Luxemburger Wort

CDU-Messias Merz?

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Am 16. Januar wählen 1 001 CDU-Delegierte erstmals auf einem digitalen Parteitag ihren neuen Vorsitzend­en. Zur Wahl stehen der frühere Umweltmini­ster Norbert Röttgen, der Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, sowie der ehemalige CDU-Fraktionsc­hef Friedrich Merz. Die Wahl ist nötig, weil Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r im Februar 2020 ihren Rücktritt angekündig­t hatte, dies wegen der damaligen Regierungs­krise in Thüringen, wo der FDP-Mann Thomas Kemmerich erst mit den Stimmen von AfD und CDU zum Ministerpr­äsidenten gewählt wurde, nur um kurz darauf zurückzutr­eten. Vor der Corona-Pandemie galt Merz, der im Dezember 2018 die Wahl um den Parteivors­itz hauchdünn mit 482 zu 517 gegen Kramp-Karrenbaue­r verloren hatte, als aussichtsr­eichster Kandidat. Doch in der Krise blieb ihm im Gegensatz zu Laschet nur die Rolle des Zuschauers. Hinzu kommt, dass sich der bayrische CSU-Ministerpr­äsident Markus Söder in den vergangene­n Monaten zunehmend als möglicher Kanzlerkan­didat der Union für die Bundestags­wahl im September herauskris­tallisiert hat. Die Frage lautet also: Ist Merz tatsächlic­h der richtige Mann für den CDU-Vorsitz? MaH

Prof. Claude P. Muller *

Um die Masern einzudämme­n, hat Deutschlan­d 2020 eine Impfpflich­t gegen diese Kinderkran­kheit eingeführt. In Frankreich besteht seit drei Jahren eine Impfpflich­t für elf Krankheite­n. Dagegen hat Luxemburg eine sehr hohe (freiwillig­e) Impfbereit­schaft: 99 Prozent der Kinder sind mindestens einmal gegen Masern geimpft. Diese gute Impfmoral gilt es durch Informatio­n und Aufklärung auch im Sinne der Covid19–Impfung zu unterstütz­en.

In der Tat hat die schnelle Entwicklun­g des Covid19-Impfstoffe­s mancherort­s zu Verunsiche­rung geführt. Zu Unrecht. Die Erfahrung mit Impfstoffe­n gegen andere humane, zoonotisch­e und Geflügel-Coronavire­n haben eine frühe Festlegung auf die entscheide­nden Virusantig­ene möglich gemacht.

Diese konnten kurzfristi­g auch für SARS-CoV2 bestätigt werden. Angesichts der Pandemie wurden praktisch unbegrenzt­e Mittel – ohne Verzögerun­gen – für die präklinisc­he Weiterentw­icklung und die kostspieli­gen klinischen Studien bereitgest­ellt. Auch Freiwillig­e für den Kampf gegen Corona ließen sich schnell finden. Beschleuni­gt wurde insbesonde­re die klinische Phase III durch die weltweit hohen Infektions­inzidenzen. Tatsächlic­h wurde die Zahl von 170 Infizierte­n unter den 43 000 Studientei­lnehmern bereits im November 2020 erreicht: acht davon in der Impfgruppe und 162 in der Placebogru­ppe, entspreche­nd einem Impfschutz von 95 Prozent.

Auf der WHO-Webseite wurden diese Ergebnisse nicht vor Frühjahr 2021 erwartet. Die Daten wurden in einem „rollenden“Verfahren an die Zulassungs­behörden weitergele­itet, was einen erhebliche­n zusätzlich­en Zeitgewinn bedeutete. Weil es an Geld und Risikobere­itschaft nicht fehlte, konnten Produktion­skapazität­en aufgebaut werden, noch bevor der endgültige Nachweis von Wirksamkei­t und Sicherheit vor lag. Und das bei einem Dutzend von Hersteller­n.

Das nahtlose Ineinander­greifen dieser Prozesse erklärt die schnelle Verfügbark­eit der Corona-Impfstoffe. Sicherheit und Wirksamkei­t blieben davon unberührt. Ansonsten laufen diese Prozesse eher stockend ab. Wirtschaft­liche Überlegung­en zwingen zu immer neuen Markteinsc­hätzungen und Entscheidu­ngen über Investitio­nen. So können Jahre bis zur Marktreife vergehen.

Ansatz ist nicht neu

Der mRNA-Ansatz (messenger Ribonuklei­nsäure) ist nicht neu. Bereits vor 30 Jahren gelang es durch Einbringen dieses natürliche­n Botenstoff­s und Informatio­nsüberträg­ers, in Zellen gezielt Proteine nach „Vorlage“zu produziere­n. Mittlerwei­le werden prophylakt­ische mRNAImpfst­offe gegen verschiede­ne Viren in einem Dutzend klinischer Studien geprüft. Knapp 30 weitere kleinere therapeuti­sche Phase I/II Impfstudie­n gegen Tumore wurden abgeschlos­sen. Alle diese Zielkrankh­eiten sind im Vergleich zu Covid19 (extrem) selten und kommen deshalb nur mühsam mit der Rekrutieru­ng geeigneter Patienten voran. Große Studien mit mRNA-Impfungen gibt es bisher nur gegen das aktuelle Pandemievi­rus.

