Licht der Hoffnung
Die jüdische Gemeinschaft hat in den vergangenen Tagen das Chanukka-Fest gefeiert
Luxemburg. „Mächtiger Fels meiner Befreiung, gerne singe ich dein Lob.“So beginnt, frei übersetzt, das Lied „Ma'oz Tzur“, das zu Chanukka gesungen wird. An diesem Abend sind nur einige wenige Menschen zur Synagoge gekommen, ein paar weitere sind per Videokonferenz zugeschaltet. Die meisten aber feiern zu Hause in ihren Familien. Das Fest, das unter anderem für Hoffnung steht, geht auf das Ende der Epoche des zweiten Tempels in Jerusalem zurück, etwa im zweiten Jahrhundert vor Christus.
Chanukka bedeutet übersetzt Einweihung. Es bezieht sich darauf, dass es Priestern gelang, den vormals entweihten Tempel erneut zu weihen. Damals, so die Legende, gab es dort eine Menora, einen siebenarmigen Leuchter, der mit Hilfe von Olivenöl entzündet wurde. Aber die Priester fanden nur einen kleinen Rest des Öls, der höchstens für einen Tag gereicht hätte. Doch dieser kleine Rest, so die Überlieferung, schaffte es, den Leuchter acht Tage lang zum strahlen zu bringen. „Diese Geschichte will sagen, dass man nicht verzweifeln soll, wenn man sich alleine fühlt. Mit dem richtigen Willen kann man die Dunkelheit mit einem Licht vertreiben. Ein kleines Licht hat ausgereicht, um einem Volk Hoffnung zurückzugeben“, erklärt Großrabbiner Alain Nacache.
Daneben falle das Fest in eine Jahreszeit, in der die Tage sehr kurz sind. „Bei Einbruch der Dunkelheit entzündet man jeden Tag ein Licht, so dass am Ende der acht Tage der ganze Leuchter strahlt. Es ist auch eine Art, den Tag zu verlängern – vor allem im Winter, wo es mehr Dunkelheit als Licht gibt.“
Zwar ist die Menora ein siebenarmiger Leuchter, Chanukka dauert heute aber acht Tage, da die Ölmenge ausreichte, um die Menora acht Tage lang brennen zu lassen. An der Chanukkia, dem typischen Leuchter, an dem jeden Tag eine Kerze entzündet wird, befinden sich allerdings neun davon. „Eine Kerze fungiert als Diener. Sie zählt nicht dazu, man nutzt sie lediglich, um die anderen daran zu entzünden.“
Auch wenn Chanukka mitunter eines der bekanntesten jüdischen Feste ist, so ist es rein rechtlich weit davon entfernt, das wichtigste zu sein – ganz im Gegenteil. „Der Status der Feier im hebräischen Recht ist mit Abstand der am wenigsten wichtige. Es ist das jüngste Fest und eine der seltenen Feiern, die im Gegensatz zu allen anderen ihren Ursprung nicht im Kanon der biblischen Texte hat“, so Alain Nacache. Denn das wichtigste Fest ist nach wie vor Schabbat, der siebte Tag der Woche. „Es ist sozusagen unser Sockel. Er erlaubt eine Definition des menschlichen Wesens in seinem grundlegenden Gefühl. Und nicht auf sozialer oder beruflicher Ebene. Das heißt, man schneidet sich in gewisser Weise von der Zeit ab. Man geht auf Distanz zu den Verpflichtungen, die man hat. Was bleibt sind die Menschen, die wir lieben und die uns lieben.“
Vom Licht profitieren
Doch wechselt man von der rechtlichen auf die emotionale Ebene, hat Chanukka doch eine etwas größere Bedeutung. In gewisser Weise sei es auch ein Vorwand für ein Familientreffen, meint Alain Nachache und schmunzelt. „Man trifft sich wenn möglich täglich, um die Leuchter zu entzünden. Immer kurz vor Einbruch der Dunkelheit.
Und an jedem Tag kommt eine Kerze dazu.“Auf Ebene der Wahrnehmung und was die Symbolik angehe, sei es also eine sehr wichtige Zeit.
Wie bei Religiösen Festen üblich, gibt es auch bei Chanukka Riten, die erst im Laufe der Zeit dazugekommen sind. „Da es schöner ist, wenn man die Kerzen in Gemeinschaft entzündet, hat man eine halbe Stunde, in der man nichts anders tut, als von diesem Licht zu profitieren. Irgendwann hat man dann begonnen, kleine Leckereien zu machen. Das gemeinsame Essen ist dann ein Brauch geworden. Sehr sympathisch. Das verstärkt das Zusammensein und das Teilen. Dieses Jahr wird es aber auf ein Minimum reduziert sein“, so der Rabbiner.
