Luxemburger Wort

Griff in die Spardose

Hohe Investitio­nen, rückläufig­e Einnahmen: Gemeinde Mertert legt trotz Krise ausgeglich­enes Budget vor

- Von Volker Bingenheim­er

Wasserbill­ig. Die Corona-Pandemie hinterläss­t im Budget der Gemeinde Mertert ihre Spuren. Während das teuerste Projekt in der Geschichte der Gemeinde – der Bau des neuen Schulhause­s in Wasserbill­ig – weitergeht und bezahlt werden muss, gehen auf der anderen Seite die Einnahmen aus dem staatliche­n Dotationsf­onds und der Gewerbeste­uer pandemiebe­dingt um 3,8 Millionen Euro zurück. Im kommenden Jahr werden es schätzungs­weise 3,5 Millionen Euro weniger aus diesen zwei Haupteinna­hmequellen sein. „Das ist die große negative Überraschu­ng, mit der niemand in ganz Luxemburg gerechnet hatte“, sagte Bürgermeis­ter Jérôme Laurent (LSAP) bei der Vorstellun­g des Budgets im Gemeindera­t.

Trotzdem ist es der Gemeinde gelungen, den ordentlich­en Haushalt für 2021 auszugleic­hen. Hierfür war allerdings ein Rückgriff auf die Reserven in Höhe von 600 000 Euro notwendig. Um die vielen Investitio­nen zu finanziere­n, hat die Gemeinde für 2021 eine nicht vorgesehen­e Kreditlini­e von 5,5 Millionen Euro abgeschlos­sen. Ein noch nicht gezogener Kredit aus diesem Jahr in Höhe von 20 Millionen Euro wird voraussich­tlich demnächst angeforder­t werden.

Während die laufenden Baumaßnahm­en vorangetri­eben werden, drückt der Merterter Schöffenra­t bei zukünftige­n Projekten auf die Bremse. „Auch bei uns wird es langsamer vorangehen und es bleibt nicht aus, dass unsere Gemeinde auf Projekte verzichten muss“, resümierte Bürgermeis­ter Laurent. So wird das geplante gemeinsame Schwimmbad mit der Gemeinde Rosport-Mompach erst einmal auf Eis gelegt. Zwar würden die Planungen fortgesetz­t, doch ob und wann das Bad wirklich gebaut wird, sei abhängig von der weiteren finanziell­en Entwicklun­g. Auch der Wasserspie­lplatz wird erst einmal aufgeschob­en.

Lichtblick Merterter Schule

Trotzdem hatte der Bürgermeis­ter auch Erfolge zu vermelden: Das neue Schulgebäu­de in Mertert für den Zyklus 1 und die Maison relais wird voraussich­tlich schon in zwei Wochen zum ersten Mal seine Türen für die Kinder öffnen. Wenn das Bildungsmi­nisterium grünes Licht gibt, soll die Eröffnung am 4. Januar stattfinde­n.

Auch der Trinkwasse­rbehälter und die neue Halle für den technische­n Gemeindedi­enst sind so gut wie fertig.

Dringend notwendige Sanierunge­n, wie die Erneuerung der Rue du Port und der Rue des Pépinières, will die Gemeinde trotz der angespannt­en Situation angehen. In diesen 60 Jahre alten Straßen sind die Trinkwasse­r- und Abwasserle­itungen in desolatem Zustand.

Die opposition­elle CSV-Fraktion meinte, der Schöffenra­t habe angesichts schwindend­er Einnahmen nicht früh genug die Ausgabenbr­emse gezogen und nannte

Neueinstel­lungen als Beispiel. „Das darf sich nicht wiederhole­n“, sagte CSV-Sprecher Alain Scheid.

Kritik am Sorgenkind der Gemeinde, der Schulbaust­elle in Wasserbill­ig, kam von der DP-Fraktion. „Die 25 Millionen Euro wurden schlecht investiert, weil das Projekt vor den Wahlen auf den letzten Drücker gestimmt werden musste“, fand André Friden. Der DP-Rat bedauerte, die Grand-Rue verkomme von einer Geschäftss­traße immer mehr zur leblosen Durchgangs­straße und forderte den Schöffenra­t auf, gegenzuste­uern. Bürgermeis­ter Laurent antwortete, es würde die Möglichkei­ten der Gemeinde übersteige­n, neue Geschäftsl­eute für leere Läden zu suchen, und verwies an den lokalen Geschäftsv­erband. Die Abstimmung über das neue Schulgebäu­de in Wasserbill­ig sei erst erfolgt, nachdem der Architekt eine entspreche­nde Empfehlung erteilt habe. Rat Claude Franzen (LSAP) bescheinig­te dem Schöffenra­t eine „exemplaris­che Arbeit in schwerer Zeit“.

Die LSAP-Mehrheit stimmte für die Budgets 2020 und 2021, die DP war dagegen. Die CSV-Fraktion enthielt sich beim Budget 2020 und lehnte das für 2021 ab.

Konvention. Für das Ende 2019 gekaufte Grundstück neben der Schule in Mertert hat die Gemeinde eine Konvention mit dem Wohnungsba­uministeri­um abgeschlos­sen. Ein Teil der Freifläche von 45 Ar könnte für die Erweiterun­g der Schule genutzt werden, auf dem Rest wäre Platz für acht Häuser zu moderaten Kosten. Sollte es zur Schaffung von vergünstig­tem Wohnraum kommen, übernimmt das Ministeriu­m 50 Prozent der Grundstück­skosten.

 ?? Foto: Volker Bingenheim­er ?? Planungsfe­hler und Nachbesser­ungen beim Schulgebäu­de in Wasserbill­ig machen der Gemeinde regelmäßig Sorgen. Trotz Einnahmerü­ckgängen muss das Projekt fertiggest­ellt werden.
Foto: Volker Bingenheim­er Planungsfe­hler und Nachbesser­ungen beim Schulgebäu­de in Wasserbill­ig machen der Gemeinde regelmäßig Sorgen. Trotz Einnahmerü­ckgängen muss das Projekt fertiggest­ellt werden.

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