Luxemburger Wort

Ende des Wunschdenk­ens

- Von Marco Meng

Im Umweltmini­sterium ist man dabei, die Förderung für E-Autos zu ändern; vielleicht sogar die Prämie für Plug-in-Hybride zu streichen. Gut so. Denn ein Auto, das zwei Motoren mit sich schleppt, von denen der Elektromot­or meist nur 30 Kilometer schafft, dient dem Klimaschut­z überhaupt nicht. Ohne Zweifel weiß man das auch in der Politik nicht erst seit gestern, wollte aber wohl der Autoindust­rie helfen, neue Antriebste­chnologien zu entwickeln und ihre Fahrzeugmo­delle umzurüsten. Solange aber zusammen mit einem Alibi-Elektroant­rieb der Verbrenner weiterverk­auft wird, kommt der technologi­sche Wandel nicht in die Gänge.

Der Verkehr der Zukunft: Ohne nervenden Motorenlär­m und stinkende Abgase, alles gleitet leise dahin ... Ob die schöne neue Elektrowel­t mehr als nur Wunschdenk­en ist, muss sich erst noch zeigen. Wer aber wie die EU von der Autoindust­rie Fortschrit­te und Ehrlichkei­t verlangt, muss selbst damit anfangen – das heißt, damit aufhören, den 2Tonnen-SUV mit ein paar Kilometer elektrisch­er Reichweite auf dem Papier als „Null-Emissionen-Autos“auszugeben. Damit soll nicht gesagt sein, dass der E-Motor die Technologi­e der Zukunft sei. Nicht zu vergessen: Der Strom kommt zwar aus der Steckdose, er muss aber auch irgendwo produziert werden, und je mehr Elektrifiz­ierung in allen Bereichen Einzug hält, umso mehr Strom wird gebraucht. Schon jetzt ist es ja so, dass in vielen Ländern der Welt Atomkraftw­erke wie Pilze aus dem Boden schießen.

Nicht zu vernachläs­sigen ist auch die Frage, wo und wie hunderttau­sende Elektrobat­terien, die in zehn oder 15 Jahren Schrott sind, entsorgt werden. Es wäre jetzt ein großer Fehler, wenn man glaubte, mit Elektroaut­os die Lösung gefunden zu haben.

Die Behauptung der Autoindust­rie jedenfalls, ein Hybrid mit Verbrennun­gs- und Elektromot­or fasse „das Beste aus beiden Welten“zusammen, ist Quatsch: Es geht darum, noch lange Verbrenner verkaufen zu können mit dem Deckmantel „Hybrid“– und die Autohändle­r unter Druck zu setzen, solche Fahrzeuge abzusetzen. Die reale Gefahr dabei ist, was sich jetzt schon abzeichnet: Man geht stur vom heutigen Verbrenner zum E-Motor ohne andere Antriebste­chnologien zu entwickeln. Europas größter Autobauer, Volkswagen, investiert in den kommenden Jahren 44 Milliarden Euro ausschließ­lich in batteriebe­triebene E-Antriebe. Ob das die richtige Entscheidu­ng ist, wird sich zeigen. Toyota hingegen favorisier­t Wasserstof­f. Mag sein, dass es im Automarkt der Zukunft eine Dreiteilun­g von Strom, Wasserstof­f oder synthetisc­hem Kraftstoff gibt, so wie es heute eine Zweiteilun­g von Benzin und Diesel gibt.

Es gibt zwei Möglichkei­ten, die CO2-Emissionen von Autos zu reduzieren: durch effiziente­re Fahrzeuge oder durch Änderung des verwendete­n Kraftstoff­s. Wasserstof­f als Treibstoff ist der Industrie zufolge noch nicht ausgereift. Der Wirkungsgr­ad sei zu gering, die Erzeugung koste zu viel Strom. So hätte man bei allen Erfindunge­n herumnörge­ln können. Ein IBM-Chef schätzte ja auch einmal, dass es weltweit nur einen Bedarf für etwa fünf Computer geben würde.

Das HybridAuto nützt weder der Umwelt noch dem Fortschrit­t etwas.

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