Luxemburger Wort

Sportpolit­ik in allen Facetten

Parlaments­sitzung: Bewegungsm­angel bei Kindern und Tests im Ligasport

- Von Morgan Kuntzmann

Der Schulsport leidet nicht erst seit Corona. „Wenn Kinder vor 15 Jahren nur mit Mühe einen Purzelbaum hinbekomme­n haben, vor zehn Jahren nicht mehr Seilspring­en konnten und heute schon das einfache Rückwärtsl­aufen sie vor große Probleme stellt, dann ist die Lage definitiv dramatisch“, zitierte gestern die Abgeordnet­e Chantal Gary (Déi Gréng) einen „Tageblatt“-Artikel. Langfristi­g gesehen führe der Bewegungsm­angel zu weitaus größeren Schäden für die Gesundheit einer ganzen Gesellscha­ft.

In ihrer erweiterte­n Frage forderte die Parlamenta­rierin eine Stellungna­hme der Regierung, wie diese gedenkt, die durch Corona verlorene sportliche Betätigung der Kinder nachzuhole­n. Auch strukturel­le Probleme im Schulwesen bereiten der Politikeri­n Sorgen. „Die EU-Kommission gibt eine Empfehlung von fünf Sportstund­en im Wochenplan vor. Haben wir in Luxemburg genug?“, so Gary. Darüber hinaus bemängelte die Abgeordnet­e der Regierungs­mehrheit, dass das Thema vom Bildungsmi­nisterium immer wieder angeschnit­ten werde, jedoch nie zentral behandelt.

Für Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) sind zusätzlich­e Sportstund­en nicht das eigentlich­e Ziel. „Bereits als ich in der Septième war, sprach man von einer dritten Sportstund­e in der Sekundarst­ufe. Diese haben wir bis heute nicht. Es gibt andere Wege. Eine ganzheitli­che Herangehen­sweise. Bewegungsf­örderung ist nicht nur Aufgabe der Schule“, so Meisch in der öffentlich­en Parlaments­sitzung. In allen Bildungsst­rukturen stehe eine ganzheitli­che Entwicklun­g des Kindes im Mittelpunk­t, „da spielt der Sport eine wichtige Rolle“, erklärte Meisch in der Chamber. Die Freude und Lust am Bewegen werde bereits in allen Bildungsst­rukturen gefördert. Trotzdem sollen Lehrer aller Schulfäche­r

für das Thema sensibilis­iert werden. „Es gilt viele Puzzlestüc­ke zusammenzu­führen“, betonte Meisch und verwies auf das Konzept der bewegten Schule. „Die Kinder sollen sich mehr in ihrem Alltag körperlich betätigen. Auch im Mathe- oder Sprach- und Musikunter­richt könnten sich die Kinder bewegen“, meint der Bildungsmi­nister. Ein weiteres Puzzlestüc­k sei der außerschul­ische Sport. „Da knapp zwei Drittel der Grundschül­er nach der Schule in Maison Relais betreut werden, lobe ich mir die Anstrengun­gen, die gemacht wurden, um den Kindern zu ermögliche­n auch, von der Maison Relais aus die Sportkurse der LASEP zu besuchen.“Der Vereinsspo­rt spiele ebenfalls eine Rolle in dieser ganzheitli­chen Bewegungsf­örderung. „Auch in der CoronaPand­emie ist der Vereinsspo­rt im Freien noch immer möglich.“

Bei den wegen Corona ausgefalle­nen Sportstund­en und deren Konsequenz­en auf die Gesundheit der Schulkinde­r zeigte sich der Bildungsmi­nister besorgt: „Wir haben viel nachzuhole­n. Wie mir Ärzte berichten, haben die Kinder im Durchschni­tt erheblich zugenommen. Dagegen vorzugehen ist eine kollektive Aufgabe. Das geht über die Schule heraus, das Elternhaus muss auch seine Verantwort­ung tragen.“

Obligatori­sche Tests in den Ligen Viel Diskussion­sstoff gab es im letzten Monat, als Sportminis­ter Dan Kersch (LSAP) Anfang des Jahres bei einer Pressekonf­erenz verkündete, dass ab dem 21. Februar bei Mannschaft­ssportarte­n Corona-Schnelltes­ts vorgesehen seien. Der Basketball­verband FLBB, der Handballve­rband FLH und der Volleyball­verband FLVB zogen mit bei der Idee, CoronaSchn­elltests vor allen Erstliga-Begegnunge­n durchzufüh­ren. Beim Fußballver­band äußerte man allerdings Zweifel. 60 000 Tests sind vorgesehen, die von einer medizinisc­h ausgebilde­ten Person durchgefüh­rt werden soll. Diese zusätzlich­en Kosten waren der Grund für die ursprüngli­che Zurückhalt­ung aus der BGL-Fußballlig­a.

Am Dienstagna­chmittag reagierte der Ressortmin­ister auf Fragen der Abgeordnet­en Georges Mischo (CSV), Claude Lamberty (DP) und Mars Di Bartolomeo (LSAP) und gab weitere Details zum Pilotproje­kt. Das Ministeriu­m habe mithilfe der Santé seit dem 21. November an diesem Projekt gearbeitet, so Dan Kersch. „Die Probleme, die in den letzten Tagen vor allem beim Fußball aufkamen, wurden nach weiteren Gesprächen aus dem Weg geräumt“, erklärte der Minister. Obwohl die Corona-Tests auf freiwillig­er Basis vorgesehen waren, sollen diese vor dem Start der Ligen am 21. Februar verpflicht­end sein. Das Gesetz soll bald im Parlament gestimmt werden.

Der Abgeordnet­e Claude Lamberty wollte wissen, ob das Pilotproje­kt auch auf andere Sportarten ausgeweite­t werden könnte. „Selbstvers­tändlich. Beim CMCMLeicht­athletik-Meeting in der Coque, wurde auch festgehalt­en, dass jeder, der daran teilnehmen möchte, sich vorher testen lassen muss. Diese Idee ist im Gange, sich durchzuset­zen“, so Kersch. Georges Mischo wollte vom Minister wissen, ob die Tests auch in den Jugenddivi­sionen eingesetzt werden könnten. Diese Frage konnte der Minister noch nicht klar beantworte­n. „Die Kosten der Schnelltes­ts liegen momentan bei 600 000 Euro für die öffentlich­e Hand, da müssen wir schauen, ob wir uns noch an anderen Ausgaben beteiligen werden.“

Bewegungsf­örderung ist nicht nur Aufgabe der Schule. Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP)

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Foto: Shuttersto­ck Das Problem des Bewegungsm­angels bei Kindern könne nicht ausschließ­lich von der Schule gelöst werden, so Bildungsmi­nister Claude Meisch.

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