Der Marathonmann
Der spanische Tennisprofi Feliciano Lopez spielt sein 75. Grand-Slam-Turnier in Folge
Als Feliciano Lopez am 4. Januar 2021 zum ersten Mal Vater wurde, hatte er „nicht wirklich“geglaubt, auch in diesem Jahr bei den Australian Open zu starten. Doch gestern Mittag, 36 Tage nach der Geburt von Söhnchen Dario, stand Lopez (Weltranglistenposition: 65) wieder einmal unverdrossen auf dem Court. Er schlug 21 Asse, produzierte 54 Gewinnschläge und gewann sein Erstrundenspiel gegen den Australier Li Tu (-) am Ende noch souverän mit 6:7 (1:7), 6:4, 7:6 (7:4) und 6:4.
Es war nicht irgendein Match auf Court 7 des National Tennis Centers, bei diesem außergewöhnlichen Event in Corona-Zeiten, es war ein durchaus historischer Tennismoment:
Denn mit Lopez' Start, mit seiner Teilnahme, gab es ein besonderes Grand-Slam-Jubiläum. 75 Majorturniere hat der 39-Jährige aus Toledo nun in Serie gespielt, ein einsamer, ewiger Rekord in der Tennisgeschichte.
Rubrik Schönling
„Ich bin einfach froh, wieder einmal dabei zu sein. Und gewonnen zu haben“, sagte Lopez, dessen Marathonlauf über die Grand SlamSchauplätze 2002 bei den French Open in Paris begann, „meine Frau hat mich letztlich ermuntert, nach Australien zu reisen“.
Kurios, aber wahr: Spaniens hochgehandelter Nachwuchsstar Carlos Alcaraz (141), in den Schlagzeilen bereits zum „neuen Nadal“gehypt, war mit seinen aktuell 17 Jahren noch gar nicht geboren, als Lopez mit seiner bemerkenswerten Serie begann. Der Spanier, immer ein wenig unter der Typrubrik des Schönlings und Snobs gehandelt, erwies sich im Wanderzirkus tatsächlich als eisenharter Major-Dauergast. „Dass jemand 19 Jahre bei jedem Grand Slam antritt, nie ernsthaft verletzt ist, das ist eine unfassbare Leistung“, sagt Rafael Nadal (E/2), der immer wieder von kleineren und größeren Wehwehchen geplagt wurde.
Jagd auf Federer-Rekord
Lopez wuchs gemeinsam mit Roger Federer (CH/5) im Tennisbetrieb auf, der Schweizer war seinerseits Stammkunde bei den Grand Slams, bevor er nach 65 Majors
hintereinander von Verletzungen in der Karriere-Spätphase ausgebremst wurde. Für Lopez habe er „nur den größten Respekt“, sagt Federer. Der Schweizer allerdings ist – neben 1 000 anderen Bestwerten – auch der Rekordhalter für die meisten Grand-Slam-Teilnahmen überhaupt: Er führt hier mit 79 Starts vor Lopez mit 76.
Der unverwüstliche Spanier steht auch noch für eine ganz besondere Turnierleistung: Beim Rasenwettbewerb in Queens gewann er 2019 am Finalwochenende insgesamt fünf Spiele im Einzel und Doppel – am Samstag sein Halbfinale als Solist und zwei Doppelmatches mit Andy Murray (GB/125). Gefolgt von den beiden siegreichen Endspielen im Einzel und Doppel am Sonntag.