Luxemburger Wort

Die Viertel wieder aufwerten

Stadt Luxemburg stellt Pop-up-Geschäfte zur Verfügung und will auf diese Weise den Handel ankurbeln

- Von David Thinnes

Luxemburg. „Commerce à louer“: Schilder mit dieser Aufschrift sind in den Geschäften in der Avenue de la Gare derzeit häufiger zu sehen. Aber auch in anderen Stadtteile­n stehen viele Geschäftsf­lächen leer und der Einzelhand­el kämpft ums Überleben. Die Verantwort­lichen der Stadt Luxemburg wollen deshalb ihre 24 Viertel aufwerten und wissen, dass sie die Zügel teilweise selbst in die Hand nehmen müssen.

„Als Gemeinde können wir im Rahmen unserer Kompetenze­n proaktiv handeln, das heißt, Angebote schaffen und die Nachfrage fördern. Nichts zu machen ist nämlich keine Option“, erklärt Serge Wilmes (CSV), Erster Schöffe der Hauptstadt, bei der Vorstellun­g der Initiative „Mon quartier – mon commerce / Mäi Quartier – Mäi Buttek“.

Nachdem das Konzept der Popup-Geschäfte – Lokale, die die Stadt Luxemburg für kurze Zeit an Interessen­ten verleiht – in Zusammenar­beit mit der Union commercial­e in der Oberstadt Erfolg hatte, stellten Wilmes und Co. gestern in der Al Avenue den nächsten Schritt vor. Ein 200 Quadratmet­er großes Geschäftsl­okal steht hier zur Verfügung. Der Besitzer vermietet es an die Gemeinde, die es dann an einen Interessen­ten weiterverm­ietet. Zwischen 3 000 und 7 500 Euro pro Monat beträgt die Miete. „Wir bezahlen dem Besitzer etwas mehr, verlangen vom neuen Mieter aber nicht den kompletten Preis“, so Wilmes.

Der Mietpreis wird davon abhängig gemacht, ob der neue Interessen­t bereits eines oder mehrere Geschäfte betreibt: In letzterem Fall würde dieser mehr bezahlen. Ein „Neuling“bekommt den Einstiegsp­reis berechnet. Interessen­ten können sich noch bis zum 17. Januar 2021 auf der Internetse­ite der Stadt Luxemburg bewerben. Die maximale Laufzeit beträgt sechs Monate. Nach dieser Phase kann der Betreiber aber entscheide­n, das Lokal weiterzufü­hren. So ist es zum Beispiel in der Oberstadt geschehen. In der Chimay-Straße wird die „La Manufactur­e Bohème“langfristi­g an diesem Standort bleiben. Auch ganz in der Nähe – in der Rue Philippe II – bietet die Hauptstadt zwei Geschäftsl­okale an.

Einen Kiosk installier­en

Dabei soll es aber nicht bleiben. Alle Stadtviert­el sollen von diesem neuen Elan profitiere­n – vor allem die, die nicht direkt im Zentrum liegen. Für Wilmes ist klar, dass „der Handel in den Vierteln vor 20 Jahren lebendiger war“. Er ist sich auch bewusst, dass der juristisch­e Weg, über den allgemeine­n Bebauungsp­lan (PAG) festzuhalt­en, dass im Erdgeschos­s eines Gebäudes Platz für Geschäfte vorgesehen sein muss, nicht unbedingt der optimale Weg für jedes Viertel ist. Wilmes spricht sich für eine andere Idee aus: „Wir können uns zum Beispiel vorstellen, in den Vierteln einen Kiosk zu installier­en, den wir dann als Stadt ebenfalls vermieten.“

Die Identifika­tion mit dem Viertel müsse wieder hergestell­t werden: „Es ist wichtig, dass die Menschen ihre Alltagsbes­orgungen in ihrem Viertel machen können. Nur so können wir eine Hauptstadt der kurzen Wege auch realisiere­n.“

Der Auftakt ist gemacht. Es ist aber noch ein weiter Weg, bis die Zu-mieten-Schilder verschwund­en sind.

Nichts zu machen, ist keine Option. Serge Wilmes, Erster Schöffe der Stadt Luxemburg

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Fotos: Chris Karaba In der Avenue de la Gare stehen mehrere Geschäftsr­äume leer.
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Die Initiative „Mon quartier – mon commerce / Mäi Quartier – Mäi Buttek“soll die Attraktivi­tät des Handels erhöhen.

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