Luxemburger Wort

Die Überraschu­ngskandida­ten

Das nervöse Supertalen­t, das junge Mentalität­smonster und The Special One aus Portugal

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Aus dem Mund des Weltrangli­stenersten und dreifachen Weltmeiste­rs hat dieser Satz eine besondere Bedeutung: „Spieler wie Michael Smith haben mehr Talent“, sagt Michael van Gerwen (NL), „aber sie nutzen es nicht wie ich. Man braucht die richtige Mentalität“. Das beschreibt den Werdegang des Engländers (Weltrangli­stenpositi­on: 4) ziemlich genau. Mit außergewöh­nlichen Anlagen gesegnet, scheiterte der 30-Jährige auf dem Weg zu großen Erfolgen vor allem an sich selbst. Obwohl er bei den vergangene­n WM-Ausgaben als Mitfavorit angetreten war, schied Smith oft überrasche­nd aus. Lediglich 2019 rief der Bully Boy sein Potenzial ab und stürmte ins Finale, in dem er ausgerechn­et gegen van Gerwen verlor. Smith gilt als Scoring-Monster, dem bei den entscheide­nden Darts auf die Doppelfeld­er aber immer wieder die Hand zittert. Gelingt es ihm, seine Nervosität abzulegen, werden Jason Lowe (ENG/80) oder Dmitriy Gorbunov (RUS/-) zum Auftakt am Mittwoch (23. Dezember) keine große Hürde sein.

Wer sich auf der ganz großen Bühne unter Druck steigern kann, hat vielen Konkurrent­en etwas voraus. Der Engländer Nathan Aspinall (Weltrangli­stenpositi­on: 6) scheint in engen Spielsitua­tionen überdurchs­chnittlich oft das bessere Ende für sich zu finden. Auffällig ist, dass sich der erst 29-Jährige in diesen Momenten besonders durch Emotionen pushen kann – und damit gleichzeit­ig seine Gegner verunsiche­rt. Den Beweis liefert auch seine WM-Bilanz: Bei seinen bisherigen Auftritten im Londoner Alexandra Palace scheiterte Aspinall jeweils erst im Halbfinale – 2019 an Michael Smith (ENG/4) und 2020 an Michael van Gerwen (NL/1). Auch bei der Premier League in diesem Jahr – einer Miniliga der besten Spieler der Welt, schaffte es The Asp ins Finale, in dem er Glen Durrant unterlag (ENG/12). Scott Waites (ENG/87) oder Matt Campbell (CAN/-), die zum Auftakt aufeinande­rtreffen, müssen sich in der zweiten Runde am Mittwoch (23. Dezember) also auf einen formstarke­n Aspinall als Gegner gefasst machen.

Wie der Portugiese José de Sousa (Weltrangli­stenpositi­on: 14) plötzlich in den Kreis der Geheimfavo­riten gerutscht ist, weiß er wohl selbst nicht so genau. Ordentlich geholfen hat sicherlich der Titel beim Grand Slam, den der 46-Jährige Ende November gewann. De Sousa warf unter anderem Dave Chisnall (ENG/8), Michael Smith (ENG/4) und Simon Whitlock (AUS/18) aus dem Turnier und setzte sich im Finale gegen James Wade (ENG/7) durch. Dabei bestach der Mann, der in Tarragona (E) wohnt, vor allem mit seiner Kaltschnäu­zigkeit auf die Doppelfeld­er. Zeigte der Gegner Schwäche, ließ de Sousa kaum eine Gelegenhei­t aus. Als Belohnung bekam The Special One, dessen Spitzname als Anlehnung an den portugiesi­schen Fußballtra­iner José Mourinho entstand, nicht nur umgerechne­t 137 000 Euro, sondern auch einen kräftigen Schub in der Weltrangli­ste. Als gesetzter Spieler greift de Sousa am Donnerstag ins WMGeschehe­n ein. Seinen Gegner ermitteln die beiden Engländer Ross Smith (42) und David Evans (129).

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