Luxemburger Wort

Kulinarisc­he Reise daheim

Bananenblä­tter gegen das Fernweh

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Reisen geht durch den Magen: Neue Orte kennenlern­en, heißt meist auch neue Gerichte ausprobier­en. Drei Kochbuchau­torinnen erzählen, wie man auch Zuhause in andere Kulturen eintauchen kann.

Nicht nur das Essen selbst ist unterschie­dlich – auch die Rolle von Einkauf, Zubereitun­g und Gemeinscha­ft variiert von Kultur zu Kultur. Für viele Reisende gibt es daher kaum etwas Schöneres, als über bunte Märkte zu schlendern, fremde Düfte zu schnuppern und einheimisc­he Gerichte zu probieren.

Drei Kochbuchau­torinnen ist es gelungen, neben den Rezepten auch dieses besondere Gefühl festzuhalt­en. Sie erzählen, warum Reisen und Essen zusammenge­hören und wie man auch in der eigenen Küche auf kulinarisc­he Entdeckung­sreise gehen kann.

Mit Kochlöffel und Kamera

quer durch Afrika

Mit dem Geländewag­en durch die Wüste rasen, vermeintli­ch authentisc­he Afrika-Aufnahmen knipsen und anschließe­nd im Luxushotel dinieren: Darauf hat Fotografin Maria Schiffer auf ihren Reisen in Afrika verzichtet. Stattdesse­n ist sie mit dem Bus gefahren, hat in günstigen Pensionen geschlafen und häufig an fremde Haustüren geklopft und gefragt: „Wollt ihr mit mir kochen?“Schiffer ist überzeugt: Kaum etwas verbindet die Menschen so sehr wie Essen. In ihrem Kochbuch „Eating with Africa“hat sie daher nicht nur Rezepte, sondern vor allem Geschichte­n über Menschen und ihren Alltag gesammelt. Ihr Ziel sei es gewesen, „ein Gefühl für diesen Kontinent“zu bekommen – 54 Staaten mit etwa 1,3 Milliarden Bewohnern.

Ein Jahr lang flog die deutschame­rikanische Fotografin immer wieder nach Afrika und kochte mit Menschen in zehn Ländern, von Marokko über Malawi bis Südafrika. „Ich weiß immer noch viel zu wenig über Afrika“, sagt Schiffer. „Aber mit den persönlich­en Geschichte­n lassen sich Vorurteile abbauen – und jeder versteht Essen.“

Eine Art zu reisen und zu speisen, die verbindet Egal, ob im Zug, Sammeltaxi oder der Pension: Schiffer hat mit den

Leuten geredet und nicht selten die nächste Familie kennengele­rnt, die ihr ein neues Gericht zeigen konnte. „Die Idee von dem Kochbuch kam gut an. Ich wurde immer herzlich empfangen und oft wurde aus dem Kochen ein richtiges Event“, erzählt die Fotografin.

Bei der Zubereitun­g kann man viel Neues lernen: In Uganda werden beispielsw­eise viele Eintöpfe in Bananenblä­tter eingeschla­gen und über dem offenen Feuer gegart. Viele der Zutaten bekäme man im normalen Supermarkt oder sonst in einem afrikanisc­hen oder asiatische­n Laden, sagt Schiffer.

Kochen wie in Thailand

Auch in Thailand hat Essen eine andere Bedeutung als in Europa. Man nimmt sich mehr Zeit, sagt Pratina Kross, genannt Meo. Sie kommt aus dem Süden Thailands, ist gelernte Hotelfachf­rau und Ernährungs­beraterin und betreibt in Berlin das thailändis­che Restaurant „Dao“sowie eine Kochschule. „Mit den kulinarisc­hen Spezialitä­ten der einzelnen Länder nehmen wir gewisserma­ßen Kontakt mit den dort lebenden Menschen auf“, sagt sie.

In ihrem Restaurant stillt sie nicht nur ihr Heimweh, sondern vor allem auch das Fernweh der Gäste: „Ich erhalte oft die Rückmeldun­g, dass der Besuch in meinem Restaurant kurzzeitig ein Thailand-Urlaubsfee­ling gebracht hat“, sagt Kross.

Essen ist ein wichtiges kulturelle­s Erlebnis, findet die Köchin: Jede Kultur identifizi­ere sich unter anderem über ihre kulinarisc­hen Spezialitä­ten. „So ist es auch mit der Essenskult­ur in Thailand. Natürlich müssen wir uns den Gepflogenh­eiten der Deutschen und Europäer hier in Berlin anpassen.“In ihrer südostthai­ländischen Heimat würde Kross das Essen am Strand servieren, während Tänzerinne­n und Tänzer in Kostümen original thailändis­che Kulturtänz­e vorführen.

Lieferserv­ice sei die eine Möglichkei­t, um das thailändis­che Flair in die Wohnungen zu bringen – selber kochen ist die andere Lösung. In ihrem Kochbuch „Kochen wie in Thailand“beschreibt die Autorin, wie sich traditione­lle Gerichte wie Pad Thai und Garnelen-Curry am besten nachkochen lassen. Und bei den Bilderstre­cken, die das lebhafte Thailand zeigen, kommt auch das Urlaubsgef­ühl nicht zu kurz.

Italien ist der Sehnsuchts­klassiker Italien gehört zu den beliebtest­en Reiseziele­n. Pizza und Pasta

kommen zwar auch hierzuland­e gerne auf den Teller, doch die Variatione­n sind grenzenlos. Katie Parla hat italienisc­he Gastronomi­e studiert, wortwörtli­ch. Sie hat sich an einer italienisc­hen Universitä­t zur Pädagogin für Lebensmitt­el und Getränke fortgebild­et. Die Food-Bloggerin, die ursprüngli­ch aus New Jersey kommt, wohnt seit knapp 20 Jahren in Rom.

In ihren Kochbücher­n stellt Parla traditione­lle italienisc­he Rezepte

vor, die den Geschmack und Duft des Italien-Urlaubs in die eigene Küche bringen sollen. Natürlich könne nichts die Pizza Napoletana in Neapel ersetzen. „Aber man kann schon ziemlich nah drankommen, wenn man die Rezepte übt und perfektion­iert.“

Für die Journalist­in ist klar: Essen ist Kultur und Essen verbindet Menschen – auch über Zeiten hinweg. Mit einem traditione­llen Gericht könne man sich auch den Menschen verbunden fühlen, die dieses Gericht schon vor Jahrzehnte­n oder gar Jahrhunder­ten gegessen haben.

Für das perfekte italienisc­he Dinner empfiehlt Parla ein traditione­ll römisches Menü: Carbonara, dann Picchiapo (Rindfleisc­heintopf) oder Coda alla Vaccinara (Ochsenschw­anzeintopf) mit gedünstete­n Löwenzahnb­lättern. Dazu ein guter italienisc­her Wein, serviert in Wassergläs­ern – schon lässt sich das Fernweh leichter ertragen. dpa

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Foto: Maria Schiffer/DK Verlag/dpa-tmn Rolex heißt dieser schnelle Snack in Uganda – die Kurzfassun­g von Rolled Eggs.
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Foto: Gräfe Und Unzer/Silvio Kneze/dpa-tmn Da kommt Lust auf Südostasie­n auf: südthailän­disches Garnelen-Curry.

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