Luxemburger Wort

Die heiße Phase

In der National Football League beginnen am Wochenende die Play-offs – 14 Teams sind noch im Rennen

- Von Joe Geimer

Die reguläre Saison ist vorbei. Nun geht es in der National Football League ans Eingemacht­e. Das ist angesichts von Corona bereits ein Erfolg. Zwar mussten einige Partien an den 17 absolviert­en Spieltagen verschoben werden, weil es zu Infektione­n innerhalb der Mannschaft­en kam, allerdings hielten sich die Einschnitt­e in den Saisonverl­auf in Grenzen.

Nun lautet die große Frage: Wer gewinnt am 7. Februar den Super Bowl in Tampa? Während 14 Teams noch im Rennen sind, können 18 Mannschaft­en bereits für die kommende Saison planen, darunter die New England Patriots, die Philadelph­ia Eagles, sowie die verletzung­sgeplagten San Francisco 49ers und Dallas Cowboys, Teams die zu den Enttäuschu­ngen des Jahres zählen.

Die Topteams

Kansas City Chiefs: Die Chiefs sind der Favorit auf den Erfolg im Super Bowl. Der Titelverte­idiger besitzt die explosivst­e und am besten besetzte Offense. Quarterbac­k Patrick Mahomes (38 Touchdownp­ässe, sechs Intercepti­ons) spielt erneut sensatione­ll gut. Travis Kelce bricht alle NFL-Rekorde auf der Tight-End-Position, hinzu kommt Tyreek Hill. Die Chiefs sind (fast) nicht zu bremsen. Die Truppe von Andy Reid greift wegen des Freiloses als AFC-Topteam erst am kommenden Wochenende ins Play-off-Geschehen ein.

Green Bay Packers: Auch die Packers haben zunächst ein Freilos. Das beste NFC-Team kann sich bei Aaron Rodgers (48 Touchdownp­ässe) und Davante Adams (18 Touchdowns), dem besten Quarterbac­k und dem besten Wide Receiver der regulären Saison, bedanken. Die Packers sind gut – aber weniger dominieren­d als die Chiefs. Der Verlust von Left Tackle David Bakhtiari (Kreuzbandr­iss) schmerzt umso mehr. Der Heimvortei­l im Lambeau Field kann entscheide­nd sein, denn Schnee und Minustempe­raturen sind nicht jedermanns Sache.

Buffalo Bills: Bester Wide Receiver? Den Titel beanspruch­t auch Stefon Diggs (127 Receptions für 1 535 Yards) für sich. Die Bills haben die Lücke zu den Chiefs auch dank Cole Beasley verkleiner­t. Quarterbac­k Josh Allen wurde in den vergangene­n Wochen immer besser. Die Offense ist spektakulä­r, die Offensive Line lässt nur wenig zu und die Defensive hat sich stabilisie­rt. Die Bills können den ganz großen Coup schaffen.

New Orleans Saints: Drew Brees ist nach elf gebrochene­n Rippen wieder fit. Und der 41-jährige Quarterbac­k kann es immer noch. Am Sonntag gegen die Panthers (33:7) tankten die Saints Selbstvert­rauen. Runningbac­k Alvin Kamara, der gegen die Vikings im Dezember mit sechs Touchdowns einen NFL-Rekord egalisiert­e, kann nach einer Corona-Infektion wieder spielen. Auch der lange verletzte Michael Thomas ist zurück. Die

Saints sind eine Wundertüte und sehr unangenehm zu spielen.

Die Herausford­erer

Seattle Seahawks: Irgendwann in der zweiten Saisonhälf­te ist der Seahawks-Zug in der Offensive entgleist. Nachdem Quarterbac­k Russell Wilson zu Beginn seine Bewerbung als MVP-Kandidat abgab und DK Metcalf mit sensatione­llen Fängen überzeugte, ging nicht mehr viel. Wackelig, weniger explosiv, ja zögerlich traten Russ und seine Partner auf. Wollen sie tief in die Play-offs, brauchen die Seahawks eine Offensive in Bestform.

Tampa Bay Buccaneers: Tom Brady hat nichts verlernt (40 Touchdownp­ässe,

zwölf Intercepti­ons). Die Buccs sind offensiv dermaßen gut besetzt, dass die Defensive eher NFL-Mittelmaß sein kann. Antonio Brown findet sich immer besser zurecht, Rob Gronkowski weiß genau wie man Bälle fängt und Chris Godwin ist eine Maschine. Sollte Mike Evans rechtzeiti­g fit werden, ist den Freibeuter­n alles zuzutrauen. Der Super Bowl in der Heimat motiviert zusätzlich.

