Commerzbank verlässt Luxemburg
Das deutsche Finanzinstitut will sein Auslandsnetzwerk verschlanken und effizienter gestalten
Ende Januar 2021 kündigte die Frankfurter Commerzbank an, bis 2024 weltweit 10 000 Stellen zu streichen, was unter anderem eine Reduzierung der Filialen auf rund 450 statt derzeit 790 in ganz Deutschland zur Folge haben wird.
Auch die Tochtergesellschaft im Großherzogtum, die „Commerzbank AG Filiale Luxemburg“, wird von dieser strategischen Entscheidung der Muttergesellschaft betroffen sein, meldete gestern die Bankengewerkschaft Aleba. Die Luxemburger Filiale wird nämlich 2024 ihre Türen schließen. 200 Mitarbeiter sind dort derzeit beschäftigt. Die Aleba sei über diese Situation informiert worden und habe sofort, zusammen mit der Personaldelegation, „einen Sozialdialog mit der Geschäftsleitung über die konkrete Entwicklung der Situation in Luxemburg aufgenommen“.
Commerzbank zieht sich aus 15 Standorten zurück
„Die Commerzbank bleibt ein leistungsfähiger Partner ihrer Kunden auch im Ausland. Im Rahmen ihrer neuen Strategie wird die Commerzbank jedoch ihr Auslandsnetzwerk verschlanken und effizienter gestalten. Die Bank wird ihr internationales Netzwerk konsequent auf Firmenkunden mit Geschäftsbezug zu Deutschland fokussieren“, sagte gestern ein Pressesprecher der Bank in Frankfurt.
In der Folge plane die Bank, sich aus 15 internationalen Standorten zurückzuziehen und zwei Filialen in lokale Repräsentanzen umzuwandeln. Damit wird die Bank künftig in knapp 40 Ländern präsent sein.
„Die Commerzbank beabsichtigt, im Zuge dieser strategischen Neuausrichtung einen Großteil ihrer geschäftlichen Aktivitäten am Standort Luxemburg bis 2024 nach Deutschland verlagern beziehungsweise einstellen“, so der Pressesprecher. Die Bank werde sicherstellen, dass „dieser Transformationsprozess transparent und partnerschaftlich mit Mitarbeitern und Kunden erörtert wird und in enger Abstimmung mit den lokalen Gremien erfolgt“.
Luxemburger Filiale hatte sich neu ausgerichtet
Die Commerzbank feierte 2019 ein halbes Jahrhundert Präsenz am Finanzplatz Luxemburg. Die Filiale hatte sich in den vergangenen Jahren neu ausgerichtet. 2016 verkaufte die Commerzbank ihr Privatkundengeschäft mit damaliger Tochterfirma „Commerzbank International Luxemburg“(Cisal) an die Schweizer Bank Julius Bär. Vom einstigen Fondsgeschäft hatte die Commerzbank bereits kurz nach der Übernahme der damaligen Dresdner Bank in 2008 vieles an State Street abgetreten. Im Sommer 2018 vereinbarte die Bank auch den Verkauf ihrer Asset-Management-Sparte
„Funds Solutions“an die Société Générale.
In der Commerzbank Luxemburg erfolgt im Wesentlichen die Verwaltung und Buchung des Konsortialkreditgeschäfts der Bank (sogenanntes „Agency Geschäft“). Dieses Geschäft hat einen administrativen Charakter und beinhaltet keine direkte Kundenbetreuung.
Mit dem harten Sparkurs, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte, will das seit der Finanzkrise 2008/2009 teilverstaatlichte deutsche Institut seine Kosten deutlich senken. Bis zum Jahr 2024 sollen diese im Vergleich 2020 um 1,4 Milliarden Euro verringert werden. Wie die deutsche Nachrichtenagentur dpa im Januar berichtete, hatte schon der Vorstand unter Führung von Martin Zielke im vergangenen Jahr ähnliche radikale Sparpläne entworfen. Digitalisierung und Zinstief setzen die gesamte Bankenbranche unter Druck. Doch bei der Commerzbank geriet zusätzlich der Konzernumbau ins Stocken, weil Zielke nach Kritik von Investoren seinen Rücktritt erklärte und zudem die Spitze des Aufsichtsrates neu besetzt werden musste.
Im Rahmen ihrer neuen Strategie wird die Commerzbank ihr Auslandsnetzwerk verschlanken. Pressesprecher, Commerzbank