US-Anleihen nur kurzzeitig gefragt
Die Woche an den Rentenmärkten – die amerikanische Notenbank will US-Konjunkturpaket flankieren
In Erwartung der starken Aussagen der Federal Reserve zu einem neuen Hilfspaket für die amerikanische Wirtschaft haben sich die US-Staatsanleihemärkte in der vergangenen Woche auf stabilem Niveau gehalten. Doch die Kauffantasie reichte nicht aus, um die Rendite der Zehnjährigen deutlich unter die 0,90 Prozent-Renditemarke zu drücken. Jay Powell gab in seinen Statements zur Fed-Politik klar zu verstehen, dass man die fiskalen Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft unbedingt flankieren werde. Die Fed nutze all ihre Instrumente, um die Wirtschaft in dieser „herausfordernden Zeit“zu stützen, hieß es zum Zinsentscheid der Notenbank. Sie kauft monatlich derzeit Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere im Volumen von 120 Milliarden US-Dollar. Fachleuten erscheint es denkbar, dass die Notenbanker bereits im ersten Quartal neue Maßnahmen beschließen werden. Der zuletzt wieder deutliche Anstieg der Corona-Neuinfektionen
gefährde den Aufholtrend, dadurch hatte auch der Druck auf die Bank und Jay Powell wieder zugenommen.
Letztendlich wirkte die PowellAussage nicht allzu lange, die Verzinsung der richtungsweisenden zehnjährigen Treasury-Note schob sich dank neuer Kursverluste wieder in Richtung einem Prozent. Die Händler erwarten zum Jahresanfang durchaus schwächere Notierungen. Das läge auch an vielen Stimmungsindikatoren. Der Ausblick der Bank auf das Wachstum verdeutlicht auch die Marktängste.
Die Zinsen am Anleihemarkt könnten also im Frühjahr 2021 durchaus höher laufen. Für 2021 hat sie jetzt ein Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent prognostiziert, anstatt den bisher angenommenen vier Prozent. Für 2022 beträgt die hochgerechnete Wachstumsrate 3,2 anstatt drei Prozent. So zeigen sich die Industriebefragungen trotz kleinerer Rückgänge bisher solide und deuten auf weiteres Wachstum des Sektors hin. Die Unternehmensumfragen vermochten in der vergangenen Woche zu überzeugen.
Ein ähnliches Bild gaben auch die europäischen Einkaufsmanagerindizes. Es gilt zudem zu bedenken, dass der aktuelle Lockdown noch nicht vollständig in den Umfrageergebnissen abgebildet sein dürfte. Die Januarwerte könnten hierzulande aber auch in den europäischen Nachbarländern niedriger ausfallen. Auch Wachstumseinbußen im Dezember und Januar stehen auf der Agenda. Der Ifo-Geschäftsklima-Index wurde günstig interpretiert. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten für das nächste halbe Jahr wurden durch die befragten Unternehmen besser bewertet.
Die aufgestaute Nachfrage wird sich spätestens aber im Verlauf des ersten Quartals unterstützend niederschlagen und eine kräftige Konjunkturerholung begünstigen. Der stärkste Impuls wird allerdings von einem schnellen „Impfstart“kommen, so die Fachleute am Kapitalmarkt. Wie DZ Bank in ihrer eigenen Studie zur Verfassung des deutschen Mittelstands konstatiert, sei die Stimmung im Mittelstand etwas positiver als zur Zeit des ersten Lockdowns. Es gelte allerdings zu berücksichtigen, dass die betroffenen Unternehmen in zwei Drittel der Fälle zum Überleben auf staatliche Unterstützungsmaßnahmen angewiesen seien. Einige dieser Hilfen sind auch rückzahlungspflichtig. Die volle Wirkung und die Insolvenzwelle tritt möglicherweise ab dem kommenden Sommer zutage. A.M.