Businessklasse im E-Mantel
Nach seinem Facelift fährt auch der BMW 5er Touring mit Plug-in-Hybrid-Technik vor
Im Zuge der generellen Modellpflege hat BMW bereits im Sommer 2020 seiner 5er-Baureihe optimierte Benzin- und Dieselaggregate sowie ein Mildhybrid-System mit 48-Volt-Technologie spendiert. Inzwischen haben die Münchner die Hybridisierung ihres „Business-Automobils für anspruchsvolle Zielgruppen“fortgesetzt. In den Genuss der Plug-inHybrid-Technik kommt nun erstmals auch der Touring (Kombi) mit vierzylindrigem Motor und optionalem xDrive-Allradantrieb.
Die 5er-Reihe ist die traditionsreichste Baureihe der bayrischen Autoschmiede. Weltweite Popularität genießen sowohl die seit 1972 produzierte Limousine als auch der vor 20 Jahren gestartete Touring. Seit der Markteinführung der aktuellen Modellgeneration – der siebten bei der Limousine beziehungsweise fünften beim Touring – wurden bereits über 600 000 Einheiten verkauft.
Nach dem Kuraufenthalt sorgen die in Breite und Höhe gewachsene und von einem einteiligen Rahmen eingefasste Niere, die Scheinwerfer mit flacheren Konturen und die zwei nebeneinanderliegenden Tagfahrlichter für eine „verstärkte optische Präsenz“. Am breiter wirkenden Heck stechen die neue Leuchtengrafik in L-Form sowie die trapezförmigen Endrohrblenden der Abgasanlage hervor.
Auch der elegante Innenraum wurde verfeinert. Eine RundumÜberarbeitung erfuhr das serienmäßig 10,25 und optional 12,3 Zoll große Control Display. Eine Klimaautomatik mit erweiterten Umfängen ist jetzt Serienbestandteil. Neu angeordnete Multifunktionstasten kennzeichnen das Sport-Lederlenkrad.
Noch mehr Fahrspaß
Aber nicht nur optisch hat BMW bei der Überarbeitung Hand angelegt. Die entscheidenden Veränderungen stecken eher im Inneren. Die lange Liste der Neuerungen beginnt mit der erstmals im Kombi verbauten eDrive-Technologie der neuesten Generation. Im BMW 530e xDrive Touring erzeugt der Verbrennungsmotor eine Höchstleistung von 135 kW (184 PS), während der Elektroantrieb auf 80 kW (109 PS) kommt. Die Systemleistung der beiden Antriebseinheiten kann mittels XtraBoost kurzzeitig auf bis zu 215 kW (292 PS) gesteigert werden.
Die zusätzlich zur Verfügung stehende elektrische Energie sorgt jedenfalls für ein noch gesteigertes Maß an Fahrspaß. Der fast fünf Meter langen Businessklasse verleiht sie einen spontanen Antritt. Die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h schafft der BMW 530e xDrive Touring in 6,1 Sekunden – und das bei einem Gesamtgewicht von knapp zwei Tonnen. Dieses ist auch der Hybridisierung geschuldet – bringt doch die Variante mit Benzinantrieb 170 Kilogramm weniger auf die Waage.
Nachteilig wirkt sich das Plugin-Hybrid-System mit ElektroSynchronmotor indes auf die für einen Kombi nicht unwesentliche mögliche Zuladung aus. Der Verlust im Gepäckraum hält sich aber mit durchschnittlich 430 bis 1 560 Litern (gegenüber 560 bis 1 700 Litern im Kombi mit konventionellen Antrieben) in Grenzen. Wie gehabt lässt sich die Fondsitzlehne im Verhältnis 40:20:40 teilen. Als wesentliches Merkmal ist auch das für BMW typische separate Öffnen des Heckfensters geblieben.
Diverse Neuerungen gibt es auch bei den elektronischen Helfern. Mit den optionalen Lenk- und Spurführungsassistenten mit aktiver Navigationsführung und dem ebenfalls neuen Rettungsgassenassistenten vollzieht der BMW 5er die nächsten Schritte auf dem Weg zum automatisierten Fahren. Serienmäßig im Plug-in-Hybrid-Modell ist der automatische Wechsel in den rein elektrischen Fahrmodus bei Einfahrt in Umweltzonen.
Ein guter Kompromiss
Drückt der Fahrer nach dem Einsteigen den Startknopf, wird er von einem „Fahrbereitschaftssound“eingehüllt. Dieser nette Gag vermittelt ihm auch ohne Blick auf die Instrumententafel, dass sein Wagen startbereit ist. Sofern kein anderes Fahrprogramm ausgewählt wird, beginnt die Fahrt im Hybrid-Modus. In dieser Einstellung, die einen guten Kompromiss darstellt, meldet sich in erster Linie der Elektroantrieb zu Wort. Der Verbrennungsmotor springt ihm lediglich dann zur Seite, wenn der Fahrer übermäßig stark beschleunigt oder sich generell einer forcierten Gangart und hohem Tempo befleißigt.
Selbstverständlich ist auch rein elektrisches Fahren möglich. Die in Aussicht gestellte Autonomie von 46 Kilometern haben wir bei unseren Testfahrten auch punktgenau erreicht. Im Hybrid-Modus schafften wir sogar ein Paar Kilometer mehr, verbrauchten dafür aber auch 0,1 Liter Benzin. Dabei vermeldete der Bordcomputer einen durchschnittlichen Stromverbrauch von 22,6 kWh.
Wie ein Turbo
Und wenn der Energiesparwillen einmal nicht oberstes Gebot ist, kann der Fahrer über die Tastenstellung „Sport“die volle Systemleistung abfordern. In dieser Einstellung legt der E-Motor seine Leistung wie ein Turbo obendrauf, während sich das Automatikgetriebe mit seinen Schaltpunkten an höheren Drehzahlen orientiert, wie sie bei dynamischer Fahrweise üblich sind. Und für die Ohren gibt es obendrauf den entsprechenden Sound.
Aber auch ohne Zwischenstopp und ohne Nachladen an der Steckdose vergrößert sich dank Rekuperation das abgasfreie Fahren mit jedem zusätzlichen Kilometer. Bei einer Strecke von 100 Kilometern waren es 70 Kilometer und bei 200 Kilometern immerhin noch 85 Kilometer. Dabei belief sich der durchschnittliche Benzinverbrauch auf 3,9 bzw. 5,6 Liter. Dass auch diese Werte nicht mit den
Werksangaben einhergehen, dürfte nicht überraschen.
Auch wenn die rein elektrische Reichweite des BMW 530e xDrive Touring begrenzt bleibt, dürfte sie aber im Prinzip problemlos für die durchschnittliche Fahrt vom Zuhause zur Arbeitsstelle ausreichen. Unter der Voraussetzung allerdings, dass dabei das maximale „Elektrotempo“von 140 km/h nicht angepeilt wird. Dann kann sein Fahrer vom Sparpotenzial der Plug-in-Hybrid-Technik profitieren sowie seine Steuern und Kosten an der Zapfsäule mindern. Was aber angesichts von Preisen ab 64 253 Euro eher von nebensächlichem Wert sein dürfte.
Aus dem Stand auf 100 km/h schafft es der BMW 530e xDrive Touring in 6,1 Sekunden – und das bei einem Gewicht von knapp zwei Tonnen.