Luxemburger Wort

London steht erneut still

Die britische Regierung steht unter Druck, den Lockdown auch über Weihnachte­n beizubehal­ten

- Von Peter Stäuber (London)

London ist wieder im Lockdown. Seit heute gilt in der britischen Hauptstadt die höchste Stufe der Einschränk­ungen, das heißt: Pubs, Restaurant­s, Theater, Kinos und die meisten Shops bleiben zu. Auch in weiten Teilen von Südostengl­and werden dieselben Restriktio­nen verhängt. Grund sind rasant ansteigend­e Corona-Fallzahlen in den vergangene­n Wochen. Allein in London wurden zwischen dem 5. und dem 11. Dezember fast 24 000 positive Covid-19-Patienten registrier­t. Gesundheit­sminister Matt Hancock sprach am Montag von einem „schnellen, exponentie­llen“Zuwachs an neuen Fällen, der eine sofortige Antwort erfordere.

Verantwort­lich für den Ausbruch im Südosten Englands könnte eine neue Covid-Variante sein. Hancock sagte, dass in fast 60 Lokalitäte­n eine neue Mutation des ursprüngli­chen Virus entdeckt worden sei. „Erste Analysen haben ergeben, dass sich diese Variante schneller ausbreitet als die bestehende Variante“, sagte der Minister; die Behörden hätten bereits über tausend Patienten identifizi­ert, die an dieser Mutation erkrankt sind. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO sei informiert worden.

Stimmen der Vernunft

Der Gesundheit­sminister fügte jedoch hinzu, dass es keine Hinweise gebe, dass diese Variante eine schwerere Krankheit verursache oder nicht auf die Impfung reagiere. „Dennoch müssen wir wachsam bleiben“, sagte Hancock.

Die Verschärfu­ng der CoronaBesc­hränkungen in London erfolgt eine Woche vor der angekündig­ten Lockerung über die Feiertage. Laut derzeitige­n Plänen dürfen sich vom 23. bis zum 27. Dezember drei verschiede­ne Haushalte in Innenräume­n treffen. Allerdings haben sich in den vergangene­n

Letzte Besorgunge­n vor dem Shutdown: Gestern war in den Einkaufsst­raßen der britischen Hauptstadt noch viel los. Tagen die Stimmen gehäuft, die diesen Plan für zu riskant halten. Am gewichtigs­ten ist die Warnung von zwei eminenten Fachzeitsc­hriften: Am Dienstag veröffentl­ichten das „British Medical Journal“und das „Health Service Journal“einen gemeinsame­nLeitartik­el, in dem sie fordern, die Restriktio­nen über Weihnachte­n beizubehal­ten.

„Wir glauben, dass die Regierung kurz davor steht, einen weiteren Fehler zu begehen, der viele Leben kosten wird“, schreiben die Autoren. Sie warnen, dass gemäß dem derzeitige­n Trend zum Jahresende 19 000 Covid-Patienten in englischen Krankenhäu­sern liegen werden – so viele wie auf dem Höhepunkt der letzten Welle im April. Die Regierung habe im Frühling und im Herbst zu lange gezögert, um die Beschränku­ngen einzuführe­n, steht im Leitaritke­l. Sie solle die „leichtsinn­ige“Entscheidu­ng, Kontakte zwischen mehreren Haushalten zuzulassen, überdenken. Stattdesse­n sollten die Feiertage genutzt werden, um die Fallzahlen „vor einer wahrschein­lichen dritten Welle“auf ein Minimum zu bringen.

Viele Politiker haben sich der Forderung nach schärferen Regeln über die Feiertage angeschlos­sen. Sadiq Khan, der Londoner Bürgermeis­ter, sagte, die Regierung solle den Vorgaben der Wissenscha­ftler folgen und den Lockdown so weit wie möglich beibehalte­n. Auch mehrere von Premier Boris Johnsons Parteikoll­egen mahnten zu mehr Vorsicht.

Der Tory-Abgeordnet­e Tobias Ellwod sagte, die Regierung sollte nochmal über die Bücher gehen, „sodass wir nicht das neue Jahr mit einer dritten Welle beginnen“. Bislang besteht die Regierung darauf, das sie keine Kehrtwende einleiten will – aber einige Regierungs­mitglieder sagten gegenüber der Presse, dass das Kabinett tatsächlic­h erwäge, die Regeln über die Festtage zu verschärfe­n.

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