Das Selbstvertrauen ist zurück
Düdelingens Handballteam hat viele Nationalspielerinnen, einen neuen Trainer und ein großes Ziel
Fast drei Jahre ist es jetzt her. Die Frauen des HB Düdelingen haben im Frühjahr 2018 letztmals einen Titel gewonnen. Damals wurden sie Pokalsieger. Es war der vorerst letzte Höhepunkt einer Erfolgsära im Luxemburger Handball mit insgesamt 13 Trophäen in neun Saisons. Seither warten die HBDFrauen vergeblich. Lange genug, findet Nationalspielerin Sharon Dickes. „Wir geben Vollgas, denn wir wollen den Meistertitel wieder nach Düdelingen holen“, sagt die 22-Jährige.
Seit dem vergangenen Wochenende ist dieses Ziel nicht mehr so weit weg wie vor der coronabedingten Unterbrechung der Axa League im Oktober 2020. Die Düdelingerinnen kamen mit neuem Selbstvertrauen aus der langen Spielpause und schafften, was ihnen ebenfalls seit der Saison 2017/2018 nicht mehr gelungen war: einen Sieg gegen den bis dato ungeschlagenen Dauerrivalen HB Käerjeng. Der 21:17-Heimerfolg bringt Düdelingen wieder zurück ins Meisterrennen.
Dickes und ihre Mitspielerin Svenia Gambini, beide HBD-Eigengewächse, waren bereits als 14-Jährige in die erfolgsverwöhnte Frauenmannschaft gekommen. Als es nicht mehr klappte mit den Titelgewinnen – auch weil erst der HB Museldall überraschend das Doublé
Ich bin ein strenger Trainer, die Spielerinnen müssen große Laufbereitschaft zeigen. Trainer Erny Hoffmann
holte und dann Käerjeng nach der Eingliederung des RoudeLéiw-Teams drei Mal in Serie Meister wurde – war das hart für Düdelingen. „Es war schwer. Aber wir haben das auch ein bisschen gebraucht, um danach stärker zurückzukommen. Wir mussten lernen, Verantwortung zu übernehmen“, meint Gambini.
Die Mannschaft hatte in den vergangenen Jahren einige Veränderungen zu verarbeiten. Mehrere erfahrene Spielerinnen, darunter die langjährige Kapitänin Kim Thies, hörten auf. Joy Wirtz ging nach Frankreich. Angeführt von der routinierten Kim Wirtz mussten Jüngere ihre Rolle finden und Neue integriert werden.
„Der Altersschnitt wurde niedriger. Wir haben junge Spielerinnen aufgebaut und uns ein bisschen von außen verstärkt“, erklärt Vizepräsident Sandro Berettini. „Unser Konzept, eine neue Generation nach oben zu bringen, trägt langsam Früchte. Auch die älteren Spielerinnen sind jünger als 30 Jahre. So kann sich die Mannschaft noch zusammen steigern.“
Seit dieser Saison ist Joy Wirtz zurück, Laura Willems kam von HB Museldall und mittlerweile hat die Mannschaft von allen Clubs der
Axa League mit acht die meisten Nationalspielerinnen in ihren Reihen: Neben den Wirtz-Schwestern, Willems, Dickes und Gambini auch noch Dea Dautaj, Zoe Caruso und Eva Etoga.
Trotzdem lief die Spielzeit 2020/2021 zunächst nicht wie erhofft. „Wir hatten anfangs Probleme im Zusammenspiel und ließen nach Fehlern den Kopf hängen“, berichtet Willems, die vor allem wegen der Aussicht, mit vielen anderen Nationalspielerinnen im Team zu sein, gewechselt war. Die Mannschaft verlor im Herbst gegen Diekirch und kam gegen Museldall nicht über ein Unentschieden hinaus. Als die Saison unterbrochen wurde, fehlten den HBD-Frauen drei Punkte zur Tabellenspitze. Man trennte sich von Trainer Stéphane Mina. Erny Hoffmann übernahm kurzfristig.
Mit dem Ex-Nationalspieler und früheren Coach der Düdelinger Männer wendete sich das Blatt, obwohl erst mal keine Spiele waren. „Durch den Wechsel hat es bei uns im Kopf Klick gemacht. Erny hat uns direkt gepusht“, meint Dickes. Hoffmann gibt das Kompliment zurück. „Ich bin begeistert, wie die Spielerinnen mitziehen. Sie sind sehr lernfähig und offen“, so der Coach, der viel von seiner Mannschaft verlangt. „Ich bin ein strenger Trainer, die Spielerinnen müssen große Laufbereitschaft zeigen.“
Hartes Training
Die hatten sie allemal. Auch in den Wochen, als das Mannschaftstraining wegen der Covid-Maßnahmen nicht stattfinden konnte, arbeiteten alle fleißig an ihrer Fitness. Die acht Nationalspielerinnen trainierten zudem mit dem Auswahlteam, das wegen der Vorbereitung auf die WM-Qualifikation im März zusammenkommen durfte.
„Wir haben dadurch große Fortschritte gemacht“, sagt Kreisläuferin Willems. Weil so viele aus einem Club kommen, verbesserte sich das Zusammenspiel. Auch das Fitnesstraining zahlte sich aus. „Weil wir körperlich stärker wurden, wurden die technischen Fehler weniger.“
Joy Wirtz hatte ein bisschen Zeit gebraucht, um sich wieder bei ihrem Heimatclub, aber in einer veränderten Mannschaft, einzugewöhnen. „Anfangs war meine Motivation sehr groß, doch sie ging dann ein bisschen verloren. Jetzt ist sie zurück. Ich fühle mich wohl. Wir haben die schwere Phase überwunden“, erklärt die Rückraumspielerin, die in ihrer Zeit in Frankreich bei Metz, Koenigsmacker und Yutz viel gelernt hat.
Die 2018 von Schifflingen nach Düdelingen gekommene Dautaj hat noch keinen Titel gewonnen, ist aber überzeugt, dass die Mannschaft jetzt auf einem guten Weg ist. Sie sieht vor allem beim Selbstvertrauen Fortschritte: „Früher hatten wir bei Partien gegen Käerjeng schon vor dem Spiel etwas Angst. Wir haben nicht wirklich an unseren Erfolg geglaubt, obwohl nicht viel zum Sieg fehlte.“Das hat sich geändert. Die neue Entschlossenheit zeigte sich in der Spitzenpartie gegen den Titelverteidiger vor allem in einer beeindruckenden HBD-Defensivleistung.
Vor den letzten Spielen der Hinrunde am nächsten Wochenende sind mit Käerjeng, Diekirch, Düdelingen und Museldall vier Mannschaften nur durch einen Punkt getrennt, danach werden die Zähler vor der Titelgruppe geteilt. Die Rückrunde fällt coronabedingt aus. Die wiedererstarkten Düdelingerinnen hoffen nun mehr denn je, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. Am liebsten bis zum ersehnten Titel.