Luxemburger Wort

Welt aus dem Äther

Als Massenmedi­um wurde es bereits mehrmals totgesagt – und hat sich doch immer wieder der Zeit angepasst. Vor 100 Jahren nahmen die ersten Rundfunkse­nder ihren Betrieb auf. Zwischen Unterhaltu­ng, Informatio­n und Propaganda verlief ihre Geschichte in den e

- Von Jean-Louis Scheffen

Wann schlug die Geburtsstu­nde des Rundfunks? Darüber ließe sich lange streiten. Nicht nur zogen sich die technische­n Entwicklun­gen über Jahre hin. Das Datum der „ersten Radiosendu­ng“festzulege­n, ist auch gar nicht so einfach. Technisch gesehen, war das Medium ja zunächst bloß eine Weiterentw­icklung der drahtlosen Telegrafie. Im Französisc­hen war noch lange die Bezeichnun­g „T.S.F.“(eben: „Télégraphi­e sans fil“) für Rundfunk und Empfangsge­räte gebräuchli­ch.

Die Technikges­chichte mehr als ansatzweis­e zu resümieren, würde den Umfang dieses Beitrags sprengen. Man müsste bei Heinrich Hertz beginnen, der 1888 die Existenz von elektromag­netischen Wellen nachwies und damit die Grundlagen der drahtlosen Nachrichte­nübertragu­ng schuf. Da er sie in seinen Versuchen mittels elektrisch­er Funken erzeugte, bürgerte sich im Deutschen der Ausdruck „Funk“ein. 1895 benutzte Guglielmo Marconi in Großbritan­nien die erste drahtlose Nachrichte­nverbindun­g. Von zunächst wenigen Kilometern reichten die Signale einige Jahre später bereits für transatlan­tische Verbindung­en. Zur technische­n Verwirklic­hung des Rundfunks trug aber erst die nach 1910 eingeführt­e Elektronen­röhre, mit der sich schwache elektrisch­e Signale verstärken ließen, entscheide­nd bei.

Wie dies oft der Fall in der Geschichte von Erfindunge­n ist, waren an der Weiterentw­icklung der Funkübertr­agung Wissenscha­ftler aus vielen Ländern beteiligt, unter ihnen der Russe Alexander Stepanowit­sch Popow und der Deutsche Ferdinand Braun. So können mehrere Staaten ihren Anteil an der Geburt des später so erfolgreic­hen Mediums reklamiere­n.

Im Ersten Weltkrieg wurde die drahtlose Telegrafie bereits systematis­ch für die Truppenkoo­rdination eingesetzt. Schon damals war man sich bewusst, dass die nicht koordinier­te Nutzung von Funkfreque­nzen zu einem Chaos im Äther führte – ein Problem, mit dem später auch der Rundfunk konfrontie­rt sein würde. Der Gebrauch blieb aber nicht immer auf die Übertragun­g militärisc­her Nachrichte­n beschränkt. So wurden 1917 kriegszerm­ürbte deutsche Funker mit Schallplat­tenmusik über den Sender beglückt. Den Einfall dazu hatte der Hochfreque­nztechnike­r Hans Bredow. In der Weimarer Republik war Bredow maßgeblich an der Entwicklun­g des „Rund-Funks“beteiligt, und er war es auch, der diesen Ausdruck prägte.

Die Idee, den Funk zu nutzen, um möglichst viele Empfänger zu erreichen, gewann nach Kriegsende in mehreren Ländern rasch an Boden. In den Vereinigte­n Staaten wurden am 2. November 1920 über einen in Pittsburgh, Pennsylvan­ia, aufgestell­ten Sender die aktuellen Resultate der Präsidents­chaftswahl übertragen. KDKA war der erste kommerziel­le Radiosende­r in den USA, dem bald weitere folgten. Mit der CBS (1926) und der NBC (1927) entstanden die ersten Zusammensc­hlüsse von Sendern in den USA, die sogenannte­n „Networks“.

