Menschen wie du und ich
Der Journalist Christoph Biermann begleitet die Bundesligamannschaft von Union Berlin während einer Saison
Union Berlin bestritt in der vergangenen Saison seine erste Spielzeit in der Bundesliga. Der Journalist Christoph Biermann begleitete das Team hautnah. Er bekam sogar die Erlaubnis, in der Mannschaftskabine dabei zu sein.
Für Fußballbegeisterte gibt es so viele sehr interessante Einblicke. Schnell wird klar, dass Union eine echte Gemeinschaft ist. Doch es gibt auch Spieler, die ausscheren. Sebastian Polter beispielsweise konnte sich mit seiner Rolle als Ergänzungsspieler nicht richtig abfinden. Als er dann auch noch während der Corona-Pandemie einen
Christoph Biermann – Wir werden ewig leben. Mein unglaubliches Jahr mit dem 1. FC Union Berlin Kiepenheuer & Witsch Verlag ISBN: 9783462001112
416 Seiten, E 18
Gehaltsverzicht verweigerte, war die Zeit des ehemaligen Publikumslieblings bei Union Berlin endgültig abgelaufen.
Der Torhüter eckt an
Torhüter Rafal Gikiewicz stieß Mitspieler mit seiner öffentlichen Kritik vor den Kopf. Doch letztlich waren seine Leistungen so gut, dass dies in Kauf genommen wurde. Nach der Lektüre des Buchs überrascht es einen aber nicht mehr, dass der Keeper im Sommer zum Ligakonkurrenten nach Augsburg gewechselt ist.
Das Buch „Wir werden ewig leben“liefert nicht nur gute Porträts von den wichtigsten Spielern bei Union, sondern stellt auch die Menschen hinter der Mannschaft vor, ob es nun Präsident Dirk Zingler, Vereinschronist Gerald Karpa oder Mannschaftsleiterin Susanne Kopplin ist. Autor Biermann ist Chefreporter des Fußballmagazins „11 Freunde“, das sich traditionell nicht nur für die 90 Minuten auf dem Platz interessiert. Besonders engen Kontakt hatte Biermann zu Trainer Urs Fischer.
Der Schweizer Coach brachte das Kunststück fertig, aus einem absoluten Außenseiter eine gestandene Bundesligamannschaft zu formen, der letztlich souverän der Klassenerhalt gelang.
Warum Fischer trotz dieser herausragenden Arbeit noch immer bei Union ist, erklärt sein Assistent
Markus Hoffmann im Buch: „Er will und kann sich nicht verkaufen. Er will so bleiben, wie er ist. Er will niemandem erzählen, was er kann oder nicht kann.“
Es geht um Emotionen
Und vielleicht geht es Fischer ja auch nicht ums Geld, sondern um wichtigere Dinge. Zu diesem Fazit kommt Biermann am Ende der Saison, nachdem er die wilde Nichtabstiegsfeier miterlebt hatte.
„Ich verstand, warum sie das alles machten, die Spieler und Trainer, die Betreuer, Zingler und der Verein. Warum sie so viel Energie in all das steckten. Klar sie verdienten viel Geld damit, genossen es, in der Öffentlichkeit zu stehen, oder liebten die Gemeinschaft. Aber der wahre Thrill war ein anderer. [...] Sie waren süchtig nach dem Gefühl des Sieges und den gewaltigen Glücksausschüttungen, die damit verbunden waren.“
Und damit ticken die Beteiligten ganz ähnlich wie viele Fans, die Woche für Woche mit ihrer Mannschaft mitfiebern und auf Erfolge hoffen.