Zwei Testverfahren, zwei Resultate
Antigen-Schnelltests bieten weniger Gewissheit als PCR-Nachweise – wichtig sind sie dennoch
Luxemburg. Am Flughafen Findel kommen sie bereits seit Januar zum Einsatz. Und auch bei diversen sportlichen Wettkämpfen sind sie seit Kurzem ein fester Bestandteil: die sogenannten AntigenSchnelltests. Die Testmethode soll eine Rückkehr zu einem normaleren Leben ermöglichen und die Infektionsgefahr mit dem Corona-Virus zum Beispiel nach Reisen oder bei Veranstaltungen deutlich reduzieren. 100-prozentige Gewissheit können sie aber nicht liefern – wie auch zwei aktuelle Beispiele zeigen.
Die Antigen-Schnelltests kamen auch Mitte Februar zum Einsatz, als zwischen dem 10. und dem 14. Februar zum ersten Mal seit elf Monaten wieder unter strengen sanitären Auflagen Konzerte in der Rockhal stattfanden. Maximal 100 Zuschauer pro Konzert waren zugelassen, als Grundbedingung für die Teilnahme mussten sich alle von ihnen unmittelbar vor den Veranstaltungen einem Schnelltest unterziehen. Nur mit einem negativen Ergebnis durften sie die Konzerthalle betreten.
Bei der Entnahme an der eigens von der Santé eingerichteten Teststation am Bahnhof Belval wurde auch ein Abstrich für einen regulären PCR-Test durchgeführt. LWInformationen zufolge lieferte dieser in mindestens zwei Fällen ein anderes Resultat als der Schnelltest. Zuschauer, die mit einem negativen Schnelltest die Konzerträume betraten, mussten wenige Tage später aufgrund eines positiven PCR-Tests auf Anordnung der Santé in Quarantäne.
Die Santé äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht zu den Vorfällen. Über mögliche Infektionsketten oder weitere Fälle ist demnach nichts bekannt. Innerhalb der Rockhal galten aber strenge Hygieneregeln, die ein Infektionsrisiko vor Ort möglichst gering halten sollten.
So galt zum Beispiel eine Maskenund Sitzpflicht. Zudem musste ein Mindestabstand eingehalten werden und die Zuschauer den Saal nach dem Konzert zeitversetzt verlassen. Auch einen Ausschank gab es nicht. Des Weiteren wurden die Zuschauer aufgefordert, sich sieben Tage nach dem Konzert einem weiteren PCR-Test zu unterziehen.
Unterschiedliche Verfahren
PCR-Tests und Antigentests basieren auf unterschiedlichen Testverfahren. Bei Letzteren wird nicht das Erbmaterial des Virus nachgewiesen, sondern Eiweißfragmente (Proteine) aus der Hülle des Virus. Dass die beiden Methoden zu unterschiedlichen Resultaten führen können, zeigen auch wissenschaftliche Studien.
Zwar liefern Antigen-Schnelltests binnen weniger Minuten ein
Ergebnis und müssen nicht wie ein PCR-Test in einem Labor ausgewertet werden. Allerdings sind sie im direkten Vergleich weniger verlässlich als PCR-Nachweise, die weiterhin als Goldstandard gelten. So gibt es unter anderem bei der Sensitivität der Verfahren Unterschiede – also bei der Zuverlässigkeit, mit der ein Test tatsächlich erkrankte Personen auch als solche erkennt.
Die Antigen-Schnelltests sind vor allem dann wirksam, wenn Personen eine höhere Viruslast aufweisen und die Ansteckungsgefahr größer ist. Das bedeutet, dass ein negatives Antigen-Testergebnis die Möglichkeit einer Infektion mit dem Corona-Virus nicht ausschließt. Stark infektiöse Personen sollen die Tests aber zuverlässig erkennen können. Demnach können mithilfe von Schnelltests durchaus potenzielle Neuinfektionen verhindert werden.
Die Sensitivität der Tests könnte auch bei den beiden Fällen in der Rockhal eine Rolle gespielt haben. LW-Informationen zufolge wurde bei den PCR-Tests ein ctWert von über 30 festgestellt. Dieser gibt Auskunft darüber, wie hoch die Viruslast in einer bestimmten Probe ist.
Ein hoher Wert weist auf eine niedrige Belastung hin. Dies spricht aktuellen Forschungsergebnissen zufolge unter Umständen ebenfalls für eine geringere Infektiosität der Betroffenen. Dies könnte bei Werten über 30 der Fall sein.
Nur ein Indiz
Die Interpretation des Werts ist allerdings schwierig. Er kann demnach derzeit nur als Indiz dienen und liefert keine eindeutigen Erkenntnisse. Denn der Wert kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. So stellt etwa die Viruslast der Probe nicht in jedem Fall auch die Viruslast des Patienten dar. Die festgestellte Last der Probe ist unter anderem von der Abstrichqualität abhängig.
In den kommenden Wochen werden Tests im Schnellverfahren eine immer wichtigere Rolle im Kampf gegen die Pandemie übernehmen. Im Großherzogtum, aber auch in Deutschland, wird viel Hoffnung in ihre Anwendung gesetzt. Noch gestern sagte Gesundheitsministerin Paulette Lenert bei einer Pressekonferenz (siehe Seite 4), dass Schnelltests ein „Gamechanger“sein könnten.
Derzeit werden unterschiedliche neue Produkte vom Laboratoire national de santé (LNS) auf ihre Zuverlässigkeit überprüft (siehe Kasten). Schnelltests sollen unter anderem gezielt in Schulen und bei Grenzgängern zur Anwendung kommen. Mit den neuen Produkten sollen die Testkapazitäten erweitert und die Früherkennung von neuen Fällen verbessert werden können.