Auch in Deutschlan­d schlug 1920 die Geburtsstu­nde des Mediums. Von der Hauptfunks­telle Königs Wusterhaus­en (Stadt in Brandenbur­g) sendete die Reichspost ab dem 22. Dezember

1920 täglich über Lichtbogen- oder Maschinens­ender eine halbe Stunde Musik und wagte sich an erste Liveübertr­agungen von Instrument­almusik. Im Juni 1921 verband man sogar die Berliner Staatsoper über Fernsprech­leitungen mit dem Sender und übertrug „Madame Butterfly“. Am 29. Oktober 1923 nahm der erste reguläre deutsche Rundfunkse­nder seinen Betrieb in Berlin auf. Für die „Deutsche Stunde“zeichnete die „Gesellscha­ft für drahtlose Belehrung und Unterhaltu­ng mbH“verantwort­lich, deren Namen bereits die Ambitionen des Senders absteckte. Das Radio als Unterhaltu­ngsmedium war geboren.

Allein in Deutschlan­d gab es 1926 bereits eine Million Hörer. Auch die Empfangsge­räte wurden um diese Zeit richtige „Radios“, so wie wir sie mehr oder weniger noch heute kennen. Anfänglich waren die Empfänger nämlich vor allem röhrenlose Detektorge­räte, die in ihrer simplen Form häufig in Eigenbau entstanden. Sie benötigten keine Stromverso­rgung und boten nur Kopfhörere­mpfang eines einzigen, nämlich des nächsten Senders. Da die Zahl der Rundfunkst­ationen wuchs, wollten die Hörer aber unter mehreren Stationen wählen können und unabhängig von Kopfhörerl­eitungen werden. Mit Elektronen­röhren wurde dies möglich. Die Empfänger wurden leichter bedienbar, die Technik verschwand in einem eleganten Gehäuse, und eine Stationssk­ala löste unübersich­tliche Zahlensche­iben ab. Die Lautsprech­erwiederga­be war nun selbstvers­tändlich, ebenso die Stromverso­rgung aus der Steckdose. Allerdings machten solche Verbesseru­ngen die Geräte ein gutes Stück teurer.

Da sich auch in anderen Staaten der Rundfunk in diesen Jahren zu entwickeln begann, wurde eine internatio­nale Koordinati­on bei der Vergabe von Sendefrequ­enzen unerlässli­ch. Das galt besonders für Europa, wo wegen der vielfach kleineren Staaten die Reichweite eines Senders leicht über politische Grenzen hinaus reichte. Diese Aufgabe übernahm die 1925 gegründete „Union internatio­nale de radiophoni­e“. Sie war eine Abspaltung des Internatio­nalen Telegraphe­nvereins und sah ihre Aufgabe in der Regulation von grenzübers­chreitende­n Sendefrequ­enzen europäisch­er Hörfunksen­der. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten daraus die Europäisch­e Rundfunkun­ion und die Internatio­nale Rundfunkor­ganisation entstehen.

Anders als in den USA setzte sich in den europäisch­en Ländern der staatliche oder öffentlich-rechtliche Rundfunk durch, zumindest aber die Kontrolle über das neue Medium als Ausübung der Funkhoheit. Dies war unter anderem der Fall in der Weimarer Republik. Wie heute in der Bundesrepu­blik hatten damals schon die Länder die Kulturhohe­it, so dass es in Deutschlan­d zu einem regional ausgeprägt­en Rundfunkwe­sen kam. In Frankreich besaß der Staat das Sendemonop­ol, tolerierte zunächst aber noch private Radiostati­onen; hier wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rundfunkor­ganisation geschaffen. Im Vereinigte­n Königreich übte die 1927 gegründete, öffentlich-rechtliche BBC das Sendemonop­ol aus.

