Ende des Wunschdenkens
Im Umweltministerium ist man dabei, die Förderung für E-Autos zu ändern; vielleicht sogar die Prämie für Plug-in-Hybride zu streichen. Gut so. Denn ein Auto, das zwei Motoren mit sich schleppt, von denen der Elektromotor meist nur 30 Kilometer schafft, dient dem Klimaschutz überhaupt nicht. Ohne Zweifel weiß man das auch in der Politik nicht erst seit gestern, wollte aber wohl der Autoindustrie helfen, neue Antriebstechnologien zu entwickeln und ihre Fahrzeugmodelle umzurüsten. Solange aber zusammen mit einem Alibi-Elektroantrieb der Verbrenner weiterverkauft wird, kommt der technologische Wandel nicht in die Gänge.
Der Verkehr der Zukunft: Ohne nervenden Motorenlärm und stinkende Abgase, alles gleitet leise dahin ... Ob die schöne neue Elektrowelt mehr als nur Wunschdenken ist, muss sich erst noch zeigen. Wer aber wie die EU von der Autoindustrie Fortschritte und Ehrlichkeit verlangt, muss selbst damit anfangen – das heißt, damit aufhören, den 2Tonnen-SUV mit ein paar Kilometer elektrischer Reichweite auf dem Papier als „Null-Emissionen-Autos“auszugeben. Damit soll nicht gesagt sein, dass der E-Motor die Technologie der Zukunft sei. Nicht zu vergessen: Der Strom kommt zwar aus der Steckdose, er muss aber auch irgendwo produziert werden, und je mehr Elektrifizierung in allen Bereichen Einzug hält, umso mehr Strom wird gebraucht. Schon jetzt ist es ja so, dass in vielen Ländern der Welt Atomkraftwerke wie Pilze aus dem Boden schießen.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die Frage, wo und wie hunderttausende Elektrobatterien, die in zehn oder 15 Jahren Schrott sind, entsorgt werden. Es wäre jetzt ein großer Fehler, wenn man glaubte, mit Elektroautos die Lösung gefunden zu haben.
Die Behauptung der Autoindustrie jedenfalls, ein Hybrid mit Verbrennungs- und Elektromotor fasse „das Beste aus beiden Welten“zusammen, ist Quatsch: Es geht darum, noch lange Verbrenner verkaufen zu können mit dem Deckmantel „Hybrid“– und die Autohändler unter Druck zu setzen, solche Fahrzeuge abzusetzen. Die reale Gefahr dabei ist, was sich jetzt schon abzeichnet: Man geht stur vom heutigen Verbrenner zum E-Motor ohne andere Antriebstechnologien zu entwickeln. Europas größter Autobauer, Volkswagen, investiert in den kommenden Jahren 44 Milliarden Euro ausschließlich in batteriebetriebene E-Antriebe. Ob das die richtige Entscheidung ist, wird sich zeigen. Toyota hingegen favorisiert Wasserstoff. Mag sein, dass es im Automarkt der Zukunft eine Dreiteilung von Strom, Wasserstoff oder synthetischem Kraftstoff gibt, so wie es heute eine Zweiteilung von Benzin und Diesel gibt.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die CO2-Emissionen von Autos zu reduzieren: durch effizientere Fahrzeuge oder durch Änderung des verwendeten Kraftstoffs. Wasserstoff als Treibstoff ist der Industrie zufolge noch nicht ausgereift. Der Wirkungsgrad sei zu gering, die Erzeugung koste zu viel Strom. So hätte man bei allen Erfindungen herumnörgeln können. Ein IBM-Chef schätzte ja auch einmal, dass es weltweit nur einen Bedarf für etwa fünf Computer geben würde.
Das HybridAuto nützt weder der Umwelt noch dem Fortschritt etwas.