Yves Merschs Abschied
Der letzte Banker aus der Gründergeneration von 1998 verlässt die EZB
Frankfurt/Luxemburg. Der gestrige Montag markierte für die Europäische Zentralbank (EZB) die endgültige Übergabe des Staffelstabes von der Gründergeneration der Institution an die heutige Führung, als Yves Mersch das Direktorium verließ.
Der 71-jährige Luxemburger ist der einzige Banker, der zu den ursprünglichen 17 EZB-Ratsmitgliedern gehört, die 1998 die Leitung des noch jungen Währungsprojektes übernahmen und bald damit begannen, die Zinssätze in der gesamten Eurozone festzulegen. Damals war Mersch gerade von einer Karriere als Beamter des Finanzministeriums zum ersten Gouverneur der Luxemburger Zentralbank aufgestiegen – eine Institution, die zeitgleich mit der Einführung
der gemeinsamen Währung gegründet wurde. Nach einer Verzögerung durch die Forderungen des Europäischen Parlaments nach einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis wurde er 2012 Mitglied des EZB-Direktoriums und 2019 wurde er stellvertretender Vorsitzender des einheitlichen Aufsichtsmechanismus („Single Supervisory Mechanism“– kurz: SSM).
Mehr als 20 Jahre bei der EZB
Merschs 22-jährige Tätigkeit als EZB-Banker ist weitaus länger als die seiner Kollegen aus dem Euroraum, und es könnte eine Weile dauern, bis ein anderer EZB-Banker den Rekord von Mersch in Frankfurt übertrifft. Die Amtszeit der Direktoriumsmitglieder ist auf acht Jahre begrenzt und kann nicht verlängert werden. Der dienstälteste Notenbankgouverneur ist der deutsche Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der sein Amt im Mai 2011 antrat – zwei Monate vor seinem niederländischen Kollegen Klaas Knot, gefolgt von Bank of Italy-Chef Ignazio Visco im November.
Der niederländische Zentralbanker Frank Elderson tritt die Nachfolge des Luxemburgers Yves Mersch an – seine achtjährige Amtszeit als Mitglied im Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank beginnt heute. Die EUStaatsund Regierungschefs hatten die Personalie am vergangenen Donnerstag auf dem EU-Gipfel in Brüssel gebilligt.
Bloomberg/dpa/mbb