Luxemburger Wort

Bingo und Adventskal­ender

Die Special Olympics werden kreativ, damit ihre Athleten auch während der Corona-Krise sportlich bleiben

- Von Daniel Wampach

Es gibt wohl keinen Sportverba­nd, bei dem den Athleten das Gruppengef­ühl und die Nähe zu den Teamkolleg­en so wichtig sind wie bei den Special Olympics. „Ich glaube, dass der soziale Kontakt unseren Sportlern noch mehr fehlt als anderen, weil sie zum Beispiel bei Umarmungen weniger Hemmungen haben“, sagt Pascale Schmoetten, Präsidenti­n der Special Olympics. Auch die Sportler mit körperlich­er oder geistiger Beeinträch­tigung halten sich an die Abstandsre­geln, doch es fällt ihnen schwer. „Manche rufen die Trainer oder mich an, weil ihnen einfach etwas fehlt.“

Die 52-Jährige erklärt, dass die Special Olympics die aktuelle Pandemie genauso erleben wie jeder andere Sportverba­nd. „Zurzeit dürfen sich unsere Sportler nur alleine fit halten, denn es gibt keine gemeinscha­ftlichen Trainingsa­ngebote.“Deshalb hat man sich seit Beginn der Corona-Krise eine Menge kreativer Ideen einfallen lassen, um die rund 400 Mitglieder bei der Stange zu halten und zu motivieren. Dazu gehören ein Sportbingo sowie neuerdings ein Adventskal­ender.

Unsere Sportler brannten darauf, endlich wieder loszulegen. Pascale Schmoetten

Das Bingo wurde im August veranstalt­et. An jedem Tag musste eine andere Challenge absolviert werden. Dazu gehörten klassische Fitnessübu­ngen wie Unterarmst­ütz oder Liegestütz­e, aber auch 30 bis 60 Minuten Radfahren, zehn Minuten mit einem Ball dribbeln, Schattenbo­xen und sogar Dosenwerfe­n. Wer alle Challenges geschafft hatte, bekam am Ende eine Medaille. „Das Bingo fand großen Zuspruch“, freut sich Schmoetten.

Ähnlich funktionie­rt der Adventskal­ender – doch waren beim Bingo alle Aktivitäte­n im Voraus bekannt, so verstecken sie sich diesmal hinter einer virtuellen Tür. Die Athleten werden jeden Tag mit einer sportliche­n Betätigung überrascht.

Keine Angst

Menschen mit körperlich­er Beeinträch­tigung werden offiziell zur Risikogrup­pe gezählt. Schmoetten ist nicht bekannt, dass bisher einer der Special-Olympics-Athleten positiv auf das Corona-Virus getestet wurde – und sie hatten im Sommer auch keine Angst, an Trainingse­inheiten teilzunehm­en, als der Sport unter Auflagen erlaubt war. „Unsere Sportler brannten darauf, endlich wieder loszulegen.“Die Hauptsorge sei es nicht gewesen, sich womöglich mit dem Corona-Virus anzustecke­n – sondern eher die Frage, wann wieder Sport getrieben werden kann.

Bis Mitte Juni pausierte man bei den Special Olympics. Dann kehrte man zu den Sportarten Laufen, Leichtathl­etik und Stockschie­ßen zurück – natürlich unter Einhaltung der Regeln, die in einem Hygienekon­zept ausgearbei­tet wurden.

Sogar gemeinsame Fahrradtou­ren mit Suzie Godart wurden angeboten. „Dort, wo es möglich war, wurde auch trainiert“, sagt Schmoetten.

„Beim Lauftreff war zum Beispiel die Teilnehmer­zahl begrenzt, es musste Abstand eingehalte­n werden und vor sowie nach der sportliche­n Aktivität musste jeder eine Maske tragen. Das war beim Laufen ziemlich leicht umzusetzen.“

Doch bei anderen Sportarten war das schwierige­r. Schwimmen gehen konnte man nicht, die Fußballer durften zunächst nur ohne Ball trainieren. „Das Rehazenter und auch sonstige Hallen standen nicht zur Verfügung, sodass Hallenspor­tarten wie Basketball oder

Tischtenni­s auch im Sommer nicht ausgeübt werden konnten“, beschreibt Schmoetten die Situation.

Training per Zoom

Trainingsa­ngebote gab es deswegen per Video, was besonders in der Anfangszei­t der Pandemie wichtig war, alleine schon um den Kontakt zu halten.

Sogar ein Leichtathl­etik-Meeting war für den 14. November in der Coque in Kirchberg geplant, musste aber abgesagt werden. Seit Ende Oktober werden bei den Special Olympics wegen der steigenden Infektions­zahlen keine gemeinsame­n Trainingse­inheiten mehr angeboten. Dafür aber wurde im November eine weitere Challenge gestartet: Man sollte versuchen, jeden Tag 1,6 km zu laufen, um am Ende des Monats als Gruppe insgesamt 1 000 km zu erreichen. Dank der Hilfe von Menschen außerhalb der Organisati­on waren es schließlic­h sogar 1 493 km.

Im Dezember ist es nun möglich, ein Mal pro Woche an einem Training per Zoom-Videoschal­te teilzunehm­en. Eine Trainerin führt dabei Fitnessübu­ngen durch, und jeder kann mitmachen.

Die Sportler leiden alle unter den Corona-Auflagen – egal ob mit oder ohne Beeinträch­tigung. Die Special Olympics aber bleiben nicht passiv, sondern sind kreativ, damit ihre Mitglieder auch künftig noch fit bleiben.

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Fotos: Special Olympics Luxembourg Beim Lauftreff der Special Olympics gibt es klare Regeln.
 ?? Foto: Christian Kemp ?? Präsidenti­n Pascale Schmoetten (vorne), hier im Jahr 2016, und ihre Kollegen von den Special Olympics lassen sich einige kreative Konzepte einfallen.
Foto: Christian Kemp Präsidenti­n Pascale Schmoetten (vorne), hier im Jahr 2016, und ihre Kollegen von den Special Olympics lassen sich einige kreative Konzepte einfallen.

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