Hotelgutschein – ein Flop?
Kurzurlauber wollen nicht nur schlafen, essen und trinken
Ich kann die existenziellen Sorgen der Horesca-Betriebe gut nachvollziehen. Daher war die Idee der Regierung auf den ersten Blick gut, Hotelgutscheine im Wert von 50 Prozent unter gewissen Bedingungen an die Bevölkerung und Grenzgänger zu verschenken. Allerdings liegt die Einlösequote bisher unter 50 Prozent und man kann fragen, ob die von den Horesca-Oberen geforderte Verlängerung der Nutzungsdauer sinnvoll ist.
Irgendetwas hat in der Umsetzung der Idee in die Praxis nicht geklappt. Ursachenforschung ist angesagt.
Eine Einzelperson bekommt kein Einzelzimmer zu 50 Euro die Nacht, außer Jugendherberge und Campingplatz. Die Campingplätze sind im Winter dicht. Ein Paar bekommt für zwei Gutscheine schon mal ein Zimmer um die 100 Euro. Hat das Paar z. B. zwei Kinder unter 16 Jahre, vielleicht auch noch ein Mädchen und ein Junge, da reicht der Gutschein nicht aus um drei Zimmer anzumieten. Wenn Mutter und Tochter, Vater und Sohn jeweils ein Zimmer teilen, kann die Rechnung bei über 16-jährigen Kindern knapp aufgehen.
Hinzu kommen die Kosten für Essen und Trinken. Man muss schon sehr naiv sein zu glauben, dass man bei einem Ausflug an die Mosel oder ins Eisleck einschließlich Übernachtung mit 50 Euro davon kommt.
Meine Frau und ich haben von diesem Gutschein auch Gebrauch gemacht und es hat uns trotz der Zuzahlung gut gefallen. Wir wären eigentlich nicht auf die Idee gekommen, an der Mosel zu übernachten. Schließlich kann man nach einem Tagesausflug in einer Stunde wieder zu Hause sein.
Aber man will ja nicht nur schlafen, essen und trinken. Die Touristen
haben unterschiedliche Interessen von Wandern über Museumsbesuch bis zum Wellnessund Firnessbereich. Alle interessanten Einrichtungen waren dicht und können auch jetzt nur unter unattraktiven Bedingungen genutzt werden. Das war kontraproduktiv.
Über all diese Punkte brauchen sich die Menschen keine Gedanken zu machen, die sich eine solche Geschenkaktion gar nicht leisten können wegen ihrer Einkommenslage oder weil sie eine Betreuerperson benötigen.
Hier hätte ich mir Solidarität gewünscht zwischen den Hotelbetrieben und z. B. den Sozialbüros oder anderen sozialen Einrichtungen, indem man einen Fixpreis von 50 Euro für Bedürftige vereinbart hätte. Das kann übrigens nachgeholt werden.
Uwe Kensing, Strassen