Überlebenskünstler
Die Premier-League-Fußballer vom FC Burnley verblüffen die Expertenwelt
Der ständige Abstiegskandidat Nummer eins als kleiner Fisch unter Haien in der knallharten Premier League: Jahr für Jahr schafft es der FC Burnley, alle Experten Lügen zu strafen und sich mit bescheidenen Mitteln in der englischen Eliteklasse zu halten.
Ist die Rede von den Clarets, kommen den Fußballfans automatisch die gängigen Eigenschaften in den Sinn, die unterdurchschnittliche bis mittelmäßige englische Mannschaften auszeichnen. Eine kompromisslose Abwehrarbeit und glanzlose Mittelfeldspieler, die sich kaum durch technische Kabinettstückchen auszeichnen, da die rustikalen Offensivakteure überwiegend mit langen Bällen gefüttert werden. Dies allein reicht aber kaum aus, um im Konzert der Großen auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben.
Als Burnley im Frühjahr 2009 nach 33 Jahren Abstinenz ins englische Oberhaus zurückkehrte, entkam der Club nur knapp dem finanziellen Ruin, der in der Vergangenheit immer wieder heruntergewirtschaftete Traditionsclubs heimgesucht hatte. Der englische Meister von 1921 und 1960, der immerhin 15 Europapokalspiele absolvierte und dabei eine positive Bilanz aufweist, machte in seiner 138-jährigen Vereinsgeschichte zahlreiche Höhen und Tiefen durch.
Insbesondere mit Beginn der 1970er-Jahre waren Abstiegskämpfe, Existenzängste und zahlreiche
Trainerwechsel an der Tagesordnung. Die ständigen Unruhen fanden ihren negativen Höhepunkt am Ende der Saison 1984/85, als Burnley für sieben Jahre sogar in den Niederungen der Viertklassigkeit versank.
Bitte um mehr Budget
Dass dieses dunkle Kapitel inzwischen der Vergangenheit angehört, ist sowohl dem sorgsamen Finanzgebaren als auch der Hartnäckigkeit der Vereinsbosse um Mike Garlick zu verdanken. Zudem gelang Burnley vor acht Jahren mit der Verpflichtung von Trainer Sean Dyche ein echter Glücksgriff.
Obwohl der 49-jährige englische Ex-Profi schon mehrmals mit der Bitte um mehr Budget für Neuverpflichtungen
bei Garlick auf taube Ohren stieß, gelang es Dyche dennoch immer wieder, eine schlagkräftige Truppe zu formen, die ohne große Stars auskommt.
Selbst nach dem zwischenzeitlichen Abstieg 2015 verfielen die Verantwortlichen nicht in Aktionismus. Stattdessen hielt man an Dyche fest, schaffte den sofortigen Wiederaufstieg und gehört seit nunmehr fünf Jahren ununterbrochen zum festen Inventar der Premier League.
Sogar nachdem Burnley im vergangenen Jahr an der EuropaLeague-Qualifikation teilnahm, und dort erst in den Play-offs an Olympiakos Piräus scheiterte, blieben hohe Investitionen aus. Nicht mehr ausgeben, als man einnimmt, lautet die Devise in dem rund 40 Kilometer von Manchester entfernten 90 000-EinwohnerStädtchen. Ohne reinen Investor als Geldgeber gilt der FC Burnley zudem als einziger PremierLeague-Club als schuldenfrei.
Den Beweis, dass Geld nicht immer Tore schießt, liefert ein Blick auf die Tabelle. Burnley hat nur einen Punkt weniger als der ambitionierte Ex-Meister FC Arsenal auf dem Konto. Am traditionsreichen Boxing Day gastiert Burnley am Sonntag (13 Uhr) bei Aufsteiger Leeds – und könnte sich mit einem Sieg weiter von den Abstiegsplätzen lösen.
Jans und Sinani im Einsatz
Auch in Belgien rollt am Wochenende der Ball. Nach sieben sieglosen Spielen und zuletzt drei Niederlagen in Folge musste Standard Liège die oberen Play-off-Rängen verlassen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag (20.45 Uhr) steht das Team um Nationalspieler Laurent Jans im Heimspiel gegen Schlusslicht St-Trond somit unter Erfolgsdruck. Vor einer schweren Aufgabe stehen am Samstag um 16 Uhr auch Waasland-Beveren und Danel Sinani beim Tabellenzweiten Genk.