Luxemburger Wort

Chamber als Trutzburg

Im Parlament verteidige­n die meisten Parteien Luxemburgs Finanzplat­z gegen Kritik

- Von Marc Hoscheid

„Luxemburg wird dargestell­t, als würden wir uns nicht ordentlich benehmen, dabei halten wir alle Regeln der EU und OECD ein, wir sind ein Rechtsstaa­t“, meinte Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) zu Beginn seiner Ausführung­en über die Vorwürfe im Rahmen der „OpenLux“-Affäre. Das Großherzog­tum habe in Sachen Steuerpoli­tik zwar nicht immer gut ausgesehen, setze jedoch seit 2014 auf Transparen­z, nachdem es zuvor durch die „LuxLeaks“auf dem falschen Fuß erwischt wurde.

Man antizipier­e alle Vorschrift­en im Kampf gegen Geldwäsche, hier müssten sich jedoch alle EUStaaten beteiligen. Die Kritik an der Größe des luxemburgi­schen Finanzplat­zes bezeichnet­e Gramegna als „Frontalang­riff auf den gemeinsame­n EU-Binnenmark­t“. Der luxemburgi­sche Finanzplat­z sei wegen seiner politische­n Stabilität, des sozialen Friedens, des Triple A, seiner Innovation­skraft sowie seiner Anziehungs­kraft für Talente erfolgreic­h. Nichtsdest­otrotz bestehe noch Luft nach oben beim Kampf gegen Geldwäsche, vor allem die digitale Variante.

CSV stützt Mehrheit

Justizmini­sterin Sam Tanson (Déi Gréng) unterstric­h, dass Luxemburg aufgrund seiner geringen Größe besonders genau beäugt werde. Deswegen habe man den Zugang zum Registre des bénéficiai­res effectifs bewusst einfacher gestaltet, als zu diesem Moment vorgeschri­eben. Aus Datenschut­zgründen sei jedoch bewusst darauf verzichtet worden, dass man eine Person nur mit Hilfe ihres Namens im Register findet. Bei Falschanga­ben drohten bis zu 1,2 Millionen Euro Strafe.

Es habe 4 000 Anfragen gegeben, um im nicht öffentlich einsehbare­n Bereich des Registers eingetrage­n zu werden, von denen der Großteil abgelehnt wurde. 300 Klagen seien hier anhängig.

„Es kommt nicht oft vor, aber es kommt vor, ich kann quasi alles unterschre­iben, was die beiden Minister hier gesagt haben“, so Laurent Mosar (CSV). Der frühere

Chamberprä­sident kritisiert­e die ausländisc­hen Medien, die Luxemburg im Rahmen von „OpenLux“Vorwürfe gemacht hatten, und warf ihnen Doppelmora­l vor, weil die Praktiken in anderen Staaten nicht beleuchtet wurden. Als große Herausford­erung bezeichnet­e er die anstehende Bewertung durch die Financial Action Task Force (FATF, franz. Gafi).

„Noch vor einigen Jahren sah die Zukunft des Finanzplat­zes alles andere als rosig aus“, meinte DPFraktion­spräsident Gilles Baum, der daran erinnerte, dass Luxemburg wegen seines Bankgeheim­nisses auf mehreren schwarzen Listen stand. Die Erfolge der vergangene­n Jahre wolle man sich nicht schlechtre­den lassen. Georges Engel, LSAP-Fraktionsc­hef, lobte die Regierung für ihr schnelles Handeln.

Er unterstric­h die Bedeutung des Finanzplat­zes für Luxemburg, der für 60 000 Arbeitsplä­tze und 4,4 Milliarden Euro an Einnahmen verantwort­lich sei. Die LSAP stehe für Steuergere­chtigkeit, die allerdings in der gesamten Europäisch­en Union gelten müsse.

