Gefahr durch Aerosole?
Warum die Empfehlung, Innenräume regelmäßig zu belüften, als Hinweis verstanden werden kann
Die kürzlich erlassenen schärferen Kontaktbeschränkungen haben bislang wenig bewirkt, weder bei uns, noch in unseren Nachbarländern. Es ist bestenfalls zu einer Stabilisierung der Fallzahlen gekommen.
Ich vermute, dass es neben der Tröpfcheninfektion und Schmierinfektion zusätzliche Ausbreitungswege des Virus gibt. Könnte es sein, dass es in der Luft über weitaus längere Wege transportiert wird, als die zwei Meter, welche die Grundlage der Abstandsregel sind? Ich stütze meinen Verdacht auf zwei Beobachtungen aus der Landwirtschaft:
– Im Frühjahr beobachtete ich bei einem Spaziergang, wie ein Landwirt den Boden seines trockenen Ackerfeldes mit dem Grubber bearbeitete. Der aufgewirbelte Erdstaub verbreitete sich mehrere hundert Meter weit. Wenn schon Erdteilchen so weit fliegen, dann gilt das sicher auch für die viel leichteren Virusteilchen.
– Im Winter kommt es in den Ställen hin und wieder zu sich schnell ausbreitenden Krankheiten wie Rindergrippe und viralen Durchfällen, ohne dass alle Tiere engen Kontakt zueinander haben.
In der offenen Landschaft spielt die weitflächige Aerosol-Ausbreitung kaum eine Rolle. Das ist aber anders für belebte städtische Räume, welche mit ihren Häuserschluchten etwas wie vergrößerte Innenräume mit geöffnetem Dachfenster sind und somit eine höhere Infektionsgefahr durch Aerosole beinhalten. Die Empfehlung, Innenräume im Winter regelmäßig zu belüften, ist ebenfalls ein Hinweis auf die Gefahr durch Aerosole.
Um meine Vermutung zu überprüfen, habe ich vor einigen Wochen über das Kontaktformular der „Santé“eine Untersuchung der Virusprävalenz in der Luft an verschiedenen Orten angeregt. Eine Reaktion darauf, positiv oder negativ, habe ich nicht erhalten.
Jos Bormann zieht Parallelen zum aufgewirbelten Staub bei landwirtschaftlichen Arbeiten.
Ist etwas gewusst, was die breite Öffentlichkeit nicht wissen soll? Will man eventuelle Kenntnisse einer Verbreitung des Virus über größere Entfernungen der Bevölkerung nicht mitteilen, da man eine fatalistische Reaktion (alle Beschränkungen haben doch sowieso keinen Sinn) befürchtet. Die Gesundheitsministerin hat in einer der letzten Pressekonferenzen von den schwierigen Monaten Januar und Februar gesprochen, wo das Virus sich richtig wohlfühlen würde. Gerade da wäre eine gewissenhaftere Beachtung der Regeln wünschenswert, damit die Sache nicht noch mehr aus dem Ruder läuft.
Noch besser wäre es, wenn wir uns als mündige Bürger freiwillig zusätzliche Selbstbeschränkungen auferlegen und so den Politikern zeigen würden, dass wir sie eigentlich gar nicht brauchen. Auch die Gesundheitsministerin hat schon darauf hingewiesen, dass man den gesetzlichen Rahmen nicht unbedingt ausreizen muss.
Ich habe seit dem Frühjahr schon öfters an die schöne Geschichte von der „Maus Ketty“gedacht. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben als Landmaus und ich möchte es nicht gegen ein Leben als Stadtmaus eintauschen.
Jos Bormann,
Reimberg