Umzugs- statt Weihnachtsstress
Weihnachten 2020 ist wirklich kein Weihnachten wie alle anderen. Nein, nicht wegen Corona, oder zumindest nicht nur. Sondern deshalb, weil wir Ende November umgezogen sind, auf den Monte Mario über dem PratiQuartier und dem Vatikan. Ein schönes, leicht erhöhtes Stadtviertel mit Blick auf die Kuppel von Sankt Peter, den Tiber und die Römer Altstadt. Auch die neue Wohnung ist schön – aber sie präsentierte sich, sagen wir mal, ziemlich renovierungsbedürftig.
Wir verbrachten und verbringen deshalb seit etwa drei Wochen viel Zeit in Baumärkten, Möbelhäusern und bei Ikea Roma. Unnötig viel Zeit: Drei Millionen Römerinnen und Römer weilen in diesen Tagen ebenfalls Stunden in diesen Geschäften, blockieren den Einkaufsfluss und verstopfen die Kassen – und das oft, um am Ende (wenn es gut geht) eine Lichterkette oder eine Duftkerze zu kaufen. Es spielt keine Rolle, zu welcher Tageszeit wir unser Bau- und Einrichtungsmaterial kaufen gehen: Die Läden sind immer voll – als ob es kein Morgen mehr gäbe.
Der Run auf die Geschäfte hat natürlich einen handfesten Grund: Wegen der nach wie vor hohen Zahl der Corona-Toten wird wahrscheinlich auch die Regierung von Giuseppe Conte für die Festtage in letzter Minute noch einmal einen harten Lockdown verfügen. Wegen der Covid-Pandemie herrscht bereits seit Wochen eine abendliche Ausgangssperre, und täglich berichten die Zeitungen über neue, noch strengere Maßnahmen für die Weihnachtstage. Die Italiener gehen auf Nummer sicher und erledigen die Weihnachtseinkäufe in diesem Jahr frühzeitig.
Unabhängig von dem drohenden Last-Minute-Lockdown über die Festtage steht für uns bereits fest, dass wir an diesen Weihnachten unsere Töchter und unsere übrigen Verwandten nicht sehen werden: Sie leben in der Schweiz und in Deutschland, und die Regierung Conte hatte bereits Anfang Dezember beschlossen, dass man in Italien die Grenzen der eigenen Wohngemeinde zwischen dem 24. Dezember und dem 1. Januar nicht verlassen darf. Damit sollen die in Italien an Weihnachten üblichen Familienzusammenkünfte mit jeweils Dutzenden von Sippenmitgliedern verhindert werden.
Wir werden diese Weihnachten deshalb – zum ersten Mal überhaupt in unserer Ehe – zu zweit verbringen, mehr oder weniger eingesperrt in unserer neuen Wohnung. Ob wir uns trotzdem noch eine Weihnachtstanne anschaffen werden, haben wir noch nicht entschieden. Die bei uns für das Weihnachtsessen übliche Entenbrust liegt aber bereits im Kühlschrank und wartet darauf, gebraten zu werden. Und im Flur stehen diverse Farbkübel, eine Tapeten-Rolle und Leim bereit. Wir werden über die Festtage viel Zeit haben, um die Renovierung weiter voranzutreiben.