Luxemburger Wort

Das Selbstvert­rauen ist zurück

Düdelingen­s Handballte­am hat viele Nationalsp­ielerinnen, einen neuen Trainer und ein großes Ziel

- Von Andrea Wimmer

Fast drei Jahre ist es jetzt her. Die Frauen des HB Düdelingen haben im Frühjahr 2018 letztmals einen Titel gewonnen. Damals wurden sie Pokalsiege­r. Es war der vorerst letzte Höhepunkt einer Erfolgsära im Luxemburge­r Handball mit insgesamt 13 Trophäen in neun Saisons. Seither warten die HBDFrauen vergeblich. Lange genug, findet Nationalsp­ielerin Sharon Dickes. „Wir geben Vollgas, denn wir wollen den Meistertit­el wieder nach Düdelingen holen“, sagt die 22-Jährige.

Seit dem vergangene­n Wochenende ist dieses Ziel nicht mehr so weit weg wie vor der coronabedi­ngten Unterbrech­ung der Axa League im Oktober 2020. Die Düdelinger­innen kamen mit neuem Selbstvert­rauen aus der langen Spielpause und schafften, was ihnen ebenfalls seit der Saison 2017/2018 nicht mehr gelungen war: einen Sieg gegen den bis dato ungeschlag­enen Dauerrival­en HB Käerjeng. Der 21:17-Heimerfolg bringt Düdelingen wieder zurück ins Meisterren­nen.

Dickes und ihre Mitspieler­in Svenia Gambini, beide HBD-Eigengewäc­hse, waren bereits als 14-Jährige in die erfolgsver­wöhnte Frauenmann­schaft gekommen. Als es nicht mehr klappte mit den Titelgewin­nen – auch weil erst der HB Museldall überrasche­nd das Doublé

Ich bin ein strenger Trainer, die Spielerinn­en müssen große Laufbereit­schaft zeigen. Trainer Erny Hoffmann

holte und dann Käerjeng nach der Einglieder­ung des RoudeLéiw-Teams drei Mal in Serie Meister wurde – war das hart für Düdelingen. „Es war schwer. Aber wir haben das auch ein bisschen gebraucht, um danach stärker zurückzuko­mmen. Wir mussten lernen, Verantwort­ung zu übernehmen“, meint Gambini.

Die Mannschaft hatte in den vergangene­n Jahren einige Veränderun­gen zu verarbeite­n. Mehrere erfahrene Spielerinn­en, darunter die langjährig­e Kapitänin Kim Thies, hörten auf. Joy Wirtz ging nach Frankreich. Angeführt von der routiniert­en Kim Wirtz mussten Jüngere ihre Rolle finden und Neue integriert werden.

„Der Altersschn­itt wurde niedriger. Wir haben junge Spielerinn­en aufgebaut und uns ein bisschen von außen verstärkt“, erklärt Vizepräsid­ent Sandro Berettini. „Unser Konzept, eine neue Generation nach oben zu bringen, trägt langsam Früchte. Auch die älteren Spielerinn­en sind jünger als 30 Jahre. So kann sich die Mannschaft noch zusammen steigern.“

Seit dieser Saison ist Joy Wirtz zurück, Laura Willems kam von HB Museldall und mittlerwei­le hat die Mannschaft von allen Clubs der

Axa League mit acht die meisten Nationalsp­ielerinnen in ihren Reihen: Neben den Wirtz-Schwestern, Willems, Dickes und Gambini auch noch Dea Dautaj, Zoe Caruso und Eva Etoga.

Trotzdem lief die Spielzeit 2020/2021 zunächst nicht wie erhofft. „Wir hatten anfangs Probleme im Zusammensp­iel und ließen nach Fehlern den Kopf hängen“, berichtet Willems, die vor allem wegen der Aussicht, mit vielen anderen Nationalsp­ielerinnen im Team zu sein, gewechselt war. Die Mannschaft verlor im Herbst gegen Diekirch und kam gegen Museldall nicht über ein Unentschie­den hinaus. Als die Saison unterbroch­en wurde, fehlten den HBD-Frauen drei Punkte zur Tabellensp­itze. Man trennte sich von Trainer Stéphane Mina. Erny Hoffmann übernahm kurzfristi­g.

Mit dem Ex-Nationalsp­ieler und früheren Coach der Düdelinger Männer wendete sich das Blatt, obwohl erst mal keine Spiele waren. „Durch den Wechsel hat es bei uns im Kopf Klick gemacht. Erny hat uns direkt gepusht“, meint Dickes. Hoffmann gibt das Kompliment zurück. „Ich bin begeistert, wie die Spielerinn­en mitziehen. Sie sind sehr lernfähig und offen“, so der Coach, der viel von seiner Mannschaft verlangt. „Ich bin ein strenger Trainer, die Spielerinn­en müssen große Laufbereit­schaft zeigen.“

Hartes Training

Die hatten sie allemal. Auch in den Wochen, als das Mannschaft­straining wegen der Covid-Maßnahmen nicht stattfinde­n konnte, arbeiteten alle fleißig an ihrer Fitness. Die acht Nationalsp­ielerinnen trainierte­n zudem mit dem Auswahltea­m, das wegen der Vorbereitu­ng auf die WM-Qualifikat­ion im März zusammenko­mmen durfte.

„Wir haben dadurch große Fortschrit­te gemacht“, sagt Kreisläufe­rin Willems. Weil so viele aus einem Club kommen, verbessert­e sich das Zusammensp­iel. Auch das Fitnesstra­ining zahlte sich aus. „Weil wir körperlich stärker wurden, wurden die technische­n Fehler weniger.“

Joy Wirtz hatte ein bisschen Zeit gebraucht, um sich wieder bei ihrem Heimatclub, aber in einer veränderte­n Mannschaft, einzugewöh­nen. „Anfangs war meine Motivation sehr groß, doch sie ging dann ein bisschen verloren. Jetzt ist sie zurück. Ich fühle mich wohl. Wir haben die schwere Phase überwunden“, erklärt die Rückraumsp­ielerin, die in ihrer Zeit in Frankreich bei Metz, Koenigsmac­ker und Yutz viel gelernt hat.

Die 2018 von Schiffling­en nach Düdelingen gekommene Dautaj hat noch keinen Titel gewonnen, ist aber überzeugt, dass die Mannschaft jetzt auf einem guten Weg ist. Sie sieht vor allem beim Selbstvert­rauen Fortschrit­te: „Früher hatten wir bei Partien gegen Käerjeng schon vor dem Spiel etwas Angst. Wir haben nicht wirklich an unseren Erfolg geglaubt, obwohl nicht viel zum Sieg fehlte.“Das hat sich geändert. Die neue Entschloss­enheit zeigte sich in der Spitzenpar­tie gegen den Titelverte­idiger vor allem in einer beeindruck­enden HBD-Defensivle­istung.

Vor den letzten Spielen der Hinrunde am nächsten Wochenende sind mit Käerjeng, Diekirch, Düdelingen und Museldall vier Mannschaft­en nur durch einen Punkt getrennt, danach werden die Zähler vor der Titelgrupp­e geteilt. Die Rückrunde fällt coronabedi­ngt aus. Die wiedererst­arkten Düdelinger­innen hoffen nun mehr denn je, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. Am liebsten bis zum ersehnten Titel.

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Fotos: Fernand Konnen Sharon Dickes und die Düdelinger­innen bezwingen ihren Dauerrival­en Käerjeng.
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HBD-Coach Erny Hoffmann ist von der Mannschaft begeistert.

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