom
Trainingsangebote gab es deswegen per Video, was besonders in der Anfangszeit der Pandemie wichtig war, alleine schon um den Kontakt zu halten.
Sogar ein Leichtathletik-Meeting war für den 14. November in der Coque in Kirchberg geplant, musste aber abgesagt werden. Seit Ende Oktober werden bei den Special Olympics wegen der steigenden Infektionszahlen keine gemeinsamen Trainingseinheiten mehr angeboten. Dafür aber wurde im November eine weitere Challenge gestartet: Man sollte versuchen, jeden Tag 1,6 km zu laufen, um am Ende des Monats als Gruppe insgesamt 1 000 km zu erreichen. Dank der Hilfe von Menschen außerhalb der Organisation waren es schließlich sogar 1 493 km.
Im Dezember ist es nun möglich, ein Mal pro Woche an einem Training per Zoom-Videoschalte teilzunehmen. Eine Trainerin führt dabei Fitnessübungen durch, und jeder kann mitmachen.
Die Sportler leiden alle unter den Corona-Auflagen – egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Die Special Olympics aber bleiben nicht passiv, sondern sind kreativ, damit ihre Mitglieder auch künftig noch fit bleiben.