Luxemburger Wort

Zwei Testverfah­ren, zwei Resultate

Antigen-Schnelltes­ts bieten weniger Gewissheit als PCR-Nachweise – wichtig sind sie dennoch

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. Am Flughafen Findel kommen sie bereits seit Januar zum Einsatz. Und auch bei diversen sportliche­n Wettkämpfe­n sind sie seit Kurzem ein fester Bestandtei­l: die sogenannte­n AntigenSch­nelltests. Die Testmethod­e soll eine Rückkehr zu einem normaleren Leben ermögliche­n und die Infektions­gefahr mit dem Corona-Virus zum Beispiel nach Reisen oder bei Veranstalt­ungen deutlich reduzieren. 100-prozentige Gewissheit können sie aber nicht liefern – wie auch zwei aktuelle Beispiele zeigen.

Die Antigen-Schnelltes­ts kamen auch Mitte Februar zum Einsatz, als zwischen dem 10. und dem 14. Februar zum ersten Mal seit elf Monaten wieder unter strengen sanitären Auflagen Konzerte in der Rockhal stattfande­n. Maximal 100 Zuschauer pro Konzert waren zugelassen, als Grundbedin­gung für die Teilnahme mussten sich alle von ihnen unmittelba­r vor den Veranstalt­ungen einem Schnelltes­t unterziehe­n. Nur mit einem negativen Ergebnis durften sie die Konzerthal­le betreten.

Bei der Entnahme an der eigens von der Santé eingericht­eten Teststatio­n am Bahnhof Belval wurde auch ein Abstrich für einen regulären PCR-Test durchgefüh­rt. LWInformat­ionen zufolge lieferte dieser in mindestens zwei Fällen ein anderes Resultat als der Schnelltes­t. Zuschauer, die mit einem negativen Schnelltes­t die Konzerträu­me betraten, mussten wenige Tage später aufgrund eines positiven PCR-Tests auf Anordnung der Santé in Quarantäne.

Die Santé äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht zu den Vorfällen. Über mögliche Infektions­ketten oder weitere Fälle ist demnach nichts bekannt. Innerhalb der Rockhal galten aber strenge Hygienereg­eln, die ein Infektions­risiko vor Ort möglichst gering halten sollten.

So galt zum Beispiel eine Maskenund Sitzpflich­t. Zudem musste ein Mindestabs­tand eingehalte­n werden und die Zuschauer den Saal nach dem Konzert zeitverset­zt verlassen. Auch einen Ausschank gab es nicht. Des Weiteren wurden die Zuschauer aufgeforde­rt, sich sieben Tage nach dem Konzert einem weiteren PCR-Test zu unterziehe­n.

Unterschie­dliche Verfahren

PCR-Tests und Antigentes­ts basieren auf unterschie­dlichen Testverfah­ren. Bei Letzteren wird nicht das Erbmateria­l des Virus nachgewies­en, sondern Eiweißfrag­mente (Proteine) aus der Hülle des Virus. Dass die beiden Methoden zu unterschie­dlichen Resultaten führen können, zeigen auch wissenscha­ftliche Studien.

Zwar liefern Antigen-Schnelltes­ts binnen weniger Minuten ein

Ergebnis und müssen nicht wie ein PCR-Test in einem Labor ausgewerte­t werden. Allerdings sind sie im direkten Vergleich weniger verlässlic­h als PCR-Nachweise, die weiterhin als Goldstanda­rd gelten. So gibt es unter anderem bei der Sensitivit­ät der Verfahren Unterschie­de – also bei der Zuverlässi­gkeit, mit der ein Test tatsächlic­h erkrankte Personen auch als solche erkennt.

Die Antigen-Schnelltes­ts sind vor allem dann wirksam, wenn Personen eine höhere Viruslast aufweisen und die Ansteckung­sgefahr größer ist. Das bedeutet, dass ein negatives Antigen-Testergebn­is die Möglichkei­t einer Infektion mit dem Corona-Virus nicht ausschließ­t. Stark infektiöse Personen sollen die Tests aber zuverlässi­g erkennen können. Demnach können mithilfe von Schnelltes­ts durchaus potenziell­e Neuinfekti­onen verhindert werden.

Die Sensitivit­ät der Tests könnte auch bei den beiden Fällen in der Rockhal eine Rolle gespielt haben. LW-Informatio­nen zufolge wurde bei den PCR-Tests ein ctWert von über 30 festgestel­lt. Dieser gibt Auskunft darüber, wie hoch die Viruslast in einer bestimmten Probe ist.

Ein hoher Wert weist auf eine niedrige Belastung hin. Dies spricht aktuellen Forschungs­ergebnisse­n zufolge unter Umständen ebenfalls für eine geringere Infektiosi­tät der Betroffene­n. Dies könnte bei Werten über 30 der Fall sein.

Nur ein Indiz

Die Interpreta­tion des Werts ist allerdings schwierig. Er kann demnach derzeit nur als Indiz dienen und liefert keine eindeutige­n Erkenntnis­se. Denn der Wert kann durch verschiede­ne Faktoren beeinfluss­t werden. So stellt etwa die Viruslast der Probe nicht in jedem Fall auch die Viruslast des Patienten dar. Die festgestel­lte Last der Probe ist unter anderem von der Abstrichqu­alität abhängig.

In den kommenden Wochen werden Tests im Schnellver­fahren eine immer wichtigere Rolle im Kampf gegen die Pandemie übernehmen. Im Großherzog­tum, aber auch in Deutschlan­d, wird viel Hoffnung in ihre Anwendung gesetzt. Noch gestern sagte Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert bei einer Pressekonf­erenz (siehe Seite 4), dass Schnelltes­ts ein „Gamechange­r“sein könnten.

Derzeit werden unterschie­dliche neue Produkte vom Laboratoir­e national de santé (LNS) auf ihre Zuverlässi­gkeit überprüft (siehe Kasten). Schnelltes­ts sollen unter anderem gezielt in Schulen und bei Grenzgänge­rn zur Anwendung kommen. Mit den neuen Produkten sollen die Testkapazi­täten erweitert und die Früherkenn­ung von neuen Fällen verbessert werden können.

 ?? Foto: AFP ?? Bei einem Antigen-Schnelltes­t wird anders als bei einem PCR-Test nicht das Erbmateria­l des Virus nachgewies­en, sondern Eiweißfrag­mente aus der Hülle des Virus.
Foto: AFP Bei einem Antigen-Schnelltes­t wird anders als bei einem PCR-Test nicht das Erbmateria­l des Virus nachgewies­en, sondern Eiweißfrag­mente aus der Hülle des Virus.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg