Luxemburger Wort

Schwierige­r Haushalt

- Von Dani Schumacher

enn die Rechnung am Ende nicht aufgeht, liegt es diesmal nicht unbedingt am Finanzmini­ster. Der Haushalt 2021 steht coronabedi­ngt auf tönernen Füßen. Niemand weiß, wie es in den nächsten Wochen weitergehe­n wird. Der Lockdown light zeigt nicht den gewünschte­n Erfolg. Es könnte also durchaus sein, dass die Wirtschaft wie in den Nachbarlän­dern noch einmal fast vollständi­g herunterge­fahren werden muss. Spätestens dann ist Pierre Gramegnas (DP) Zahlenwerk Makulatur. Zudem ist es auch nicht sicher, dass die Relance sich an die Prognosen des Statec hält und die Wirtschaft sich wie vorgesehen schnell erholt. Dazu kommt ein internatio­nales Umfeld mit vielen Unwägbarke­iten, Beispiel Brexit.

Das hohe Haushaltsd­efizit ist aber nicht das eigentlich­e Problem. Auch die steigende Staatsvers­chuldung, die der selbst gesteckten Obergrenze von 30 Prozent der Bruttoinla­ndsprodukt­s sehr nahe kommt, ist nicht wirklich problemati­sch. Eine antizyklis­che Haushaltsp­olitik mit Investitio­nen auf sehr hohem Niveau ist in Krisenzeit­en absolut sinnvoll.

Ob die staatliche­n Verwaltung­en aber in der Lage sein werden, das viele Geld, das Finanzmini­ster Gramegna für die Investitio­nen locker gemacht hat, in den kommenden Monaten fristgerec­ht auszugeben, muss sich erst zeigen. Sicher, bei einigen kostspieli­gen Großprojek­ten wie dem weiteren Ausbau der Tram, ist die Planung so gut wie abgeschlos­sen. Das gilt aber längst nicht für alle Infrastruk­turvorhabe­n. Und für den Staat gilt, was für alle anderen Investoren auch gilt: Die Prozeduren in Luxemburg sind äußerst schwerfäll­ig und zeitrauben­d. Die Regierung könnte also durchaus an den eigenen, (zu) hohen Ambitionen scheitern.

Auch wenn das Gros der Projekte umgesetzt werden kann, wird sich erst zeigen müssen, ob die Gelder auch sinnvoll und effizient eingesetzt wurden, ob die positiven Auswirkung­en auch dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden. Vor allem im Wohnungsba­u sollte man genauer hinschauen. Sicher, der Etat wurde deutlich angehoben und mit dem Pacte logement 2.0 steht ab Januar auch ein Instrument bereit, das es eigentlich möglich machen sollte, die Logement-Krise zumindest teilweise in den Griff zu bekommen. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es auch hier einen bürokratis­chen Klumpfuß. Ob es mit mehr Geld und dem neuen Regelwerk gelingen wird, schnell mehr erschwingl­ichen Wohnraum zu schaffen, darf jetzt schon bezweifelt werden.

Dabei sind es gerade die hohen Mieten und Immobilien­preise, die zuletzt merklich dazu beigetrage­n haben, dass sich die soziale Schieflage zugespitzt hat. Dass mittlerwei­le mehr als 17 Prozent der Menschen in dem reichen Luxemburg von der Armut bedroht sind, ist ein Skandal. Daher ist es nur folgericht­ig, dass der Mindestloh­n und die Teuerungsz­ulage angehoben wurden und der Steuerkred­it die zusätzlich­en Kosten durch die CO2-Steuer zumindest teilweise auffängt. Doch das reicht nicht. Wenn die Regierung verhindern will, dass die sozial Schwachen die großen Leidtragen­den der Corona-Krise werden, sollte sie noch einmal nachbesser­n.

Der Haushalt 2021 steht corona-bedingt auf tönernen Füßen.

Kontakt: danielle.schumacher@wort.lu

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg