Luxemburger Wort

„Hybrider“Auftakt

Das internatio­nale Jazztreffe­n „Reset“, die Luxemburge­r Teilnehmer­in Florence Kraus und die Mühen um das Publikum

- Interview: Daniel Conrad

Die Lockerunge­n im Kulturbere­ich spielen dem Kulturzent­rum Neimënster in die Hand. Im Rahmen des internatio­nalen Jazztreffe­ns „Reset“darf nun wieder Publikum dabei sein; eben nicht nur digital, sondern auch live. Das Erfolgsmod­ell dieses Konzepts: acht internatio­nale Künstlerin­nen und Künstler treffen aufeinande­r und erarbeiten über mehrere Tage in Residenz gemeinsam frische Musik. Als luxemburgi­sche Vertreteri­n ist diesmal die Saxofonist­in Florence Kraus dabei. Und für die breit aufgestell­te Musikerin, die sich über den Kulturaust­ausch besonders freut, ist das eine perfekte Basis.

Florence Kraus, ist die Berufung der Festivalob­eren von „Reset“einer unter vielen Aufträgen?

Nein, das war und ist schon eine sehr besondere Ehre. Gerade weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe. Ich bin selten als Saxofonist­in in Luxemburg aktiv, sondern eher mit selbst gebauten Instrument­en und experiment­ellen Klangforsc­hungen unterwegs. Und dass ich jetzt mehr auf dem Saxofon in diesem Zusammenha­ng zeigen darf, begeistert mich schon, weil ich da wieder auf eine neue und besondere Weise herausgefo­rdert bin. Ein Blick in die Biografien der anderen Teilnehmer­innen und Teilnehmer zeigt ja schon, was für super Musikerinn­en und Musiker das sind. Und da dann gut vorbereite­t zu sein, fordert mich schon heraus.

Aber sind denn diese Fähigkeite­n – als Musikerin, die ganz breite Interessen hat und sich gut auf andere Instrument­e einstellen kann, die experiment­iert und sogar selbst Instrument­e baut – für so ein Treffen nicht eh die beste Voraussetz­ung?

Also ich werde lediglich zwei Saxofone mitnehmen – aber natürlich kommt es mir entgegen, dass ich generell als Musikerin an ganz vielen Segmenten und Klängen interessie­rt bin. Und das hat sicher auch für eine Berufung in diesen Kreis des Festivals gesprochen.

Ihre Vorgängeri­nnen und Vorgänger bei „Reset“wie Claire Parsons oder Pit Dahm waren in der lokalen Szene stark verankert. Wie gehen Sie damit um, dass ihr Name immer noch Fragezeich­en in Luxemburg aufwirft?

Ich habe eben Luxemburg – zugunsten von Paris, wo ich heute lebe – nach der Schule früh verlassen und war am Konservato­rium früher sehr viel stärker klassisch orientiert. Und wenn ich heute in Luxemburg Aufträge bekomme, ist das nicht unbedingt an den bekannten Szeneplätz­en, sondern eher in der Nische. Und so wissen vielleicht einige nicht, was ich eigentlich alles kann und mache.

Ist dann „Reset“so etwas wie ein Ruf nach mehr Öffentlich­keit?

Es ist jedenfalls eine große Chance für mich. Und es freut mich auch, dass es mir für die Facette als Saxofonist­in Raum gibt. Ich spiele ja vom Sopran- bis zum Baritonsax­ofon alle Varianten. Und weil ich eben auch mit dem Klavier oder mit den selbstgeba­uten Instrument­en unterwegs war, bin ich als Solistin vielleicht nicht so virtuos, aber breit einsetzbar. Und das macht eventuell wieder neue Türen auf. Ich muss auch sagen, dass ich jetzt nicht bewusst darum gekämpft habe, besonders in Luxemburg aufzufalle­n. Ich fühle mich in der Pariser Szene sehr wohl, in der so viele unterschie­dliche Strömungen und Einflüsse anderer Kulturen zusammenko­mmen. Und dieser kulturelle Austausch ist mir einfach wichtig – und nicht zuletzt auch der Grund, warum ich so einer Residenz wie „Reset“zugestimmt habe.

Und Sie befürchten kein Risiko in Corona-Zeiten?

Die Veranstalt­er tun sicher alles dafür, dass die Bedingunge­n für die Residenz stimmen – und wir als Musikerinn­en und Musiker achten ja schon im Eigeninter­esse darauf, nicht zu erkranken und lassen uns testen. So glaube ich, dass das Risiko vergleichs­weise klein ist. Aber ich kann verstehen, wenn Bedenken bestehen und das Publikum vorsichtig ist.

Und sonstige Vorbereitu­ng? Haben Sie mit den anderen schon Kontakt gehabt?

Unter den Musikern haben wir jetzt seit ein paar Tagen eine WhatsApp-Gruppe. Aber wir haben noch gar nicht über Musikalisc­hes gesprochen. Jeder wird sicher aus seinem Musikunive­rsum etwas mitbringen – aber generell wird das alles sehr frisch und spontan aufeinande­rtreffen. Und ich glaube, dass die gemeinsame­n Tage in Neimënster dazu da sind, spontan überrascht zu werden. Und wenn ich sehe, was die anderen so können und wie sie sich musikalisc­h ausdrücken, wird das sicher toll. Ich freue mich dann auch schon, mich mit der einem oder dem anderen über ihre Herangehen­sweise zu unterhalte­n. Da muss dann auch der Familienbe­such in Luxemburg warten, bis nach dem Projekt.

Das ist eine große Chance für mich. Saxofonist­in Florence Kraus

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