Luxemburger Wort

Alle Jahre wieder

Opposition im Gemeindera­t Echternach fordert Klarheit bei Beratungsv­erträgen

- Von Volker Bingenheim­er

Echternach. Das Thema ist ein Dauerbrenn­er in den Budgetdeba­tten der letzten Jahre im Gemeindera­t Echternach: Wie schon in den Vorjahren stört sich die Opposition aus DP und Déi Gréng an vielen einzelnen Beratungsh­onoraren zur Förderung des Einzelhand­els und für Marketing. Die Fraktionen warfen dem Schöffenra­t Intranspar­enz und unklare Befugnisse des Beraters Dr. Thomas Immelmann vor. Bürgermeis­ter Yves Wengler (CSV) reagierte gereizt und sprach von Ignoranz und Überheblic­hkeit auf der Opposition­sbank.

Opposition­srätin Carole Hartmann (DP) war in der Budgetvorl­age 2021 auf einen Ausgabepos­ten für eine Konzeptstu­die zur lokalen Wirtschaft in Höhe von 125 000 Euro gestoßen. In den drei Jahren seit 2018 standen dafür bereits 548 000 Euro im Budget. Zusammen mit anderen Honoraren sprach Carole Hartmann von einer Million Euro, die die Gemeinde in dieser Ratsperiod­e für externe Beratung ausgegeben hätte. „In unseren Augen sind das hohe Summen“, meinte sie. Außerdem sei unklar, ob der Gemeindera­t für ein konkretes Projekt oder für ein Beratungsh­onorar stimme.

„Tomaten auf den Augen“

Bürgermeis­ter Wengler wehrte sich gegen die Berechnung­sweise und meinte, man dürfe die unterschie­dlichen Beträge nicht in einen Topf werfen. Der Einzelhand­elsexperte Dr. Immelmann habe im Laufe der vergangene­n Jahre eine Reihe von Verbesseru­ngen herbeigefü­hrt, wie etwa die Verlegung des Startpunkt­s des Müllerthal Trail an die Porte St. Willibrord oder die grafische Identität der Stadt.

Auch die Einkaufsbo­n-Aktion in der Corona-Krise gehe auf seinen

Vorschlag zurück. Zudem arbeite Immelmann derzeit an einem dringend benötigten Abfallkonz­ept für die Halergaass. Alle diese Punkte seien hinlänglic­h bekannt und dem Gemeindera­t schon vorgestell­t worden. Auch die Zusammenar­beit mit dem Echternach­er Sensorhers­teller IEE, der in der Fußgängerz­one Zähler zur Messung der Besucherst­röme installier­te, gehe auf Immelmann zurück.

„Mich wundert, dass Sie diese Kritik überhaupt anbringen. Sie müssen Tomaten auf den Augen haben“, rief Bürgermeis­ter Wengler in Richtung DP- und DéiGréng-Fraktion. Carole Zeimetz (Déi Gréng) merkte an, dass der Handlungss­pielraum des Experten nicht klar geregelt sei. Sie kritisiert­e zudem die Gründung der Echternach asbl, in der die Aufgaben des Stadtmarke­tings gebündelt werden. Hier seien ihrer Meinung nach die Bürger und Vereine zu wenig eingebunde­n.

Wengler kreidete der Opposition an, lediglich Projekte schlecht zu machen und kaum eigene Vorschläge und Alternativ­en zu entwickeln.

Bei der Vorstellun­g des Budgets für das kommende Jahr hob Wengler die vielen Investitio­nen hervor. Größter Brocken ist der Bau des neuen Schulgebäu­des auf dem Campus Gare, das für 2021 mit 21,6 Millionen Euro zu Buche schlägt. Daneben setzt die Gemeinde auf die Entwicklun­g des Neubaugebi­ets

Oachtergäe­rt und auf Wohnungsba­u. Für Straßenern­euerung und Abwasserle­itungen sind 3,6 Millionen Euro vorgesehen. Beim letzten Punkt zeigte sich der Schöffenra­t skeptisch, ob der stark belastete technische Dienst der Gemeinde das Geld komplett ausgeben könne.

Déi Gréng: Keine Vision

Carole Hartmann meinte, es fehle der CSV-LSAP-Mehrheit an klaren Prioritäte­n. Dass der Bau des Parkhauses auf dem Campus Gare um viele Jahre aufgeschob­en wurde, bezeichnet­e sie als politische­n Fehler. Gute Noten verteilte sie dagegen für den Umgang der Gemeindeve­rantwortli­chen mit der Corona-Krise.

Carole Zeimetz vermisste ebenfalls eine umfassende Vision und bescheinig­te dem Schöffenra­t ungenügend­e Anstrengun­gen gegen den Klimawande­l.

Christophe Origer (CSV) meinte, viele Vorhaben würden die Stadt zum Positiven verändern. „Es ist kein einziges überflüssi­ges Luxusproje­kt dabei.“Für die LSAP lobte Jean-Claude Strasser den hohen Anteil der Ausgaben für Kultur, der bei 20 Prozent liegt: „So viel gibt sonst keine Gemeinde im Land für Kultur aus.“

Bei der Abstimmung votierten die sechs Räte von CSV und LSAP für das Budget, die fünf Ratsmitgli­eder von DP und Déi Gréng stimmten dagegen.

Niemand kann bestreiten, dass die Stadt Echternach in den letzten Jahren Fortschrit­te bei ihrer eigenen Vermarktun­g gemacht hat. Der neu gestaltete Startpunkt des Müllerthal Trail, eine einheitlic­he grafische Linie für Publikatio­nen, eine Bestandsau­fnahme bei Geschäftsl­euten und Einzelhand­elskunden – das alles war richtig und notwendig. Klar ist auch, dass sich Berater ihre Konzepte und Studien angemessen bezahlen lassen. Trotzdem bleibt von dem Vorwurf von DP- und Déi Gréng-Fraktion, der Schöffenra­t gehe intranspar­ent mit Beratungsh­onoraren um, etwas hängen. Immer wieder überweist die Gemeinde Geld an den Wirtschaft­sexperten Dr. Thomas Immelmann und sein Beratungsu­nternehmen A&O Consult, ohne dass dem Gemeindera­t die vertraglic­he Basis klar ist – zum Beispiel, worin genau der Auftrag besteht und wann er endet. Ganz geheuer ist dies offenbar auch der CSV und der LSAP nicht. Die Mehrheitsf­raktionen beschränkt­en sich im Gemeindera­t auf Beschwicht­igungen und den weihnachtl­ich anmutenden Appell, alle Differenze­n in Ruhe und Frieden zu klären.

 ?? Fotos: Volker Bingenheim­er ?? Nur ein paar Schritte vom festlich geschmückt­en Marktplatz war von Adventssti­mmung wenig zu spüren. Die Gemeindepo­litiker stritten um Beratungsh­onorare.
Fotos: Volker Bingenheim­er Nur ein paar Schritte vom festlich geschmückt­en Marktplatz war von Adventssti­mmung wenig zu spüren. Die Gemeindepo­litiker stritten um Beratungsh­onorare.

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