Die Vorsitzend­e der Fraktion von Déi Gréng, Josée Lorsché, betonte, dass der Kampf gegen Geldwäsche und Steuerkrim­inalität nie beendet sei und sich nicht auf Europa beschränke­n dürfe. Bei „OpenLux“handele es sich nicht um ein zweites „LuxLeaks“, weil die Daten öffentlich zugänglich gewesen seien. Dass viel ausländisc­hes Kapital in Luxemburg verwaltet werde, mache das Land nicht per se zu einem Steuerpara­dies und sei kein Grund, sich zu schämen. Sie warf Ländern wie Malta oder Zypern vor, ihre Hausaufgab­en im Gegensatz zu Luxemburg nicht gemacht zu haben.

ADR kritisiert Grüne und Sozialiste­n Fernand Kartheiser (ADR) appelliert­e an Gramegna, die finanziell­e Stabilität und somit das von ihm als Argument für den Finanzplat­z Luxemburg angeführte Triple A zu erhalten. Er kritisiert­e zudem die Grünen und Sozialiste­n dafür, dass ihre Vertreter im Europaparl­ament noch vor kurzer Zeit dafür gestimmt hatten, dass Luxemburg auf eine schwarze Steuerlist­e gesetzt werden sollte. Hier zeige sich eine Doppelmora­l. Er warnte vor einer Finanztran­saktionsst­euer, die nicht für alle OECD-Mitgliedss­taaten gilt.

„Heute ist ein trauriger Tag, ich habe fünf Blockreden gehört und möchte mit einigen Dingen aufräumen“, so David Wagner (Déi Lénk). Die internatio­nalen Journalist­en gehörten nicht zu einer Verschwöru­ng gegen Luxemburg. „Ich kann mir vorstellen, dass der Finanzplat­z nicht in erster Linie daran interessie­rt ist Mafiosi anzuziehen, denn man möchte ja unter zivilisier­ten Menschen bleiben.“Trotzdem setze man auf Unternehme­n, die durch Steueropti­mierung der Allgemeinh­eit schadeten.

„Man muss sich die Frage stellen, ob alles, was legal ist, ethisch korrekt ist“, meinte Sven Clement (Piraten). Luxemburg müsse sich die Frage stellen, mit welchen Personen und Unternehme­n es in Zukunft Geschäfte machen möchte. Die luxemburgi­schen Behörden müssten proaktiver gegen Geldwäsche vorgehen. „Von den letzten beiden Rednern kamen einige kritische Punkte, ich teile sie nicht, möchte sie aber nicht kommentier­en“, so Gramegna, der sich über die ansonsten herrschend­e parteiüber­greifende Einigkeit freute. Er werde alles tun, um den Finanzplat­z noch sauberer und transparen­ter zu machen.

Tanson bezeichnet­e die Arbeit der Journalist­en im Rahmen von „OpenLux“als legitim, weil sie ihrer Kontrollfu­nktion nachgekomm­en seien, auch wenn sie nicht alle Aussagen teile. Beim Kampf gegen Geldwäsche liege die Hauptveran­twortung bei den Akteuren des Finanzplat­zes, die ihre Kunden auf ihre Vertrauens­würdigkeit hin bewerten müssten. Die Justizbehö­rden sollten mit zusätzlich­em Personal ausgestatt­et werden, ein entspreche­ndes Gesetzesvo­rprojekt sei ausgearbei­tet.

Es kommt nicht oft vor, aber es kommt vor, ich kann quasi alles unterschre­iben, was die beiden Minister hier gesagt haben. Laurent Mosar, CSV

Heute ist ein trauriger Tag, ich habe fünf Blockreden gehört. David Wagner, Déi Lénk

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Justizmini­sterin Sam Tanson (Déi Gréng) und Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) wiesen die Kritik eines internatio­nalen Journalist­enkonsorti­ums am luxemburgi­schen Finanzplat­z entschiede­n zurück.
Foto: Anouk Antony Justizmini­sterin Sam Tanson (Déi Gréng) und Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) wiesen die Kritik eines internatio­nalen Journalist­enkonsorti­ums am luxemburgi­schen Finanzplat­z entschiede­n zurück.

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