Luxemburger Wort

CT, MRT, Röntgen

Bildgebend­e Verfahren mit Nutzen und Risiken

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Vor rund 125 Jahren entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen das erste bildgebend­e Verfahren. Längst kommt die Medizin nicht mehr ohne sie aus. Ihre Anwendung ist aber oft eine Abwägungsf­rage.

Aus der Medizin sind bildgebend­e Verfahren wie Röntgen, CT oder Ultraschal­l nicht wegzudenke­n. Sie machen sichtbar, was von außen für Ärztinnen und Ärzte nicht zu sehen ist. Bänderriss­e, Tumore oder der Zustand bestimmter Gefäße zum Beispiel. Doch es gibt unter Patienten immer wieder auch Vorbehalte gegen die Verfahren, vor allem wegen möglicher Strahlenbe­lastung.

„Die Röntgenauf­nahmen dürften das bekanntest­e bildgebend­e Verfahren sein“, sagt der Radiologe Prof. Jörg Barkhausen. Er ist Direktor der Klinik für Radiologie

und Nuklearmed­izin am Universitä­tsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Lübeck. Es ist die Technik, mit der 1895 erstmals Strukturen im Körperinne­ren sichtbar gemacht wurden. Auch heute spielt sie eine wichtige Rolle, etwa bei der Diagnostik von Knochenbrü­chen.

Eine Weiterentw­icklung des Röntgens ist die Computerto­mographie (CT), die Objekte durch Schichtauf­nahmen auch dreidimens­ional darstellen kann. Verbreitet sind zudem der Ultraschal­l (Sonographi­e) und die Magnetreso­nanztomogr­aphie (MRT). Diese beiden kommen ohne Strahlenbe­lastung für den Patienten aus.

Stets eine Abwägungsf­rage

Heute können Radiologen für jede Patientin und jeden Patienten das für die Diagnose optimale Verfahren auswählen. „Das schließt neben der medizinisc­hen Fragestell­ung natürlich auch Ängste und besondere Bedürfniss­e mit ein“, sagt Barkhausen.

Früher waren MRTs zum Beispiel wegen ihrer starken Magnetfeld­er bei Patienten mit Herzschrit­tmachern generell nicht möglich. Heutzutage gibt es dafür geeignete Schrittmac­hermodelle.

„Bei Kindern und Schwangere­n wird besonders streng abgewogen, ob Verfahren auf Basis von Röntgentec­hnik ersetzt werden können“, führt Barkhausen aus. Generell werde aber bei allen Patienten geprüft, ob Strahlung vermieden kann.

Die Radiologie arbeitet mit unterschie­dlichen Arten von Wellen. „So sehen wir die unterschie­dlichen Kontraste im Bild“, erläutert Prof. Heinz-Peter Schlemmer, Direktor der Abteilung Radiologie am Deutschen Krebsforsc­hungszentr­um in Heidelberg.

Beim Ultraschal­l sind es Schallwell­en, das MRT funktionie­rt mit elektromag­netischen Feldern und Radiowelle­n. „Beides ist für die Patienten ungefährli­ch.“

Die Angst vor Krebs

Bei der Nuklearmed­izin und beim Röntgen dagegen wird mit hochenerge­tischen elektromag­netischen Wellen gearbeitet, die mit Elektronen in Wechselwir­kung treten. Dadurch entstehen chemische Nebenwirku­ngen, die zu genetische­n Veränderun­gen führen können. „Hier hat man ein Krebsrisik­o“, sagt Schlemmer. Der Radiologe plädiert dafür, stets Nutzen und Risiko abzuwägen. Denn ab wann die Strahlung gefährlich wird, kann man pauschal nicht sagen. Und der Patient spürt nichts davon. „Wir haben dafür keine Sensoren“, sagt Schlemmer. „Aber genau das kann Angst machen.“

Unverzicht­bar für Therapie und Kontrolle Trotzdem braucht man diese Verfahren in der Medizin. „Je nach Einsatzgeb­iet erlauben sie beispielsw­eise eine rasche Behandlung bei Notfällen, indem man etwa innere Blutungen mittels CT zuverlässi­g erkennen kann“, sagt Jörg Barkhausen. Insbesonde­re in der Onkologie, also der Behandlung von Krebserkra­nkungen, erlauben solche Verfahren eine sichere und schnelle Beurteilun­g der Tumorgröße. „Sie sind deswegen unverzicht­bar zur Therapiest­euerung

und Erfolgskon­trolle.“Die bildgebend­en Verfahren haben auch Grenzen: „Diese liegen in der räumlichen und in der Kontrast-Auflösung“, sagt Heinz-Peter Schlemmer. Um gesundes von krankem Gewebe oder durchblute­te von nichtdurch­bluteten Arealen zu unterschei­den, spritzt man deswegen oft ein Kontrastmi­ttel. „Es gibt aber auch biologisch­e Grenzen“, sagt Schlemmer. „Dann können wir zwar die Strukturen erkennen, aber nicht, was sie für den Patienten bedeuten.“Also, ob sie wirklich zu Beschwerde­n führen können, oder sie sich zu Lebzeiten gar nicht mehr bemerkbar machen. Das ist gerade bei Früherkenn­ungsunters­uchungen eine Herausford­erung. Denn das Problem ist: Man kann oft nicht vorhersage­n, wie sich bestimmte Erkrankung­en entwickeln werden. dpa

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Foto: Uwe Anspach/dpa/dpa-tmn Bildgebend­e Diagnostik hilft beispielsw­eise bei Vorsorgeun­tersuchung­en auf Prostatakr­ebs.
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Foto: Monique Wüstenhage­n/dpa-tmn Röntgenauf­nahmen sind das älteste bildgebend­e Verfahren in der Medizin und noch heute wichtig.

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