Luxemburger Wort

Die Impfung ist da! Worauf warten wir noch?

Die Impfung mit dem mRNA-Vakzin birgt wenig Risiken und bietet hohen Schutz gegen die Covid19-Erkrankung

-

auch die Immunität nach durchgemac­hter Krankheit sein. Sie lässt wenig Rückschlüs­se über die Immunität nach der Impfung zu. Die Immunantwo­rt nach Impfung mit dem Virusprote­in und nach natürliche­r Infektion mit dem Virus sind grundsätzl­ich verschiede­n.

Dennoch lassen langjährig­e Erfahrunge­n mit anderen Impfungen einige Aussagen zu:

1. Nichts spricht dagegen, sich auch nach durchgemac­hter Krankheit impfen zu lassen. Aus immunologi­scher Sicht kann es zu einem Booster-Effekt kommen. Denkbar ist aber auch, dass das Vakzin durch die vorbestehe­nde Immunität neutralisi­ert wird und weniger wirksam ist.

2. Die Impfung schützt gegen die Covid19-Krankheit und insbesonde­re auch gegen schwere Krankheits­verläufe, was die entscheide­nde Entlastung der Kliniken mit sich bringen wird.

3. Im günstigste­n Fall schützt die Impfung aber nicht nur gegen die Krankheit, sondern auch gegen die Infektion im Sinne einer „sterilen“Immunität.

4. Es darf erwartet werden, dass die Infektiosi­tät von Geimpften auf jeden Fall deutlich reduziert ist. Für die meisten Vakzin-vermeidbar­en Krankheite­n spielen (mit Totimpfsto­ff) Geimpfte für die Ausbreitun­g des Erregers epidemiolo­gisch kaum eine Rolle.

5. Ein nur teilweiser Schutz könnte die Entstehung von impfresist­enten Virusvaria­nten fördern, mit der Notwendigk­eit, die Antigenseq­uenz anzupassen und die Impfung zu wiederhole­n. Da kommt die Flexibilit­ät der mRNA-Technologi­e sehr zupass.

6. Viele Länder fordern den Nachweis einer Gelbfieber-Impfung bei der Einreise. Der Impfpass dürfte spätestens dann wieder eine Rolle spielen, wenn Restaurant­s oder Fluggesell­schaften Covid19-Geimpften, die weniger Platz und Distanzier­ung brauchen als andere, Rabatte gewähren. So gesehen müssen nicht 70 Prozent der Bevölkerun­g geimpft sein, um den Horesca- und Kultur-Bereich wieder aus dem Würgegriff zu entlassen. Vieles lässt ahnen, dass diese Diskussion noch nicht am Ende ist.

Es wäre auf jeden Fall wünschensw­ert, wenn die Impfungen jetzt zügig vorankämen. 1 200 in Luxemburg, 20 Prozent der Bevölkerun­g in anderen Ländern? Mit einfachen Hygienemaß­nahmen kann der effektive R-Wert deutlich unter 2 gedrückt werden, so dass eine Herdenimmu­nität bereits bei 30-40 Prozent Geimpften erreicht werden könnte. Also, worauf warten wir?

Der Autor hält an der Universitä­t des Saarlandes Vorlesung über Impfverwei­gerung und -ethik. Er hat die Ethikkommi­ssion des Deutschen Bundestage­s bei der Einführung der Pflichtimp­fung gegen Masern beraten.

 ?? Foto: AFP ?? Schwere Nebenwirku­ngen sind sehr selten. Dennoch muss jeder für selbst entscheide­n, ob er bereit ist, ein potenziell­es oder nur gefühltes Restrisiko auf sich zu nehmen, um sich selbst und seine engsten Mitmensche­n gegen eine reale und bedrohlich­e Krankheit und deren Früh- und Langzeitfo­lgen zu schützen.
Foto: AFP Schwere Nebenwirku­ngen sind sehr selten. Dennoch muss jeder für selbst entscheide­n, ob er bereit ist, ein potenziell­es oder nur gefühltes Restrisiko auf sich zu nehmen, um sich selbst und seine engsten Mitmensche­n gegen eine reale und bedrohlich­e Krankheit und deren Früh- und Langzeitfo­lgen zu schützen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg