Wall Street: Chaos in Washington lässt Bullen kalt
Der Sturm auf das Kapitol löste ein politisches wie mediales Erdbeben aus – das reicht aber nicht, um die Investoren zu erschüttern
Trotz Unruhen in Washington und enttäuschender Konjunkturdaten schloss der US-Aktienmarkt die erste Woche des Jahres 2021 auf Rekordniveau. Auch die Erwartung schwacher Unternehmensgewinne wurde weggesteckt. Stattdessen stehen die Aussichten auf weitere fiskalische Anreize im Fokus der Investoren.
Am Mittwoch drangen Randalierer in das Kapitol ein. Dieses in der Geschichte der USA einmalige Ereignis reichte aber nicht, um die Investoren zu erschüttern. Auch gab es Freitag weitere Hinweise auf die anhaltende Belastung von Unternehmen und Arbeitnehmer durch die Pandemie. Der Beschäftigungsbericht zeigt, dass im Dezember 140 000 Jobs abgebaut wurden. Dennoch stiegen die Kursindizes deutlich an. Auf Wochensicht gewann der Leitindex Dow-Jones 1,6 Prozent auf 31 098 Punkte. Der Standard & Poor’s-500-Index legte 1,8 Prozent auf 3 825 Punkte zu, während der Nasdaq ein Plus von 2,4 Prozent auf 13 202 auswies. Alle drei Indizes starten auf Rekordniveau in die neue Handelswoche. Beobachter begründen den Optimismus der Anleger damit, dass der neue Präsident nach seiner Vereidigung am 20. Januar auf ein weiteres Stimulus-Paket für Unternehmen und Haushalte hinarbeiten werde. Dafür spreche auch der Sieg der Demokraten bei der Stichwahl am letzten Dienstag im Gliedstaat Georgia. Die knappe Mehrheit im neuen Senat dürfte die Möglichkeit der Biden-Regierung einschränken, Maßnahmen wie höhere Körperschaftssteuern durchzusetzen. Derweil breitet sich das Corona-Virus weiter aus. In den USA wurden am Donnerstag mit mehr als 4 000 gemeldeten Todesfällen
Der Sturm auf das Kapitol lässt Aktienmarkt kalt. in Zusammenhang mit Covid-19 ein neuer Tagesrekord aufgestellt.
In der neuen Woche läuten etliche Finanzkonzerne den Beginn der Ergebnissaison für das vierte Quartal 2020 ein. Den Auftakt bilden Blackrock am Donnerstag und JPMorgan Chase, Wells Fargo und Citigroup am Freitag. Dem Wochenblatt Barron’s zufolge erwarten Wall-Street-Analysten ein weiteres rückläufiges Quartal, wobei die Gewinne des S&P 500 in den letzten drei Monaten des Jahres 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent und die Umsätze um sechs Prozent sinken werden. Dennoch dürften die Investoren mehr darauf achten, wie Manager die Zukunft angehen. Barron’s: „Solange der Optimismus überwiegt, sollte sich der Aktienmarkt gut halten.“Analysten erwarten sogar, dass die Gewinne und Umsätze des S&P 500 in diesem Jahr die Rekordwerte von 2019 übertreffen werden – allerdings mit einer stärkeren Gewichtung der Gewinne in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Covid-19-Impfstoffe verbreitet sind und die am härtesten getroffenen Teile der Wirtschaft wieder geöffnet haben. Es berichten außerdem Delta Air Lines am Donnerstag und ConocoPhillips am Freitag. Nicht zuletzt stehen drei wichtige Konjunkturdaten im Kalender. Am Mittwoch legt die Regierung den Verbraucherpreisindex für Dezember vor. Der Konsens geht von 1,2 Prozent Anstieg gegenüber dem Vorjahr aus. Die Uni Michigan veröffentlicht Freitag das Ergebnis ihrer Januar-Umfrage zum Verbrauchervertrauen. Man erwartet keine Veränderung gegenüber Dezember. Am gleichen Tag meldet Washington die Umsätze des Einzelhandels im Dezember. Volkswirte sehen einen Anstieg um 0,1 Prozent nach 1,1 Prozent Rückgang im November.
Solange Optimismus überwiegt, hält sich der Aktienmarkt.