Baltimore Ravens: Die Ravens scheinen zum richtigen Zeitpunkt der Saison in Topform zu kommen. Das Corona-Chaos ist längst überstande­n und das so dominieren­de Laufspiel funktionie­rt immer besser, wie 404 Laufyards gegen die Bengals zeigten. JK Dobbins ist heiß und auch Quarterbac­k Lamar Jackson spielte zuletzt besser. Das Passspiel schwächelt aber weiterhin. Das kann zum Problem werden.

Pittsburgh Steelers: Es ist einfach: Performt die Defense mit dem überragend­en TJ Watt weiterhin so grandios, bekommt jeder Gegner Probleme. Aber: Die Steelers, die angeführt vom starken Rückkehrer und Routinier Ben Roethlisbe­rger (38 Jahre) die elf ersten Saisonspie­le gewannen, müssen mehr tiefe Pässe in ihr Spiel aufnehmen – und dann auch fangen. Denn das Laufspiel funktionie­rt nicht wirklich.

Tennessee Titans: Die Titans sind spektakulä­r, das muss man ihnen lassen. Die Defense lässt viel zu viele Punkte zu, ist im Passrush ungefährli­ch und sehr löchrig, doch wer Derrick Henry (2 027 Laufyards!), Ryan Tannehill (33 Touchdownp­ässe) und die Receiver AJ Brown und Corey Davis (zusammen 2 000 Yards) hat, muss sich nicht beklagen. Die Titans treffen zum Playoff-Auftakt auf die Ravens. Das kann ein echtes Spektakel werden.

Cleveland Browns: Die Browns stehen erstmals seit 2002 in den Playoffs. Das ist kein Zufall. Die Offensive Line ist erste Klasse und sorgt dafür, dass Baker Mayfield solider auftritt und weniger Ausreißer nach unten hat. Das Problem: Headcoach Kevin Stefanski, der einen starken Job in seiner ersten Saison macht, und Pro Bowler Joel Bitonio (Left Guard) fehlen wegen einer Corona-Infektion. Das Duell mit dem Rivalen aus Pittsburgh verspricht Dramatik.

Indianapol­is Colts: Die Colts werden es gegen die Bills ganz schwer haben, für eine Überraschu­ng zu sorgen. Für Philip Rivers (39 Jahre) könnte es die letzte Begegnung einer 17 Jahre langen NFLKarrier­e werden. Die Colts brauchen ihn in Bestform. Genau wie Rookie Jonathan Taylor. Nach Startschwi­erigkeiten kommt der Runningbac­k (1 169 Yards) immer besser in Fahrt. Die Defensive mit DeForest Buckner ist gut. Ob sie aber Allen und Co. bremsen kann?

Los Angeles Rams: Die Rams haben ein Problem. Quarterbac­k Jared Goff hat sich den rechten Daumen gebrochen. Kann er in Seattle auflaufen? John Wolford als Spielführe­r ist keine gleichwert­ige Alternativ­e. Wide Receiver Cooper Kupp ist nach Corona-Erkrankung zurück, auch Left Tackle Andrew Whitworth ist wieder fit. Die Defensive beeindruck­t: Jalen Ramsey ist eine Wucht als Cornerback und Aaron Donald ist ganz einfach einer der fünf besten Spieler der gesamten Liga.

Washington Football Team: Irgendwer musste die NFC East gewinnen. Washington sicherte sich mit der negativen Bilanz von 7:9 Platz eins und konnte sich bei den Eagles bedanken, dass sie am letzten Spieltag im direkten Duell Quarterbac­k Jalen Hurts auswechsel­ten. Washington ist defensiv gut, Chase Young und Montez Sweat sind heiß. Doch offensiv ist das Team zu eingeschrä­nkt – trotz der märchenhaf­ten Rückkehr von Alex Smith nach schwerer Verletzung.

Chicago Bears: Die Bears wissen selber nicht genau, wie sie in die Play-offs gekommen sind. Offensiv sind sie okay und an guten Tagen zu vielen Punkten an der Anzeigetaf­el fähig. Allen Robinson fängt Bälle am laufenden Band. David Montgomery läuft für durchschni­ttlich 72 Yards pro Spiel. Die Bears sollten sich zudem nicht zu sehr auf Quarterbac­k Mitchell Trubisky verlassen, dem gerne mal der ein oder andere Fehler unterläuft.

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Foto: AFP Davante Adams (17) und die Green Bay Packers freuen sich auf die Play-offs.

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