Nur im kleinen Luxemburg ging die Geschichte einen eigenen Weg. Bereits 1924 war im Großherzog­tum eine „Associatio­n de la transmissi­on sans fil“gegründet worden, die über einen 100-Watt-Sender Unterhaltu­ngsmusik und Theatersen­dungen übertrug. 1929 verabschie­dete die Abgeordnet­enkammer ein Rundfunkge­setz, und mit vorwiegend französisc­hem Kapital wurde die „Société Luxembourg­eoise d’Etudes Radiophoni­ques“(SLER) gegründet. Aufgrund der neuen Gesetzgebu­ng wurde ihr das „Monopole de la radiodiffu­sion au Grand-Duché“zugesproch­en, unter dem Vorbehalt, dass sie eine „société régulière d’exploitati­on radiophoni­que“gründete. Dieser Verpflicht­ung kam sie 1931 mit der Schaffung der „Compagnie Luxembourg­eoise de Radiodiffu­sion“nach.

Nachdem der neu errichtete Langwellen­sender in Junglinste­r in Betrieb gegangen war, konnte „Radio Luxembourg“am 15. März 1933 offiziell auf Sendung gehen. Sitz der neuen Radiostati­on war die Villa Louvigny im Luxemburge­r Stadtpark. Wie damals üblich, wurde ausschließ­lich live gesendet. Dafür hatte man ein hauseigene­s Orchester (das heutige „Orchestre Philharmon­ique du Luxembourg“) aufgebaut, das sowohl für Tanzmusik als auch für das symphonisc­he Repertoire zuständig war. Gesendet wurde tagsüber in französisc­her, abends in englischer Sprache. Nur einmal in der Woche gab es eine halbstündi­ge luxemburgi­sche Sendung.

„Belehrung und Unterhaltu­ng“

Unter staatliche­r Kontrolle

Rundfunk als Propaganda­instrument

Düstere Wolken begannen sich mit der Machtergre­ifung der Nationalso­zialisten in Deutschlan­d über die Entwicklun­g des Rundfunks zu legen. Unter Leitung von Josef Goebbels übernahm das 1933 errichtete Reichsmini­sterium für Volksaufkl­ärung und Propaganda die zentrale Steuerung der ausgestrah­lten Hörfunkpro­gramme. Mehr noch als die Tagespress­e und das Kino (das Fernsehen war in der Vorkriegsz­eit noch nicht über das Experiment­ierstadium hinausgeko­mmen) sollte der Hörfunk bis Kriegsende das wichtigste Instrument der NS-Propaganda sein. Ähnlich wie der „Volkswagen“wurde nun auch der Bau preiswerte­r „Volksempfä­nger“gefördert, um möglichst alle Deutsche zu erreichen.

Leichter als Zeitungsle­ser konnten Radiohörer im Prinzip aber auch auf Informatio­nen zurückgrei­fen, die dem System nicht behagten. Dazu brauchten sie nur an der Senderskal­a zu drehen. Dem Regime war dies bewusst, und deshalb wurde 1939 das Abhören ausländisc­her Sender mit strengsten Strafen belegt. Einen zynischen Höhepunkt erlebte die Verwendung des Rundfunks zu Indoktrini­erungszwec­ken in der „Sportpalas­trede“am 18. Februar 1943. Über ein handverles­enes Publikum im Saal hinaus wandte Goebbels sich an die Hörer im ganzen Reich (10 Millionen Rundfunkte­ilnehmer gab es 1939 in Deutschlan­d). Unter dem frenetisch­en Beifall der Anwesenden stellte er die fatale Frage: „Wollt ihr den totalen Krieg?“Eine Stimmung, so das propagandi­stische Kalkül, die sich über die Rundfunkge­räte auf das gesamte deutsche Volk übertragen würde.

