Luxemburger Wort

Sorge um die Schwächste­n im Land

Beratende Menschenre­chtskommis­sion appelliert an die Regierung, die Rechte vulnerable­r Menschen stärker zu berücksich­tigen

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Seit Beginn der Covid-19-Pandemie hat die beratende Menschenre­chtskommis­sion (CCDH) 13 Gutachten erstellt mit zahlreiche­n Empfehlung­en an die Regierende­n. „Nur drei Empfehlung­en wurden übernommen“, sagte der Vorsitzend­e Gilbert Pregno gestern bei einer digitalen Pressekonf­erenz.

Mit scharfer Kritik hält Pregno sich generell zurück. Er bevorzugt Appelle und so appelliert­e er gestern an die Regierung und das Parlament, auf NGOs und andere beratende Gremien zu hören. „Sie leisten einen Beitrag dazu, dass die Menschenre­chte respektier­t werden. Es ist also wichtig, auf sie zu hören und ihren Empfehlung­en Rechnung zu tragen.“Das gilt auch für den Staatsrat. „Es reicht nicht, nur dafür zu sorgen, formale Einwände aus dem Weg zu räumen. In den Gutachten des Staatsrats sind noch viele andere wichtige Informatio­nen enthalten.“

Enttäuscht ist der Vorsitzend­e der CCDH auch, weil die Regierung ihr bis dato den Auftrag nicht erteilt hat, die Situation in den Pflegeheim­en und Behinderte­nstrukture­n auf die Menschenre­chtslage hin zu prüfen und die dafür nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Pregno bedauerte dies, zumal die Initiative von der Regierung ausgegange­n war und der

Brief, den die Regierung in dieser Angelegenh­eit an die CCDH geschickt hatte, wichtige Punkte enthalte, auf denen die Studie aufbauen könnte, so Pregno.

Er bezog – als Privatpers­on – Stellung zum Impfskanda­l in den „Hôpitaux Robert Schuman“. „Ich hätte mich nicht impfen lassen. Jetzt haben andere Menschen Priorität.“Es werde immer Menschen geben, die mit der Priorisier­ung nicht einverstan­den sind und sich selbst als prioritär betrachten. „Das geht aber nicht. Wir müssen lernen, zu warten.“

Eine ideale Impfstrate­gie gebe es nicht. Max Mousel meinte aber, dass die Modalitäte­n und Kriterien der Impfstrate­gie – zum Beispiel wer welchen Impfstoff erhält – präziser formuliert werden sollten, „um Missbräuch­e oder Diskrimini­erungen zu verhindern“.

Die CCDH stellte gestern ihren jüngsten Bericht vor. Er beleuchtet die Bevölkerun­gsgruppen, die am meisten von der Pandemie impaktiert sind: Alleinerzi­ehende, Frauen, ältere Menschen, Kinder und Jugendlich­e, Behinderte, Obdachlose, Flüchtling­e sowie Menschen, die sich illegal im Land aufhalten. Am größten sei der Impakt der Pandemie auf diejenigen, die ohnehin vulnerabel sind, so die CCDH. Mit ihrem Bericht wollen die Menschenre­chtler noch einmal auf die Risiken, denen diese Gruppen in der Pandemie ausgesetzt sind, hinweisen und die Regierung auffordern, diese Personengr­uppen in ihrem Handeln mehr zu berücksich­tigen.

Plan gegen Wohnungsno­t

Die CCDH wiederholt­e gestern, was sie und viele andere Organisati­onen bereits unzählige Male formuliert haben: Die Ungleichhe­iten, die es auch vor der Pandemie gab, werden zunehmen. Umso wichtiger sei es, Menschen, die darunter leiden, gezielt zu helfen. Das betrifft zum Beispiel Menschen, die sich keine Wohnung leisten können. Ein strukturel­les Problem, das sich nach Ansicht der CCDH verschlimm­ern wird. Anamarija Tunjic forderte die Regierung auf, einen Plan zur Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum auszuarbei­ten „und in der Zwischenze­it Lösungen auf den Weg zu bringen für Menschen, denen es besonders schlecht geht.“mig

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Foto: Guy Jallay Die CCDH möchte, dass die Regierung sich mehr um Menschen kümmert, die ganz besonders unter der Pandemie leiden – Obdachlose zum Beispiel.

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