Weg frei für Elefantenhochzeit
Der französische Autobauer PSA darf mit Fiat Chrysler fusionieren
Brüssel. Die Wettbewerbshüter der EU haben die geplante Megafusion zwischen dem Opel-Mutterkonzern PSA und Fiat Chrysler (FCA) genehmigt. Die Zustimmung ist aber an die Bedingung geknüpft, dass die Unternehmen Verpflichtungszusagen vollständig umsetzen, wie die EU-Kommission gestern mitteilte. Durch die Übernahme wird die Gruppe zum viertgrößten Autokonzern der Welt. „Wir können den Zusammenschluss von Fiat Chrysler und Peugeot SA genehmigen, da ihre Verpflichtungen den Eintritt und die Expansion neuer Anbieter auf dem Markt für leichte Nutzfahrzeuge erleichtern werden“, sagte die zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission Margrethe Vestager. „Auf den anderen Märkten, auf denen die beiden Automobilhersteller derzeit tätig sind, wird der Wettbewerb auch nach dem Zusammenschluss nicht an Dynamik einbüßen.“
Fusion soll bis März 2021 über die Bühne gehen
PSA mit den Marken Opel, Peugeot, DS und Citroën und FCA hatten ihre Fusionspläne im Dezember 2019 beschlossen. Sie sollen nach früheren Angaben bis spätestens Ende März kommenden
Jahres umgesetzt sein. Fiat Chrysler und PSA setzten vor der Corona-Krise zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französischjapanische Renault-Nissan-Verbund waren 2019 größer.
Der künftige Konzern soll vom lateinischen Wort für Stern („Stella“) abgeleitet „Stellantis“heißen. Die einzelnen Markennamen wie Opel, Peugeot, Citroën, Chrysler, Jeep, Alfa Romeo, Lancia, Abarth oder Dodge sollen aber weiter Bestand haben.
Die EU-Wettbewerbshüter hatten Mitte Juli eine vertiefte Prüfung der Fusion eingeleitet, weil sie befürchteten, dass der geplante Zusammenschluss den Wettbewerb auf dem Markt für leichte Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen einschränken könnte. In vielen Ländern sei entweder PSA oder FCA Marktführer bei leichten Nutzfahrzeugen, und durch den Zusammenschluss würde dort jeweils einer der wichtigsten Wettbewerber wegfallen, hieß es zur Begründung. Als Marktführer bei Nutzfahrzeugen machte PSA 2019 mehr als ein Viertel dieses sehr lukrativen Marktes auf dem Kontinent aus. Die Fiat-Gruppe steuert weitere neun Prozent bei.
Zusammenschluss bringt jährliche Einsparungen in Milliardenhöhe
Nun müssen die Unternehmen im Wesentlichen zwei Zusagen einhalten. Zum einen soll eine bereits bestehende Kooperation zwischen PSA und Toyota erweitert werden, wonach PSA für Toyota leichte Nutzfahrzeuge für den Verkauf in der EU fertigt.
Zum anderen sollen die Reparaturund Wartungsverträge von PSA und FCA mit ihren Werkstätten geändert werden. So soll etwa nicht mehr vorgeschrieben werden, dass es für FCA-/PSA-Nutzfahrzeuge reservierte Empfangsoder Wartebereiche gibt. Auch die Verwendung von Werkzeug der beiden Hersteller für die Reparatur leichter Nutzfahrzeuge anderer Marken soll erlaubt werden.
FCA und PSA zeigten sich nach der Genehmigung der geplanten Fusion zufrieden. FCA und die PSA-Gruppe begrüßten die Freigabe der EU-Kommission, die die Fusion und die Gründung von Stellantis genehmige, teilten die Unternehmen mit. Am 4. Januar des kommenden Jahres würden sich die Aktionäre beider Firmen separat treffen und seien dazu eingeladen, dem Vorgang zuzustimmen. Begründet wird das Projekt mit den technologischen Umwälzungen in der Automobilindustrie (Elektrifizierung der Fahrzeuge, Digitalisierung, autonomes Fahren), die eine kritische Größe erfordern, um die massiven Investitionen besser zu amortisieren. PSA und Fiat schätzen, dass ihr Zusammenschluss fünf Milliarden Euro pro Jahr einsparen wird. Das neue Unternehmen wird seinen Sitz in den Niederlanden haben, aber weiterhin in Paris, Mailand und New York gelistet sein. Es wird erwartet, dass John Elkann, der derzeitige FCA-Vorsitzende und Erbe der Gründerfamilie Agnelli, den Vorsitz des neuen Verwaltungsrats übernimmt, während Carlos Tavares, der Vorstandsvorsitzende von PSA, CEO des fusionierten Konzerns werden dürfte. dpa/AFP
Der Wettbewerb wird nach dem Zusammenschluss nicht an Dynamik einbüßen. Margrethe Vestager