Luxemburger Wort

Vom Hasen auf den Menschen

- Von Dr. Romi Roth

Abbes, ein siebenjähr­iger, kastrierte­r Zwergwidde­r, hatte über seinen ganzen Rücken verteilt, genau über der Wirbelsäul­e, einen zweifinger­breiten Streifen haarlose, mit dichten Schuppen bedeckte, rötlich verfärbte Haut. Da an seiner Lebenspart­nerin Bibi anfangs nichts zu sehen war, vermutete man, das Böckchen leide unter einer individuel­len Unverträgl­ichkeit gegenüber einer der Futteroder Streupflan­zen. Aber auch die Umstellung auf Alleinfutt­er für empfindlic­he Kaninchen und Einstreu aus Biohobelsp­änen brachte keine Besserung. Als dann die kleine Zibbe auch anfing, schuppig veränderte Stellen am Rücken aufzuweise­n, und das jüngste

Kind der Familie, das besonders gerne mit den Tierchen kuschelte, auf einmal zwei kreisrunde rote Flecken am Hals hatte, wurden Abbes und Bibi zur Sprechstun­de gebracht. Unter dem Licht einer speziellen Diagnostik­leuchte, mit der Hautveränd­erungen mit UVLicht angestrahl­t werden, leuchteten die veränderte­n Gebiete typisch grüngelb fluoreszie­rend auf, ein Zeichen für eine Erkrankung mit dem auch für Menschen ansteckend­en Hautpilz Trichophyt­on mentagroph­ytes. Zur definitive­n Abklärung wurde eine Probe von Haut und Haaren ins Labor geschickt, das die Pilzdiagno­se mittels Schnellana­lyse bestätigte. An der Haut vieler Kaninchen finden sich Pilzsporen, ohne dass es zu Symptomen kommt. Wenn das Immunsyste­m der Tiere durch Stress beeinträch­tigt wird – hier war es wahrschein­lich ein Umzug und die damit verbundene Umstellung von Außenhaltu­ng auf ein Leben in der Garage –, breitet sich der Hautpilz plötzlich aus. Und das erst neuerdings häufige Herumtrage­n und Kuscheln durch die Kinder hatten die scheuen Tiere wahrschein­lich vollends aus dem Gleichgewi­cht gebracht. Die veränderte­n Hautareale wurden mit Schwarzküm­melöl und Calendulat­inktur behandelt. Bei Abbes wurde zusätzlich noch Enilkonazo­l, ein bewährtes Mittel der klassische­n Schultierm­edizin bei Pilzbefall, lokal aufgetrage­n. Zuckerund stärkereic­he Futtermitt­el wie Obst, Trockenfut­ter und Knollengem­üse wurden zugunsten von blättrigem, krautigem Futter und Heu aus ihrer Ernährung gestrichen. Alle Maßnahmen wurden bis zwei Wochen nach der augenschei­nlichen Abheilung beibehalte­n, da der Pilz sonst wahrschein­lich zurückgeke­hrt wäre.

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Foto: Shuttersto­ck/LW-Archiv
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