Luxemburger Wort

Die Hauptstadt wächst weiter

Haushaltse­ntwurf mit Ausgaben von einer Milliarde Euro mehrheitli­ch genehmigt

- Von Rita Ruppert

Luxemburg. „Ja, es ist ein außergewöh­nliches Jahr, ein Jahr, das uns als Gemeindeve­rwaltung nähergebra­cht hat“, sagte Bürgermeis­terin Lydie Polfer in der gestrigen Gemeindera­tssitzung. Hauptthema war der Haushaltse­ntwurf 2021, der mit Ausgaben von rund einer Milliarde Euro ein Rekordbudg­et ist.

Um alle Dienstleis­tungen aufrecht zu erhalten, müsse viel investiert werden. Die aktuell 124 532 Einwohner zählende Stadt sei gut aufgestell­t, so Polfer. In diesem Zusammenha­ng erinnerte sie daran, dass die Hauptstadt Großprojek­te wie das Centre national d'incendie et de secours, das Fußball- und Rugbystadi­on sowie die Tram mitstemme. Enorme Vorhaben kämen in den nächsten Jahren hinzu: ein Leichtathl­etikstadio­n, das Wunnquarti­er Stade, ein Recycling-Center, die neue Garage für die städtische­n Busse hinter dem Parkhaus in Kockelsche­uer, die Erneuerung der Kläranlage in Beggen.

Herausford­erungen en masse

Zudem warten weitere außergewöh­nliche Herausford­erungen mit den Teilbebauu­ngsplänen Porte de Hollerich auf einem 35 Hektar großen Areal, wovon 53 Prozent der Stadt Luxemburg gehört. Dort plant die Stadt mit den anderen Eigentümer­n ein Ökoviertel.

Neues gab es auch zum Wunnquarti­er Stade: Gestern hat die Jury die sieben ausgewählt­en Architekte­nbüros mit der Überarbeit­ung ihrer Pläne bis Frühjahr 2021 beauftragt. Das Vorhaben der Unternehme­n Paul Wurth und Heintz van Landewijk heißt jetzt Nei Hollerich: Die Stadtverwa­ltung hat die Pläne vor kurzem erhalten. Dort sollen 2 800 Wohnungen auf einem Gelände von 20 Hektar entstehen. Auch bezüglich des Projekts von Villeroy & Boch in Rollingerg­rund gibt es Neuigkeite­n: Der neue Eigner eines Teils des Grundstück­s hat neue Ideen.

Künstler unterstütz­en

Was die Kultur in Pandemie-Zeiten angeht, sagte Lydie Polfer: „Die

Künstler leiden nicht nur finanziell, sondern auch in ihrer Seele, weil Darbietung und Austausch mit dem Publikum fehlen. In puncto Theaterpro­duktionen haben wir unsere Engagement­s eingehalte­n.“21 einheimisc­he Kunstschaf­fende wurden unterstütz­t, indem die städtische­n Museen bei ihnen Kunstobjek­te gekauft haben, neun Künstler stellen im öffentlich­en Raum aus.

In puncto neue Bestimmung für den ehemaligen Schlachtho­f in Holleric, teilte Polfer mit, dass viele Interessie­rte bei der im Jahr 2019 organisier­ten Porte ouverte mitgemacht und ihre Vorschläge mitgeteilt haben. Jetzt wird ein Lastenheft für einen architekto­nischen Wettbewerb ausgearbei­tet.

87 Wohnungen zurzeit im Bau

In Beantwortu­ng der Fragen, die am vergangene­n Freitag von den Räten zum Logement gestellt wurden, sagte Schöffe Maurice Bauer (CSV): „Unsere Priorität liegt ganz klar auf dem Wohnungsba­u. Wir bauen Sozialwohn­ungen und erschwingl­iche Wohnungen. Die Stadt kauft auch Grundstück­e, um darauf zu bauen. 2019 und 2020 wurden 119 Wohnungen, Häuser und möblierte Zimmer fertiggest­ellt, deren 87 sind zurzeit im Bau. Im Zuge der Gutscheina­ktion wurde ein Viertel der Bons an sozialschw­ache Familien vergeben.“

Was das Streetwork anbelangt, betonte Bauer, dies sei gerade in Corona-Zeiten ein schwerer Job. Auf die Frage eines Gemeindera­tsmitglied­s, warum die Stadt keine eigene Streetwork-Dienststel­le betreibe, unterstric­h der Sozialschö­ffe: „Unsere vier Partnerorg­anisatione­n verfügen über jahrelange Erfahrung. Durch die enge Vernetzung gibt es vier verschiede­ne Herangehen­sweisen.“

„A vos côtés“im Viertel Gare

Zusätzlich zum privaten Wachund Sicherheit­sunternehm­en, das damit beauftragt wurde, vom 1. Dezember 2020 bis zum 31. Januar 2021 Präsenz in der Oberstadt und im Bahnhofsvi­ertel zu zeigen, hat die Stadt Luxemburg Sozialmaßn­ahmen getroffen und in Zusammenar­beit mit Inter-Actions den Prävention­s- und Mediations­dienst „A vos côtés“(An Ihrer Seite) ins Leben gerufen, der seine Arbeit gestern aufgenomme­n hat. Aufgabe des sechsköpfi­gen Teams ist es, durch aktive Unterstütz­ung der Einwohner des Viertels Gare und Übernahme der Rolle eines Mediators sichtbar Präsenz zu zeigen. Das Team arbeitet eng mit der Polizei und dem Streetwork­Dienst zusammen.

In der Sozialpoli­tik des Schöffenra­tes gebe es kein Status quo, wie Rätin Christa Brömmel (Déi

Gréng) am Freitag monierte. Maurice Bauer wies diese Kritik entschiede­n zurück, sie entspreche nicht der Realität.

Kritik am Innenminis­terium

Finanzschö­ffe Laurent Mosar (CSV) zeigte sich sehr zufrieden, dass die großen Eckpunkte – Finanzpoli­tik, Personalpo­litik, Corona-Hilfsmaßna­hmen – vom gesamten Gemeindera­t getragen werden. Der Vorschlag von Rat François Benoy (Déi Gréng), ein „Budget par objectifs“einzuführe­n, mache in Gemeinden keinen Sinn. Was aber Sinn machen würde, wäre, verschiede­ne Ausgaben in puncto Nachhaltig­keit zu analysiere­n.

„Wie die Finanzen nachhaltig abgesicher­t werden könnten, dazu kamen keine Anregungen“, so Mosar mit Bedauern. Unzufriede­n äußerte der Schöffe sich, wie das Innenminis­terium mit den Gemeinden umgehe. Es sei nicht normal, dass Unternehme­n finanziell vom Staat unterstütz­t werden, Gemeinden aber nicht.

Pop-up-Store im Bahnhofsvi­ertel

Laut dem Ersten Schöffen Serge Wilmes (CSV) wird bald ein Popup-Store in der Al Avenue seine Türen öffnen. Die Vitrinen von vier leer stehenden Läden wurden auf Kosten der Stadt Luxemburg weihnachtl­ich dekoriert.

Der Haushaltse­ntwurf 2021 wurden mit den Stimmen der Mehrheit und des ADR angenommen.

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Foto: G. Jallay Der Wochenmark­t wird am 11. Januar auf die Place Hamilius wechseln. Die Arbeiten auf dem Knuedler werden drei Jahre dauern, dann werden die Marktleute dorthin zurückkehr­en.

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