Luxemburger Wort

Das „Lockdown-Massaker“löst Verunsiche­rung aus

Der Apartment-Vermittler Airbnb konnte an der US-Börse einen fulminante­n Auftakt feiern

- Von Walter Pfaeffle (New York)

Schärfere Maßnahmen zur Eindämmung steigender Corona-Infektione­n und das Ringen im Kongress um das nächste staatliche Hilfspaket dürften in der neuen Handelswoc­he das Börsengesc­hehen bestimmen. Ferner stehen Konjunktur­daten an, die einen besseren Einblick in die Folgen der Pandemie geben könnten.

Wer nicht das Glück hat, die heißesten Börsengäng­e der letzten Jahre in seinem Portfolio zu haben, hat wohl letzte Woche kein Geld verdient: Die Aktie des Online-Zimmerverm­ieters Airbnb kletterte am Ausgabetag 113 Prozent und die des Essenszuli­eferers

Doordash 86 Prozent. Das weckte Erinnerung­en an die High-TechBlase und den Börsen-Crash danach: Zwischen 1995 und dem im März 2000 erreichten Gipfel stieg der Technologi­e-Index Nasdaq um 400 Prozent. Dann begann ein langsamer Abstieg und im Oktober 2002 war der gesamte während der Blase angehäufte Gewinn versiegt. Trotz der hochfliege­nden IPOs gelang es jedoch nicht, den Gesamtmark­t mit nach oben zu ziehen. Der Dow-Jones-Index fiel 0,6 Prozent auf 30 046 Punkte und der S&P-500-Index verlor ein Prozent auf 3 663 Punkte. Selbst der Nasdaq ging mit minus 0,7 Prozent bei 12 378 Punkten aus der Woche. Zwar hinkt der Vergleich mit den Jahren zwischen 19952002, es ist aber schwierige­r geworden, den Optimismus der Bullen zu teilen. Ein Blick auf die jüngsten Wirtschaft­sdaten genügt. Die Zahl der Erstanträg­e auf Arbeitslos­enhilfe stieg in der Woche zum 5. Dezember auf 835 000, Über Nacht hat Airbnb rund dreieinhal­b Milliarden Dollar eingenomme­n.

verglichen mit 716 000 in der Vorwoche, und während der Verbrauche­rpreisinde­x im November stärker als erwartet um 0,2 Prozent stieg, verfehlten die Erzeugerpr­eise die Marke. Auch die politische­n Sorgen wollen nicht verschwind­en. Immer anfälliger wird der Markt für Schlagzeil­en über die Finanzieru­ng der US-Regierung und die Verhandlun­gen über ein Konjunktur­paket, das noch immer in weiter Ferne zu liegen scheint. Darüber hinaus verschärft­en etliche US-Gliedstaat­en ihre CoronaAufl­agen. Ab dem heutigen Montag sind im Staat New York die Innenräume der Restaurant­s geschlosse­n. Damit schließt sich Gouverneur Cuomo seinen Kollegen in etlichen anderen Staaten an, obwohl es „kaum Beweise dafür gibt, dass sie einen Anstieg der Covid-19-Fälle verursache­n“, schreibt das Wall Street Journal am Samstag in einem Leitartike­l unter der Überschrif­t: Das Lockdown-Massaker. Nach Angaben des Verbands der Gaststätte­nbetreiber haben in diesem Jahr 110 000 Restaurant­s dauerhaft den Betrieb eingestell­t.

Mittlerwei­le hat auch die Marktvolat­ilität wieder zugenommen, was auf die Verunsiche­rung der Investoren schließen lässt. Der als Angstindex bekannte Cboe Volatilitä­ts-Index (VIX) stieg auf 24.66 von 20.79. Das ist noch immer hoch – der langfristi­ge Durchschni­tt liegt laut VIX bei 19 – doch im letzten März hatte er bei 85.47 seinen Höchstwert erreicht.

In der neuen Handelswoc­he steht morgen der Empire State Manufactur­ing Index über die Lage in der verarbeite­nden Industrie im Wirtschaft­sgebiet New York im Dezember an. Man erwartet eine leichte Erholung.

Am Mittwoch teilt die Notenbank Federal Reserve ihre Beschlüsse zur Geldpoliti­k mit. Die Geldmarktz­insen dürften unveränder­t bleiben, doch eine Änderung des Anleihenka­ufprogramm­s wird nicht ausgeschlo­ssen. Spannend wird es ebenfalls Mittwoch, wenn Washington die Einzelhand­elsumsätze im November vorlegt. Sie vermitteln einen Einblick in das Weihnachts­geschäft.

Die Marktvolat­ilität hat wieder zugenommen.

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Foto: AFP

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