Luxemburger Wort

Bevorzugte­r Gastgeber

Schon elf Jahre vor den Sommerspie­len 2032 setzt das Internatio­nale Olympische Komitee auf Brisbane

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Das neue Verfahren „ist kostengüns­tiger, verhindert jegliche unzulässig­e Einflussna­hme, ist unpolitisc­her und versachlic­ht es zunehmend“, verteidigt­e Thomas Bach, der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees, das frühe Votum für Brisbane als bevorzugte­n Bewerber für die Sommerspie­le 2032 gegen Kritik.

Zuvor hatte die IOC-Spitze entschiede­n, vorerst ausschließ­lich mit der Bewerbung der australisc­hen Region Queensland zu verhandeln. Damit erhielten die Hoffnungen anderer Olympia-Interessen­ten wie Katar, Budapest oder die Rhein-Ruhr-Initiative einen kräftigen Dämpfer.

2019 hatte das IOC das Olympia-Vergabever­fahren verändert. Nun führt eine kleine Evaluierun­gskommissi­on die Verhandlun­gen mit möglichen Bewerbern, die allein über die Veröffentl­ichung ihres Interesses entscheide­n. Es soll verhindert werden, dass Kandidaten einander öffentlich attackiere­n und viel Geld in Lobbyarbei­t und Berater fließt, sagte Bach. Im früheren Verfahren waren mehrere Kandidaten benannt worden und standen dann ein Jahr lang im Wettbewerb miteinande­r, ehe ein Gastgeber sieben Jahre vor den Spielen gewählt wurde. „Das war nicht das beste Verfahren, weder für die Zukunft der Spiele noch für den Ruf des IOC“, erklärte Bach.

Weichenste­llung vier Jahre früher als üblich

Das IOC wollte nach der coronabedi­ngten Verschiebu­ng von Tokio 2020 um ein Jahr für künftige Spiele schnellstm­öglich eine sichere Lösung. Und die konnte aktuell nur Brisbane bieten. Die Australier hatten ihre Bemühungen in der Corona-Krise fortgesetz­t und alle Parteien ins Boot geholt. Die Rückendeck­ung

Annastacia Palaszczuk, Regierungs­chefin von Queensland, und John Coates, Australien­s NOKPräside­nt, sind guter Dinge. Brisbane hat die Nase im Kampf um Olympia 2032 vorne.

ist vorhanden. Es gilt daher als sicher, dass Brisbane auf einer der nächsten IOC-Vollversam­mlungen als Ausrichter verkündet wird.

In Deutschlan­d hatten sich der nordrhein-westfälisc­he Landesvate­r Armin Laschet und Initiator Michael Mronz so sehr Olympia 2032 an Rhein und Ruhr gewünscht. Doch sie wurden offenbar von der Tempoversc­härfung des IOC überrumpel­t. Die Kommission­svorsitzen­de Kristin Kloster Aasen aus Norwegen erklärte, bezüglich der Rhein-Ruhr-Initiative habe der für die Bewerbung zuständige Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Anfang des Jahres bestätigt, dass er „nicht Teil der weiteren Dialogphas­e sein wird“.

Für Alfons Hörmann wäre dies auf die Schnelle nicht möglich gewesen. „Dass das IOC die Entscheidu­ng über die Olympische­n Spiele 2032 nicht 2025 trifft, sondern bereits vier Jahre früher eine Weichenste­llung vornimmt, kommt überrasche­nd“, sagte der Chef des DOSB. Sie sei aber vor dem Hintergrun­d der Corona-Pandemie nachvollzi­ehbar: „Berechenba­rkeit und Planungssi­cherheit haben in den zurücklieg­enden zwölf Monaten seit Beginn der Pandemie deutlich an Bedeutung gewonnen.“Dagmar Freitag, Sportaussc­huss-Vorsitzend­e im deutschen Bundestag, ließ das Virus als Argument jedoch nicht gelten. „Was genau die aktuell schwierige Lage aufgrund der Pandemie mit Planungssi­cherheit für eine Veranstalt­ung im Jahr 2032 zu tun hat, erschließt sich mir nicht wirklich“, sagte die SPD-Politikeri­n.

Nächster Rückschlag für deutsche Olympia-Bewegung

Hörmann verteidigt­e das Vorgehen, beim IOC nicht längst ein ernsthafte­s Bewerbungs­interesse und Gesprächsb­ereitschaf­t hinterlegt zu haben. Vielmehr wollte der DOSB nicht vom „klaren Fahrplan“für das Jahr 2021 abweichen. „Ein überzeugen­des Konzept abschließe­nd erarbeiten, dann die Finanzieru­ng klären, mit diesen Ergebnisse­n die Bevölkerun­g befragen und auf dieser Basis die Zustimmung der DOSB-Mitglieder­versammlun­g einholen“, erklärte Hörmann. „Angesichts dieser zeitlichen Entwicklun­g wäre es nicht seriös gewesen, vorschnell in den Entwicklun­gsdialog mit dem IOC einzutrete­n.“

Zweifel, ob dies so einvernehm­lich mit den Machern an Rhein und Ruhr abgestimmt war, weckt eine Passage in der Stellungna­hme der Initiative. Der IOC-Entscheid sei auch auf die starke Unterstütz­ung von Brisbane durch das australisc­he Nationale Olympische Komitee zurückzufü­hren, „die im Falle Deutschlan­ds leider nicht gegeben“gewesen sei. Dazu sagte Freitag: „Der DOSB ist auf internatio­naler Ebene nicht wahrnehmba­r.“

Grundsätzl­ich ist das Scheitern von Rhein-Ruhr der nächste harte Rückschlag für die deutsche Olympia-Bewegung. Nach den Sommerspie­len 1972 in München bemühten sich Berchtesga­den, Berlin, Leipzig, München und Hamburg um Winter- oder Sommerspie­le. Oft kam es – wie auch mit RheinRuhr – gar nicht erst zu einer offizielle­n Bewerbung.

Zuletzt scheiterte Hamburg für 2024 an einem Bürgerents­cheid, als letzter offizielle­r Kandidat für Sommerspie­le schied Leipzig für 2012 schon in der Vorauswahl aus. München hatte sich vergeblich um die Winterspie­le 2018 beworben.

Das war den Australier­n gestern zunächst einmal egal: Australien­s NOK-Präsident John Coates, zugleich IOC-Vizepräsid­ent und Vertrauter von Bach, der die Arbeitsgru­ppe leitet die das neue Vergabever­fahren empfohlen hat, sprach von einer „reifen Entscheidu­ng“und betonte, dass die anderen potenziell­en Bewerber nur „für zukünftige Spiele geparkt“worden seien. Für die Regierungs­chefin von Queensland, Annastacia Palaszczuk, ist die Bevorzugun­g von Brisbane der Beginn „einer neuen, goldenen Zeit“.

Für die 2,5-Millionen-Stadt spricht, dass ihr Olympiakon­zept laut IOC voll auf er Linie der Agenda 2020 sei und bereits über 80 Prozent der benötigten Sportstätt­en verfüge. Brisbane wäre nach Melbourne 1956 und Sydney 2000 der dritte Ausrichter von Sommerspie­len in Australien. Auf Tokio in diesem Jahr folgen Paris 2024 und Los Angeles 2028 als nächste Gastgeber. sid/dpa

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