Das „Lockdown-Massaker“löst Verunsicherung aus
Der Apartment-Vermittler Airbnb konnte an der US-Börse einen fulminanten Auftakt feiern
Schärfere Maßnahmen zur Eindämmung steigender Corona-Infektionen und das Ringen im Kongress um das nächste staatliche Hilfspaket dürften in der neuen Handelswoche das Börsengeschehen bestimmen. Ferner stehen Konjunkturdaten an, die einen besseren Einblick in die Folgen der Pandemie geben könnten.
Wer nicht das Glück hat, die heißesten Börsengänge der letzten Jahre in seinem Portfolio zu haben, hat wohl letzte Woche kein Geld verdient: Die Aktie des Online-Zimmervermieters Airbnb kletterte am Ausgabetag 113 Prozent und die des Essenszulieferers
Doordash 86 Prozent. Das weckte Erinnerungen an die High-TechBlase und den Börsen-Crash danach: Zwischen 1995 und dem im März 2000 erreichten Gipfel stieg der Technologie-Index Nasdaq um 400 Prozent. Dann begann ein langsamer Abstieg und im Oktober 2002 war der gesamte während der Blase angehäufte Gewinn versiegt. Trotz der hochfliegenden IPOs gelang es jedoch nicht, den Gesamtmarkt mit nach oben zu ziehen. Der Dow-Jones-Index fiel 0,6 Prozent auf 30 046 Punkte und der S&P-500-Index verlor ein Prozent auf 3 663 Punkte. Selbst der Nasdaq ging mit minus 0,7 Prozent bei 12 378 Punkten aus der Woche. Zwar hinkt der Vergleich mit den Jahren zwischen 19952002, es ist aber schwieriger geworden, den Optimismus der Bullen zu teilen. Ein Blick auf die jüngsten Wirtschaftsdaten genügt. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg in der Woche zum 5. Dezember auf 835 000, Über Nacht hat Airbnb rund dreieinhalb Milliarden Dollar eingenommen.
verglichen mit 716 000 in der Vorwoche, und während der Verbraucherpreisindex im November stärker als erwartet um 0,2 Prozent stieg, verfehlten die Erzeugerpreise die Marke. Auch die politischen Sorgen wollen nicht verschwinden. Immer anfälliger wird der Markt für Schlagzeilen über die Finanzierung der US-Regierung und die Verhandlungen über ein Konjunkturpaket, das noch immer in weiter Ferne zu liegen scheint. Darüber hinaus verschärften etliche US-Gliedstaaten ihre CoronaAuflagen. Ab dem heutigen Montag sind im Staat New York die Innenräume der Restaurants geschlossen. Damit schließt sich Gouverneur Cuomo seinen Kollegen in etlichen anderen Staaten an, obwohl es „kaum Beweise dafür gibt, dass sie einen Anstieg der Covid-19-Fälle verursachen“, schreibt das Wall Street Journal am Samstag in einem Leitartikel unter der Überschrift: Das Lockdown-Massaker. Nach Angaben des Verbands der Gaststättenbetreiber haben in diesem Jahr 110 000 Restaurants dauerhaft den Betrieb eingestellt.
Mittlerweile hat auch die Marktvolatilität wieder zugenommen, was auf die Verunsicherung der Investoren schließen lässt. Der als Angstindex bekannte Cboe Volatilitäts-Index (VIX) stieg auf 24.66 von 20.79. Das ist noch immer hoch – der langfristige Durchschnitt liegt laut VIX bei 19 – doch im letzten März hatte er bei 85.47 seinen Höchstwert erreicht.
In der neuen Handelswoche steht morgen der Empire State Manufacturing Index über die Lage in der verarbeitenden Industrie im Wirtschaftsgebiet New York im Dezember an. Man erwartet eine leichte Erholung.
Am Mittwoch teilt die Notenbank Federal Reserve ihre Beschlüsse zur Geldpolitik mit. Die Geldmarktzinsen dürften unverändert bleiben, doch eine Änderung des Anleihenkaufprogramms wird nicht ausgeschlossen. Spannend wird es ebenfalls Mittwoch, wenn Washington die Einzelhandelsumsätze im November vorlegt. Sie vermitteln einen Einblick in das Weihnachtsgeschäft.
Die Marktvolatilität hat wieder zugenommen.