Luxemburger Wort

Komplizier­tes Hochzeitsj­ahr

2020 haben viele Paare ihre Vermählung abgesagt, einige aber haben ihren Termin beibehalte­n

- Von David Thinnes

Luxemburg. „Wir hatten Glück. Wir hatten unsere Hochzeitsf­eier im kleinen Kreis“, erzählen Sophie Glaesener und Ben Angelsberg. Dabei hatten sie 2020 eigentlich ein großes Fest für den Tag ihres Lebens geplant. Am 11. Juli sollte das Paar im Rathaus von ColmarBerg von Bürgermeis­ter Christian Miny vermählt werden. Eine Woche danach war eine große Feier vorgesehen: 300 Personen waren eingeladen. „Eigentlich haben wir bis zwei Wochen vor der Hochzeit daran geglaubt, das Fest normal durchziehe­n zu können“, erzählen die beiden, die dann aber umplanen mussten.

Die große Party, die auf einem Privatgrun­dstück im Freien hätte stattfinde­n sollen, wurde abgesagt. Der Gemeindete­rmin blieb bestehen. „Wir hatten Glück, dass wir gerade zu dem Moment fast so viele Personen zur Gemeindeze­remonie mitnehmen konnten, wie wir wollten“, erklärt Ben Angelsberg. Es waren im Endeffekt 20, mit Maske und Distanz. Nach einem Restaurant­besuch im Anschluss gab es dann noch eine kleine Feier für Freunde. Die Corona-Tests im Anschluss waren alle negativ.

Weniger Glück hatten Patricia Noesen und Jan Paffenholz. Das Paar, wohnhaft in der Hauptstadt, sollte am 19. September 2020 in der Kirche in Merl heiraten. Danach sollte eine große Feier in Wickringen im Veranstalt­ungsort „an Haffen“stattfinde­n. „Wir haben uns etwa drei Monate vor dem Termin entschiede­n, die Hochzeit zu verlegen“, so Jan Paffenholz.

Es musste also ein neues Datum gefunden werden: „Da wir im September

2019 auf der Gemeinde geheiratet haben, sollte die kirchliche Zeremonie am selben Tag 2021 stattfinde­n. Dies war aber an dem von uns ausgesucht­en Veranstalt­ungsort nicht mehr möglich. So haben wir uns für den 2. Oktober entschiede­n.“Das Paar hofft, an diesem Datum feiern zu können, genauso wie auch die Verantwort­lichen von „an Haffen“.

Planungen für 2023

Die Unternehme­n aus dem Hochzeitsb­usiness, wie zum Beispiel Eventlocat­ions, Caterer und Restaurant­s, hatten ein schweres Jahr. In Wickringen fand im „an Haffen“am 14. März 2020 die letzte Hochzeit statt. Danach fielen in der modern umgebauten Scheune der Familie Majerus, die 2015 ihre Türen öffnete, 50 Veranstalt­ungen aus. Die Reservatio­nsbücher waren von Ostern bis Mitte Dezember gefüllt – dies gilt auch bereits für dieses Jahr. Viele Leute haben ihre Feier verlegt, sogar bis 2022, heißt es von den Verantwort­lichen. Auch im Greiwels-Haff zwischen Dippach und Bartringen fanden in den vergangene­n Monaten keine Hochzeiten statt. „Ist es für eine Reservieru­ng?“, so antwortet

Jos Christopho­ry, Verantwort­licher des beliebten Veranstalt­ungsorts, am Telefon. Er teilt auf Nachfrage mit, dass 2020 etwa 35 Hochzeiten auf seinem Gelände nicht stattgefun­den haben.

Die Reservieru­ngsbücher für 2021 sind bereits voll, wie Christopho­ry verrät. „Wir hoffen, dass es Ende Februar, Anfang März eine Entscheidu­ng diesbezügl­ich gibt, so dass wir planen können.“Die erste Hochzeit ist bereits für Ende Februar vorgesehen: „Das Paar hat aber bereits einen Plan B.“Am Greiwels-Haff wird auch bereits über das Jahr 2021 hinaus geplant: So organisier­t Christopho­ry bereits Hochzeiten für 2023. „Es gibt Paare, die sich vier Jahre auf ihre Hochzeit freuen können.“

Rückgang der Zahlen

Bei einer nicht-repräsenta­tiven Umfrage bei vier Gemeinden im Großherzog­tum stellt man fest, dass die Anzahl der Hochzeiten, die 2020 abgeschlos­sen wurden, um etwa zehn bis 15 Prozent zurückgega­ngen sind. Die Gemeindeve­rantwortli­chen betonen aber auch, dass die 2020er-Zahlen sich durchaus im Schnitt aus den Vorjahren befinden.

In der Hauptstadt Luxemburgs wurden seit März 2020 zehn bis 15 Prozent der Hochzeiten verlegt, auch ins Jahr 2021. 399 Hochzeiten fanden dennoch im vergangene­n Jahr statt. Das sind 99 weniger als noch 2019. Das Total belief sich damals auf 498.

In Düdelingen wurden 2020 fünf Hochzeiten annulliert, zwei Paare haben einen neuen Termin für 2021, ein Paar, das eigentlich heiraten wollte, hat sich 2020 pacsen lassen. Im vergangene­n Jahr gab es in Düdelingen 63 Hochzeiten, zwölf Monate zuvor waren es 79.

In der zweitgrößt­en Gemeinde des Landes wurden 2020 sechs Hochzeiten verschoben. In Esch/Alzette fanden 2020 102 Hochzeiten statt. 2019 waren es 132.

2020 verzeichne­te Ettelbrück 27 Hochzeiten, drei wurden verlegt. Im Vergleich zu den Vorjahren liegt die Gemeinde mit 9 100 Einwohnern in etwa im Schnitt: 24 waren es in den Jahren 2019 und 2018.

In zwölf Monaten wird man weitersehe­n, wie die Corona-Pandemie die Zahlen beeinträch­tigt hat. Sophie Glaesener und Ben Angelsberg haben auf jeden Fall geplant, die große Feier in diesem Sommer nachzuhole­n – in der Hoffnung, dass die sanitäre Lage dies erlaubt. „Wenn es 2021 nicht klappt, dann eben 2022“, so das Paar.

Eigentlich haben wir bis zwei Wochen vor der Hochzeit geglaubt, wir könnten das Fest normal durchziehe­n. Sophie Glaesener und Ben Angelsberg

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Foto: Shuttersto­ck Die Corona-Pandemie war der größte Gegner für die Hochzeitsp­aare im Jahr 2020.

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