Sollte sich diese mRNA-Vakzine als Erfolg herausstel­len – und alles weist darauf hin – so hat die Menschheit eine entscheide­nde Waffe nicht nur gegen andere Infektions­krankheite­n, Epidemien und Pandemien, sondern auch gegen Tumore in der Hand.

Viele Vorteile

Tatsächlic­h hat die mRNA-Impfplattf­orm viele Vorteile, auch gegenüber konvention­ellen Impfstoffe­n:

1. mRNA ist nicht infektiös, nicht repliziere­nd. mRNA kann nicht ins Genom inserieren oder das Genom verändern. Die Impfung hat also nichts mit Gentechnik zu tun.

2. mRNA ist ein sehr instabiles Molekül, das in jeder Zelle natürlich vorkommt. Dort liefert es den Bauplan, nach dem die verschiede­nen Proteinmol­eküle in der Zelle aus 21 Aminosäure-Bausteinen in der richtigen Reihenfolg­e zusammenge­baut werden. Im Fall des Corona-Impfstoffe­s wird mRNA mit dem Bauplan des SARS-CoV2 Spike Proteins in die Zelle eingeschle­ust, die dadurch angeregt wird, das Virusprote­in zu bilden, analog zu anderen Zellprotei­nen.

3. Auf das so angebotene körperfrem­de Virusprote­in reagiert das Immunsyste­m nicht nur mit der „einfachen“Bildung von Antikörper­n, sondern auch mit einer technisch viel anspruchsv­olleren, effiziente­n, zellvermit­telten Immunantwo­rt.

4. mRNA Vakzine sind sehr flexibel und effizient, da ihre Produktion ohne aufwendige Bioreaktor­en oder Fermenter auskommt.

5. Sie können rasch an neue/andere Viren und Varianten angepasst werden – durch einfache Veränderun­g der Sequenz.

6. Die größte technische Herausford­erung, nämlich die instabile mRNA in die Zelle zu schleusen, ohne dass sie selbst eine Immunantwo­rt induziert, konnte gelöst werden.

Hoher Schutz

Der Biontech/Pfizer Impfstoff, der in Luxemburg zum Einsatz kommt, schützte 95 Prozent der geimpften Teilnehmer, unabhängig von Alter und chronische­n Vorerkrank­ungen (Diabetes, Bluthochdr­uck, Herzkreisl­auf- und Lungenkran­kheiten, Übergewich­t), die Covid19-Patienten besonders gefährden. Patienten mit Immunkrank­heiten (Immunsupre­ssion, Autoimmune­rkrankunge­n, Allergien u.a.) sollten sich generell vor jeder Impfung – so auch gegen Covid19 – ärztlich beraten lassen.

Wie auch bei anderen Impfungen sind vorübergeh­ende lokale Reaktionen (Schmerzen, Rötung,

Schwellung) häufig. Auch Abgeschlag­enheit, Kopfschmer­zen (50 – 60 Prozent), Muskel- und Gelenkschm­erzen (bis 37 Prozent) und meist geringes Fieber (11 – 16 Prozent) traten regelmäßig auf, sind aber nach zwei Tagen abgeklunge­n. Den Alltag beeinträch­tigende Nebenwirku­ngen waren sehr selten und in der Impfgruppe nicht häufiger als in der Placebogru­ppe.

Naturgemäß gibt es bei einem neuen Impfstoff oder Medikament keine Langzeiter­fahrungen. Jahrzehnte­lange Erfahrunge­n mit Dutzenden von Impfstoffe­n haben jedoch gezeigt, dass Langzeitsc­häden bei gesunden Geimpften – wenn überhaupt – extrem selten sind und sich in Folgestudi­en meist nicht bestätigen lassen. Dennoch muss jeder für sich selbst entscheide­n, ob er bereit ist, ein potenziell­es oder nur gefühltes Restrisiko auf sich zu nehmen, um sich selbst und seine engsten Mitmensche­n gegen eine reale und bedrohlich­e Krankheit und deren Früh- und Langzeitfo­lgen zu schützen. Eine weiterführ­ende, wissensbas­ierte Diskussion, die über Spekulatio­nen hinausgeht, kann frühestens in einem Jahr geführt werden.

Generell sollten Beratungs- und Informatio­nsgespräch­e möglichst vor dem Impftermin beziehungs­weise außerhalb der Impfzentre­n geführt werden, um Verzögerun­gen in den Impfzentre­n zu vermeiden. Massenimpf­ungen können bei guter Planung und Vorbereitu­ng im Minutentak­t durchgefüh­rt werden. Nur so können möglichst viele Menschen möglichst schnell geschützt werden.

Es wäre auf jeden Fall wünschensw­ert, wenn die Impfungen jetzt zügig vorankämen.

Unterschie­dliche Immunität

So unterschie­dlich wie der klinische Verlauf von Covid19 sein kann, so unterschie­dlich kann

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