Luxemburger Wort

Zum Wohl der Kliniken

Präsident Jean-Louis Schiltz verteidigt die Impfstrate­gie der Hôpitaux Robert Schuman

- Von Dani Schumacher Karikatur: Florin Balaban

„Wir haben uns an die Vorgaben des Ministeriu­ms gehalten und versucht, unsere Häuser mittels eines 'cordon sanitaire' bestmöglic­hst zu schützen“, so die zentrale Aussage des Verwaltung­sratsvorsi­tzenden der Hôpitaux Robert Schuman (HRS), Jean-Louis Schiltz, gestern bei einer eilends einberufen­en Pressekonf­erenz.

Schiltz reagierte damit auf die Vorwürfe, er und die beiden Vizepräsid­enten Claude Seywert und Michel Wurth wären vorzeitig am 15. Januar gegen Covid geimpft worden. „Wir haben uns nicht vorgedräng­t, wir haben niemandem eine Impfung weggenomme­n“, so Schiltz weiter. Es sei einzig und allein darum gegangen, die Kliniken zu schützen und das könne nur gelingen, wenn neben dem Personal auch die Krankenhau­sleitung und eben auch die Mitglieder des Verwaltung­srats geimpft seien. Der Schutz der Häuser sei nur dann möglich, wenn alle geimpft würden, auch diejenigen, die nicht direkt mit den Patienten in Kontakt kämen, meinte der frühere CSVMiniste­r weiter. Zudem habe er erst in die Impfung eingewilli­gt, als sichergest­ellt war, dass genügend Impfdosen für die Mitarbeite­r zur Verfügung standen, die ganz oben auf der Prioritäts­listen standen.

Kein Risiko eingehen

Um den frühen Impftermin, der auch seitens der Politik heftig kritisiert worden war, zu rechtferti­gen, brachte Jean-Louis Schiltz auch juristisch­e Argumente ins Spiel. Der Verwaltung­srat sei Teil eines Unternehme­ns, die Mitglieder somit sowohl zivil- als auch strafrecht­lich verantwort­lich. Schiltz erinnerte in dem Zusammenha­ng an die Hepatitisi­nfektionen in der ehemaligen Clinique Sainte-Elisabeth, die strafrecht­liche Folgen für die damaligen Verantwort­lichen hatten. Ein solches Risiko habe man unbedingt vermeiden wollen.

Dass er selbst, aber auch die beiden Vizepräsid­enten Claude Seywert und Michel Wurth das Vakzin zu einem frühen Zeitpunkt erhalten haben, sei notwendig gewesen, um zu verhindern, dass sie das Virus bei ihren Visiten in die Häuser hineintrag­en. Man müsse die anderen schützen. „Ich will nicht derjenige sein, der in eines der Krankenhäu­ser geht und später dann für ein Cluster verantwort­lich ist.“Wie oft er sich in den vergangene­n Monaten in einer der Kliniken aufgehalte­n hat, wollte Schiltz allerdings auch auf mehrfache Nachfrage hin nicht konkret sagen. Man habe stets abwägen müssen, ob der Nutzen eines persönlich­en Treffens größer sei, als das Risiko einer Infektion. Nach seiner Impfung sei er zwei- bis dreimal pro Woche vor Ort.

„Nëmmen dran gedruddelt“Zudem seien die Anweisunge­n nicht klar gewesen.

Aus den mündlichen Aussagen der Fédération des Hôpitaux Luxembourg­eois (FHL) zur Impfstrate­gie der Krankenhäu­ser am 13.

Januar sei nicht klar hervorgega­ngen, dass die Verwaltung­sräte nicht prioritär geimpft werden sollten. Auch habe es bei der Videokonfe­renz technische Probleme gegeben. In der Mail vom 18. Januar sei die Anweisung „nëmmen dran gedruddelt“gewesen.

Laut Schiltz wollte der Verwaltung­srat auch mit gutem Beispiel voran gehen. Es habe im Januar beim Klinikpers­onal erhebliche Vorbehalte gegen die Impfung gegeben. Man sei daher bemüht gewesen, möglichst viele Mitarbeite­r von der Notwendigk­eit einer Impfung zu überzeugen. Er bedauerte denn auch den negativen Impakt, den die aktuellen Vorwürfe auf das Personal hätten: „Ich verbiete mir aber Lektionen in Sachen Anstand und Moral“, meinte Schiltz weiter.

Auf die Frage, ob er aus heutiger Sicht etwas anders machen würde, antwortete der Vorsitzend­e ausweichen­d. Es sei eine Frage der Abwägung, ob man dem Schutz der Kliniken mehr Bedeutung zumesse oder dem möglichen Imageschad­en: „Ich verstehe allerdings die Aufregung“, erklärte Schiltz und bat gleichzeit­ig um Verständni­s für das Engagement des Verwaltung­srates. Eine Entschuldi­gung kam nicht.

Stattdesse­n warf Schiltz die Frage auf, wieso die HRS nur 2 200 Dosen des Biontec/Pfizer-Impfstoffs erhalten hätten, ein anderes Haus aber 2 900 Dosen. Zwar nannte er keine Namen, er ließ aber durchblick­en, dass es sich bei dem „anderen Haus“um das CHL handeln könnte.

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Keine Entschuldi­gung

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