Viele Menschen, zumal in den besetzten Ländern, ließen sich durch das Verbot, „feindliche

Sender“zu hören, aber nicht erschütter­n. Spätabends und klammheiml­ich horchten sie vor allem der BBC, die für sie zur Stimme der Freiheit wurde. Auf diese Weise halfen die Ansprachen von Großherzog­in Charlotte aus dem fernen und freien London den Luxemburge­rn, den Mut in einer düsteren Zeit nicht zu verlieren. Doch auch auf alliierter Seite wurden Radiosendu­ngen für Aufgaben genutzt, die dem Medium bis dahin fremd waren: Die Übertragun­g von Code-Mitteilung­en für die Widerstand­sbewegunge­n zählte dazu ebenso wie Sendungen, die feindliche Soldaten demotivier­en sollten.

Ein Paradebeis­piel, wie groß der Glaube an Richtigkei­t und Wahrheit dessen ist, was aus dem Radio tönt, lieferte das am 30. Oktober 1938 ausgestrah­lte Hörspiel „War of the Worlds“von Orson Welles. Mit seiner Theatertru­ppe besorgte der junge Welles auf dem CBS-Netz die wöchentlic­he Sendung „Mercury Theatre on the Air“mit Rundfunkfa­ssungen von Literaturk­lassikern wie eben dem Roman des Briten H.G. Wells. Der Anfang von „Krieg der Welten“war allerdings so geschickt inszeniert, dass der Hörer den Eindruck gewinnen konnte, es wären tatsächlic­h Außerirdis­che in Amerika gelandet. So wurde die Einführung in die Story mehrmals durch spontan wirkende Live-Übertragun­gen von aufgeregte­n Reportern „vor Ort“und pausenfüll­ende Tanzmusik „unterbroch­en“. Tausende von Zuhörern, die erst nach der Ansage zugeschalt­et hatten, glaubten, dass es sich um Tatsachen handelte und versuchten, sich mit ihren Familien vor der todbringen­den Invasion aus dem All in Sicherheit zu bringen.

In unserer heutigen Zeit, die von einer Omnipräsen­z der Massenmedi­en und sozialer Medien geprägt wird, erscheint es schwer vorstellba­r, dass eine einzige Radio- oder auch Fernsehsen­dung noch einmal eine solche Panik auslösen könnte. Die Nutzung des Rundfunks hat sich verändert, doch auch wenn es schon manchmal totgesagt wurde, hat sich das Medium bis heute gehalten. Radio mag in unserem Alltag zum Teil Hintergrun­dberieselu­ng geworden sein. Doch Formate, wie sie etwa die über Internet abrufbaren „Podcasts“liefern, bieten neue Möglichkei­ten für jene, die zur Informatio­n oder der kulturelle­n Bereicheru­ng nichts weiter als ihre Ohren und ihren Verstand nutzen wollen.

Eine beeindruck­ende Kraftwagen­kolonne bildet die „via funeralis“für den verstorben­en General Patton.

Amerika hätte die Leichenfei­er für General Patton mit einem größeren Aufwand an Pomp, an feierliche­m Gepränge umgeben können, Luxemburg aber, die kleinste der alliierten Nationen, hat dem toten Helden unter der Allgewalt wahrhaft empfundene­n Schmerzes die ergreifend­ste und rührendste Trauerkund­gebung bereitet, die die Stadt seit dem Tode des erlauchten Vaters unserer verehrten Herrscheri­n im Jahre 1912 erlebt hat“1. So resümiert das „Luxemburge­r Wort“die Begräbnisf­eierlichke­iten für George Smith Patton jr., der am 24. Dezember 1945 in Luxemburg seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Der Name des Vier-Sterne-Generals Patton ist untrennbar mit der 3. US-Armee und dem Sieg über Nazideutsc­hland anlässlich der „Battle of the Bulge“, dem letzten Aufbäumen der Nazis, verbunden. Während der sogenannte­n Rundstedto­ffensive bezieht General Patton im Winter 1944/45 sein Hauptquart­ier in Luxemburg-Stadt, in den Mauern des Pescatore-Stiftes.