Auch in der Synagoge wird jeden Tag ein Licht entzündet. Es seien aber nicht viele Personen mit
Alain Nacache ist Großrabbiner der Israelitischen Gemeinde.
dabei, so Alain Nacache, weil die meisten die Zeit in der Familie verbrächten. „Aber Menschen, die zum Beispiel alleine sind, kommen hierher und entzünden mit mir den Leuchter.“
Eine emotionale Aufgabe
Zwischen dem ersten und dem achten Tag des Festes besteht dabei kein Unterschied, aber: „Natürlich sieht es majestätischer aus, wenn alle Lichter brennen, das ist emotional ein ganz eigener Moment, man merkt, wie schnell die Zeit vergeht.“
In der Liturgie liest man Teile des Pentateuchs, in denen es um die Weihung des Heiligtums in der Wüste geht. „Das ist der liturgische Text, der Chanukka am nächsten kommt“, so der Großrabbiner. Selbst nicht-praktizierende Juden nähmen an dem Ritual teil. „Es ist eine emotionale Aufgabe, die Lichter
zu entzünden.“Die Liturgie ist dementsprechend aber auch recht schnell vorbei. „Zwei Gebete, dann zündet man das Licht an. Dann gibt es zwei Gesänge, die jeder kennt. Und das war's”, fasst Alain Nacache zusammen.
Keine Parallele zu Weihnachten
Auch wenn das jüdische Fest in die gleiche Jahreszeit wie Weihnachten fällt, Parallelen gebe es keine, erklärt er. „Natürlich gibt es aber Familien, die die Gelegenheit nutzen, um den Kindern Geschenke zu machen. Aber es gibt sonst keinen Bezug zu Weihnachten.“
Für ihn ist das Wichtigste am Fest das Anzünden des Lichtes in Gemeinschaft. „Sobald wir die Gelegenheit haben, uns mit der Familie zu treffen, tun wir das. Die Zeit vergeht und man sollte keine Gelegenheit verpassen, sich zu sehen, egal aus welchem Grund.“
Aber auch die Botschaft des Festes ist ihm wichtig: „Ein kleines Licht reicht aus, um die Dunkelheit zu vertreiben. Wenn man in einem Keller ist, und nur ein Streichholz anzündet, erhellt es bereits den Raum. Es braucht kein großes Feuer. Das ist das Bild von Chanukka. Wenn ich mit meiner Denkweise alleine bin, ist es nicht schlimm. Wenn du denkst, dass deine Ideen helfen können, sag sie, lass die anderen teilhaben.“Menschen, die alleine seien, würden es häufig nicht wagen, ihre Gedanken auszusprechen. „Chanukka sagt uns, dass es keine Tabus gibt. Sag was du denkst, drück dich aus, das ist dein Licht. Niemand soll verurteilt werden. Jeder hat seine Lebenserfahrung, jeder lebt auf seine Art – das kann man mit anderen teilen.“
Mit dem richtigen Willen kann man die Dunkelheit mit einem Licht vertreiben. Alain Nacache, Rabbiner
Am 4. Adventssonntag richtet sich unser Augenmerk auf das freudenreiche Jawort der Gottesmutter Maria: „Siehe ich bin die Magd des Herrn, ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass alles so geschehe, wie du es gesagt hast.“
Immer wieder haben Philosophen, Wissenschaftler, Theologen und gläubige Menschen versucht zu begreifen, wie dieses marianische Jawort überhaupt möglich gewesen ist. Mit dem ersten Satz seines Evangeliums deutet Johannes
eine Antwort an: „Im Anfang war das Wort“verweist auf den ersten Satz der Bibel, wo es heißt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, und sehr früh schon hat die Auslegung beider Schriftworte wissen lassen, dass mit „Anfang“hier keine chronologische Bestimmung gemeint ist, sondern vielmehr das erste Geschöpf der unendlichen Liebe Gottes. Im Anfang – in diesem ersten Geschöpf – schuf Gott Himmel und Erde, und in diesem ersten Geschöpf war, ist und wird immer sein das Wort.
Die Schöpfung lebt von Anfang an
im liebenden Schöpfer
„In der Weisheit (Sophia) war das Wort (Logos)“, so übersetzt deutend Origines den „Anfang“des Johannes-Evangeliums, und Wilhelm Klein erläutert, dass diese Weisheit, „die im Anfang aller Schöpfung ganz unserem Herrn gehörte und gehört und gehören wird in alle Ewigkeit“, mit dem Namen zu nennen sei, „mit dem ihr ewiger Sohn, im Fleische seiner Sterblichkeit wandelnd in der Geschichte seiner Zeit, sie nannte: Maria“.