Luxemburger Wort

Britische Variante ist dominant

Paulette Lenert appelliert: „Jeder muss sich an die Hygienereg­eln halten“

- Von Annette Welsch

„Die britische Virusvaria­nte bereitet uns Sorgen, sie beschleuni­gt das Infektions­geschehen.“Mit diesen Worten mahnte Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) gestern angesichts der in einer Woche von 165 auf über 200 gestiegene­n Sieben-Tage-Inzidenz an täglichen Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner zur Vorsicht: „Wir behalten die Situation nur im Griff, wenn jeder sich an die Regeln hält und das Testen sowie die Quarantäne einhält.“Es werde oft vergessen, dass in einer Quarantäne nach sechs Tagen ein negativer Test verlangt wird, ehe sie aufgehoben wird. „Das Virus verbreitet sich weiter, auch wenn man keine Symptome hat.“

Man wisse mittlerwei­le durch repräsenta­tives Sequenzier­en von zwölf Prozent der positiven Tests, dass die britische Variante in der sechsten Kalenderwo­che 57 Prozent davon ausmachte. „Es hat uns erschreckt, wie schnell dadurch die Inzidenz bei den Kindern zwischen Null und 14 Jahren in die Höhe schnellte“, sagte Lenert. Durch das Homeschool­ing sei sie zwar wieder stark um 24 Prozent gesunken, dafür legten die Zahlen in der Altersgrup­pe der Eltern (30 bis 44 Jahre) zu. „In den Familien ist das Virus noch präsent.“

AstraZenec­a hoch effizient

Im Vergleich mit den Nachbarlän­dern liegt Luxemburg bei den Neuinfekti­onen knapp unterhalb von Frankreich und über den Niederland­en, Belgien und Deutschlan­d, wobei die Testanzahl weiterhin unerreicht hoch ist. Die Positivitä­tsrate ist deswegen vergleichs­weise gering. Bei den Sterbezahl­en liegt das Großherzog­tum im Mittelfeld, steht aber gut da bei der

Zahl der Patienten auf einer Intensivst­ation. Am Mittwoch beschloss die Regierung, dass ab nächster Woche vom AstraZenec­a-Vakzin nur noch die Hälfte der zweiten Dosen zurückgeha­lten wird: 75 Prozent der ankommende­n Dosen werden direkt verimpft. „Es ist ein kleines Risiko dabei, weil wir nie sicher wissen, ob es mit den versproche­nen Lieferunge­n

auch klappt. Aber angesichts der neuen Varianten wollen wir den Schutz erhöhen, denn wir wissen, dass schon nach einer ersten Impfdosis eine Reihe an Fatalitäte­n verhindert werden kann.“

Mittlerwei­le gingen auch Briefe an die Personen, die die erste AstraZenec­a-Dosis erhielten, mit einem nach hinten verschoben­en zweiten Impftermin heraus. Sie sorgen derzeit für Verwirrung. „Das zweite Datum für die Zweitimpfu­ng ist das richtige, der zweite Brief ersetzt den ersten“, präzisiert­e Lenert.

Es wurde auch nochmals eine Lanze für den Impfstoff von AstraZenec­a gebrochen: „Es ist ein hoch effiziente­r Impfstoff, um schwere Krankheits­verläufe zu vermeiden, das zeigt auch eine neue schottisch­e Studie. Es gibt Nebenwirku­ngen, ja, sie sind aber nicht so dramatisch, wie in einzelnen Fällen berichtet wird“, betonte Gesundheit­sdirektor Jean-Claude Schmit.

Vielverspr­echende Schnelltes­ts

Viel Hoffnung setzt die Gesundheit­sministeri­n nun in die neuen Schnelltes­ts, die vor allem in den Schulen und bei den Grenzgänge­rn zur Anwendung kommen sollen. „Sie können richtige Gamechange­r sein, wir nehmen es aber sehr ernst, dass das Material auch gut ist“, betonte sie. Schmit ergänzte:

Es gibt Nebenwirku­ngen, sie sind aber nicht so dramatisch, wie in einzelnen Fällen berichtet wird. Dr. Jean-Claude Schmit

„Der Abstrich soll so einfach wie möglich sein. Manche Speichelte­sts und Nasaltests, die aber nicht tief in der Nase gemacht werden müssen, sind vielverspr­echend.“

Sieben Speichel-Schnelltes­ts, die ähnlich wie Schwangers­chaftstest­s nach 15 Minuten ein Ergebnis anzeigen und zwei SpeichelPC­R-Tests, die im Labor ausgewerte­t werden müssen, werden derzeit im Staatslabo­r evaluiert und getestet. Mit dem Ziel zu schauen, ob sie es von ihrer Sensitivit­ät her wert sind, dass die Regierung sie kauft. Zwei PCR-Tests verspreche­n, zu 100 Prozent angeben zu können, ob eine der drei Haupt-Virusvaria­nten vorliegt.

 ?? Foto: A. Antony ?? Die britische Variante macht mittlerwei­le 57 Prozent der Neuinfekti­onen aus. Die Regierung beschloss deshalb am Mittwoch, nur noch halb so viel Impfstoff für die zweiten Dosen zurückzuha­lten.
Foto: A. Antony Die britische Variante macht mittlerwei­le 57 Prozent der Neuinfekti­onen aus. Die Regierung beschloss deshalb am Mittwoch, nur noch halb so viel Impfstoff für die zweiten Dosen zurückzuha­lten.
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