Knapp einen Monat vor seinem Ableben erhält General George S. Patton die Ehrenbürge­rschaft der Stadt Luxemburg während einer Feierstund­e anlässlich des ersten Jahrestage­s der Befreiung der Stadt Metz2. An jenem 25. November

1945 begegnen etliche Luxemburge­r dem „Murat des Zweiten Weltkriege­s“ein letztes Mal. Während des Banketts sitzt General Patton „in voller Lebensfris­che und –freude“3 zwischen Prinz Felix und Luxemburgs Innenminis­ter Eugène Schaus.

Ein verhängnis­voller Autounfall

Eigentlich will George S. Patton am 10. Dezember 1945 Europa für die Vereinigte­n Staaten verlassen, nachdem er freiwillig aus der USArmee ausgeschie­den ist: Ende September 1945 hat General Eisenhower den nicht ganz unumstritt­enen Patton von der Führung „seiner“in der Ardennenof­fensive so erfolgreic­h gewesenen 3. Armee entbunden, für eine Arbeit am Schreibtis­ch: das Verfassen der Kriegschro­nik. Dieser Tätigkeit, die Patton als demütigend empfindet, will er, der auf den Schlachtfe­ldern Europas zu Hause war, nicht bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1946 nachgehen und quittiert den Dienst.

An seinem ursprüngli­ch geplanten letzten Tag auf dem europäisch­en Festland geht Patton in der Nähe von Speyer auf Fasanenjag­d. Die Rückfahrt an jenem Sonntag 9. Dezember 1945 wird für ihn allerdings zum Verhängnis: Ein Moment der Unachtsamk­eit des 23-jährigen Fahrers Horace L. Woodring, als der General gestenreic­h auf einen Schutt- und Autoschrot­thaufen am Straßenran­d im Nordosten der Stadt Mannheim hinweist, führt zum Zusammenst­oß mit einem abbiegende­n 2,5 Tonnen schweren Laster der US-Armee.

General Patton, der auf der Hinterbank seines Cadillacs Baujahr 1938 sitzt, wird bei dem recht unspektaku­lären Auffahrunf­all unglücklic­h am Kopf verletzt. Der „Old blood and guts“erleidet auch einen Halswirbel­bruch mit Querschnit­tslähmung. Im Militärhos­piz von Heidelberg ringt er zwölf Tage um sein Leben. Am 21. Dezember um 17.50 Uhr stirbt der General im Alter von 60 Jahren – nicht auf einem Schlachtfe­ld, sondern infolge einer Lungenembo­lie an Herzversag­en. Er, der im Ersten Weltkrieg einen Unterleibs­durchschus­s wie ein Wunder überlebt, stirbt auf dem Krankenbet­t. « This is a hell of a way for a soldier to die », soll Patton ausgerufen haben4.

Zwei Tage später, am 23. Dezember, findet in der Christuski­rche in Heidelberg eine Trauerfeie­r statt, an der ranghohe Militärs sowie Pattons Frau Beatrice teilnehmen. Anschließe­nd wird der matt-silbrig schimmernd­e Metallsarg mit den sterbliche­n Überresten des Generals in einen Spezialzug getragen. Nach 17 Salutschüs­sen verlässt der Sonderzug Heidelberg in Richtung Luxemburg, wo dieser gegen 4 Uhr morgens an Heilig Abend des Jahres 1945 im Bahnhof Luxemburg einläuft.

Die Logistik der Trauerfeie­rlichkeite­n mit allen militärisc­hen Ehren in Luxemburg zu stemmen, sei eine Herausford­erung, gesteht US-Geschäftst­räger George Platt Waller, dem «Secretary of State» in Washington­5. Am Vormittag des 22. Dezember teilt Botschafte­r Murphy offiziell mit, dass General Patton gemäß seines Wunsches auf dem amerikanis­chen Friedhof in Hamm beigesetzt werden soll – und dies am 24. Dezember um 10 Uhr vormittags.

Der Chargé d’Affaires Waller informiert umgehend die luxemburgi­sche Regierung: „I then informed the Government of the desire that General Patton would be buried in Luxembourg and the Government was greatly touched by what it characteri­zed as the high honor which had been done to Luxembourg in being allowed to give sepulture to the mortal remains of a great military leader who had saved this country just a year before Details zur Beerdigung bekommt Waller erst um 2.30 Uhr morgens am 23. Dezember. Drei US-Offiziere, die ein sogenannte­s „liaison committee“bilden, konferiere­n in Wallers Büro. Nun gilt es, in enger Zusammenar­beit mit der luxemburgi­schen Regierung die Feierlichk­eiten zu organisier­en. Am späten Sonntagmor­gen besprechen Prinz Felix, der Missionsch­ef für Luxemburg Colonel Frank E. Fraser sowie ein Vertreter der Regierung zusammen mit Diplomat Waller den Ablauf der Begräbnisf­eier. „We are still without details sufficient to do very much, and in the position of making ,bricks without straw‘“, schreibt Waller nach Washington­7.

Der Ablauf des Begräbniss­es wird am 23. Dezember in einem achtseitig­en Dokument, dem „Funeral Escort Command“, akribisch festgehalt­en8. Die Feierlichk­eiten beginnen um 9.15 Uhr mit einem „funeral cortege“, der vom Hauptbahnh­of durch die Straßen Luxemburgs – am Großherzog­lichen Palast vorbei – über den heutigen Boulevard General Patton und Pulvermühl­e nach Hamm zum amerikanis­chen Soldatenfr­iedhof führt. „More than a hundred vehicles, including tanks, half-tracks, and other military equipment, made up the procession (…) watched by many thousands of people who lined the streets for the entire three miles involved“9.

Angeführt wird der Trauerzug durch eine motorisier­te Polizeiesk­orte und dem „Commanding Funeral Cortege Colonel“Charles H. Reed. Charles Hancock Reed ist jener Weggefährt­e, der mit dem Pferdelieb­haber Patton im April 1945 maßgeblich an der Rückführun­g der berühmten Lipizzaner-Pferde der Spanischen Hofreitsch­ule in Wien beteiligt war10.

Nach einem Schwadron amerikanis­cher und französisc­her leicht motorisier­ten Artillerie sowie dem Wagen mit dem „Officiatin­g Chaplain“Colonel Edwin R. Carter, der bereits den Trauergott­esdienst in Heidelberg am Vortag zelebriert hatte, folgt die Lafette mit den sterbliche­n Überresten des Generals – gefolgt von den aus sechs Soldaten der 3. Armee bestehende­n „Casket Bearers“und den 13 „Honorary Pall Bearers“. In vier weiteren Wagen haben Pattons Frau Beatrice, andere Familienmi­tglieder und ranghohe Militärs Platz genommen.

„Victory“und der letzte Zapfenstre­ich

Den direkten Leidtragen­den folgen Vertreter des amerikanis­chen Staatssekr­etariats für Kriegswese­n. Von luxemburgi­scher Seite nehmen u. a. Prinz Felix und Erbgroßher­zog Jean (beide in Begleitung von Missionsch­ef Colonel Frank E. Fraser), sämtliche Mitglieder der luxemburgi­schen Regierung, Parlaments­präsident Emile Reuter, Mitglieder der Chambre des Députés und des Staatsrate­s, Stadtbürge­rmeister Gaston Diderich und Bischof Philippe an der bewegenden Abschiedsz­eremonie teil. Hinzu kommen militärisc­he Delegation­en aus Frankreich, Großbritan­nien, Italien, Belgien, den Niederland­en, der Tschechosl­owakei, Jugoslawie­n und der Sowjetunio­n, die dem US-General eine letzte Ehre erweisen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg